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Das Ende der Unschuld: Roman (German Edition)

Das Ende der Unschuld: Roman (German Edition)

Titel: Das Ende der Unschuld: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Abbott
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Karikaturen von Trophäen, nicht wie echte Trophäen.
    Mr. Verver stellt den neuen Pokal in die Mitte, und uns kommt eine Ladung Staub entgegen. Ich muss husten, Mr. Verver klopft mir auf den Rücken und macht ein lustiges Geräusch wie bei den Three Stooges.
    Hier riecht es immer nach frischer Wäsche, so ein zarter Weichspülerduft. Auf dem Tischchen aus Fassbrettern stehen ein paar leere Bierflaschen, und ich stelle mir traurig vor, wie Mr. Verver hier unten sitzt, Frau und Tochter weinen verzweifelt in getrennten Zimmern, und er kann nichts tun.
    Schrecklich.
    In einer Ecke des Regals, das sich über die gesamte Breite der ledergepolsterten Theke erstreckt, steht eine kleine Trophäe, die mir vorher nie aufgefallen ist, eine gold-grüne Musiknote auf einem winzigen Marmorsockel.
    »Was ist das denn?«, frage ich und strecke die Hand danach aus.
    Mr. Verver lächelt, nimmt sie aus dem Regal und reicht sie mir.
    Die goldene Schrift ist fast nicht mehr zu erkennen, es sieht aus, als könnte schon einfaches Berühren die Buchstaben völlig ablösen:
    L A DES- M SIK- W ET B WERB 2. P L TZ
    »Der ist ja uralt«, sage ich, und Mr. Verver lacht.
    »Jahrhunderte. Eiszeiten sind seitdem gekommen und gegangen.«
    Ich grinse spöttisch. »Das ist wohl Ihrer.«
    »Ja«, antwortet er, nimmt ihn mir vorsichtig aus der Hand und betrachtet ihn.
    »Was haben Sie denn gespielt?«, frage ich ihn, obwohl ich es weiß. Er hat es mir und Evie mal erzählt. Ich weiß noch, wie er dabei in Begeisterung geraten ist.
    »Klavier«, antwortet er, »Keyboard. Ich habe beim Finale des Landeswettbewerbs gespielt. In dem großen Kino beim Capitol Building. So ein altmodischer Filmpalast mit einer Orgel, die bis in den Himmel reicht. Ich trat auf die Bühne, und da hing dieser schwere goldene Vorhang, der höchste, den ich je gesehen hatte. Und die Lichter. Als ob man in die Sonne hinaustritt.«
    Er lacht leise in sich hinein. »Ziemlich überwältigend für ein Kind wie mich. Aber ich hab wirklich alles gegeben.«
    Ich stelle mir Mr. Verver vor, über einen schimmernden Stutzflügel gebeugt, über einen glänzenden Konzertflügel wie in alten Filmen, oder über ein heruntergekommenes Klavier in einer schummrigen Bar, mit schmachtendem, brütendem Blick.
    »Sie waren bestimmt großartig!«, sage ich, und sofort ist mir das peinlich.
    »Na ja, vielleicht nicht gerade großartig«, sagt er, »aber für das eine Mädchen hat es gereicht. Annie. Mrs. Verver.«
    Ich habe nie mitbekommen, dass Mrs. Verver Musik gehört hätte. So ist es bei allen Geschichten über Mrs. Verver. Es sind immer alte Geschichten, als wäre sie eine Bekannte von früher. Geschichten wie die, als sie bei der Party zum vierten Juli mit Mrs. McCann zusammen hinter der Garage gekifft hat, als wir noch klein waren, oder wie sie in der High School die Ado Annie in Oklahoma! spielte und ihren Rock so hoch warf, dass alle ihre Unterwäsche sehen konnten, dunkelblaue Spitze.
    Diese Geschichten kommen mir völlig unrealistisch vor, ich kann sie gar nicht glauben. Es ist, als hätte es diese Mrs. Verver früher mal gegeben, und jetzt wohnt eine andere Frau hier, müde und spindeldürr, die abends im Veteranenkrankenhaus arbeitet, die liest, während sie den Garten wässert, den Gartenschlauch in der einen Hand, und in der anderen einen vergilbten Roman vom Wühltisch. Ich frage mich, ob die andere Mrs. Verver irgendwo anders ist, in San Francisco oder in Mexiko oder so, wo sie ein aufregendes Leben führt und nicht zurückschaut.
    »Sie hat mich in einem Club spielen hören«, sagt er. »Wir waren gerade mit dem College fertig.«
    »Sie haben in einer Band gespielt?« Ich stelle mich auf die Zehenspitzen, lehne mich ein wenig über die Bar zu ihm hinüber, er legt den Kopf in den Nacken und schwelgt in Erinnerungen.
    »Das wäre sehr freundlich formuliert.« Seine Augen blitzen und machen wundervolle Sachen. »Sie stand hinten im Gang mit einem Typen, von dem sie dachte, sie wäre in ihn verliebt, so ein ganz Cooler mit langen Koteletten und einem Ring an jedem Finger. Aber dann hat sie mich spielen hören, und es war um sie geschehen. Sie hat den armen Kerl einfach stehen lassen und ist quer durch den Club schnurstracks zur Bühne gekommen.«
    Mein Kopf spielt verrückt beim Gedanken an den einundzwanzigjährigen Mr. Verver, mit dunklen Haaren und dem Körper eines Jungen, über die Tasten gebeugt – zeichnete sein Schlüsselbein sich ab, hüpfte sein Adamsapfel, hatte er diese

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