Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannte
fünf Gemüsesorten, Hasen fangen. Worauf warteten wir eigentlich?
Sein Stuhl – knarz, knarz – verstummte. Er wurde so leise wie ein Jäger, der die Beute wittert. Sie ist ganz nah. Er wachte auf.
Wie bitte.
Geht es um mehr. Als das tägliche Überleben.
Er malmte mit dem Kiefer, seine schiefergrauen Augen verdüsterten sich im dämmrigen Licht. Vielleicht war ich zu weit gegangen.
Ich muss los, sagte er und stand auf. Fischte mit einem Finger den Drehverschluss aus der Brusttasche seines Flanellhemds, schraubte ihn auf die Flasche. Nahm seine Cola mit von der Veranda. Die kaputte Treppenstufe ächzte unter seinem Stiefel.
Das war so ungefähr im zweiten Jahr gewesen. Deswegen weiß ich, als wir hier im Hangar stehen, dass ihm mein Gerede vom innerlichen Erfrieren nicht gefallen wird. Wenn Bangley in der Nähe ist, denke ich die Hälfte der Zeit über all das nach, was ich nicht aussprechen kann.
Ich breche eine frische Ölflasche an, drehe sie um und stecke sie in den Trichter. Ich lasse sie leerlaufen. Ich drehe mich wieder zu ihm um.
Wer weiß, vielleicht sind wir eines Tages auf sie angewiesen. Man kann nie wissen.
Ha!, hustet er verächtlich. Nie im Leben, Hig. Höchstens als Sargträger.
Er hatte sie schon abgeschrieben. Wenn es nach ihm ginge, wären sie schon tot.
Willst du wirklich der Letzte sein? Was hättest du davon? Du, der allerletzte verdammte Mensch auf Erden.
Na und? Wenn es so sein soll … ist mir immer noch lieber als die Alternative. Außerdem habe ich dich! Er trinkt seine Coke aus, sieht mich über die Flasche hinweg an.
Die Alternative ist, dass alle sterben. Glaube ich. Ich spreche es nicht laut aus, aber ich denke: Eines Tages steige ich in die Bestie und fliege nach Westen, immer weiter.
Nein, das tust du nicht, sagt er.
Hä?
Was du da eben gedacht hast. Es gibt keinen anderen sicheren Ort. Auf dem ganzen Planeten nicht. Wir haben das Gelände, wir haben Wasser, Strom, Essen, Waffen. Wir haben die Berge, nur für den Fall, dass uns die Beutetiere ausgehen. Wir müssen uns nicht mit Zank und Streit rumschlagen, und mit Politik auch nicht. Es gibt nur dich und mich. Uns kann nichts auseinanderbringen. So wie die Mormonen und alle anderen da draußen, die nicht mehr am Leben sind. Wir beschränken uns auf das Nötigste und überleben.
Er grinst.
Nur die Landeier überleben.
Sein Lieblingsspruch.
Ich betrachte meinen einzigen Freund auf Erden. Ja, das ist er wohl, mein Freund.
Bring uns nicht um, sagt er und geht.
*
Ich fliege trotzdem hin, wann immer sie mich darum bitten. Ich fliege Streife, erst nach Westen bis zu den Bergen, dann nach Süden. Ich folge den Bäumen am Flussufer. Wenn ich die Schornsteine des Kraftwerks und das Wasserreservoir sehen kann, drehe ich nach Nordwesten ab. Die Mennoniten haben eine Putenfarm am Flusslauf besetzt. Acht Metallschuppen, jeweils vier in einer Reihe, schräg nebeneinander wie Autos auf einem Parkplatz. Hohe, jahrhundertealte Bäume bilden eine Art Wäldchen, aus dessen Mitte das teergedeckte Spitzdach eines Backsteingebäudes aufragt, das alte Wohnhaus. Der Fluss speist die beiden Teiche. Auf einem kann ich ein Floß erkennen, und ein leeres Kanu. Südlich der Schuppen stehen die Solarzellen und zwei Windmühlen, eine davon fördert Wasser. Nur deswegen sind sie hier.
Auf der Lichtung hinter dem Haus steht ein zehn Meter hoher Fahnenmast, die Fahne ist längst verschwunden, vermutlich hat jemand eine Babydecke draus genäht. Wann immer sie Hilfe brauchen, hissen sie Männerunterwäsche, einen zerfetzten roten Overall. Windsack und Notsignal zugleich. Bei starkem Wind streckt er Arme und Beine von sich wie ein kopfloser Mann.
Ich lande auf der schnurgeraden Einfahrt, die im rechten Winkel von der alten Landstraße abgeht. Ich sehe die Unterhose im Wind zappeln. Am Ende der Einfahrt haben sie ein Schild mit Draht an zwei Pfählen befestigt, unter dem roten Totenkopf steht: LEBENSGEFAHR WIR HABEN DIE BLUTKRANKHEIT. Die Einfahrt ist halb überflutet und von Wurzeln durchsetzt. Manchmal greifen sie zur Schaufel und füllen die Schlaglöcher auf, aber sie sind lausige Straßenbauer und zum Arbeiten viel zu schwach. Trotzdem versuchen sie verzweifelt, die Landebahn freizuhalten. Fast immer starker Seitenwind aus, sagen wir, 330 Grad. Ich halte das Biest so, dass es im Seitengleitflug auf die Einfahrt rutscht, den linken Flügel abgesenkt und die Nase nach Süden ausgerichtet, und ich fange es erst im allerletzten Moment ab,
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