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Das Ende der Welt (German Edition)

Das Ende der Welt (German Edition)

Titel: Das Ende der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Höra
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Gegner gewonnen und würde als Volkstribun ins Parlament einziehen. Weitere Leute blieben stehen. »Ein Hoch auf unseren Cato!«, rief einer. Cato senkte demütig den Kopf und breitete die Arme aus, als wollte er sie alle umarmen. »Ich verspreche euch, auch für euch zu sprechen, die ihr keine Macht im Senat habt.«
    Mittlerweile waren ziemlich viele Menschen stehen geblieben. Sie applaudierten bei Catos Worten.
    Er grinste und machte das Siegeszeichen mit seinen Fingern. Als wir endlich weiterkonnten, spuckte er aus, als hätte er einen schlechten Geschmack im Mund.
    Amandus wohnte mit seiner Tochter in einem schäbigen Haus, das an den stinkenden Fluss grenzte. Ich war überrascht, dass der Kanzler mitten in der Stadt unter den gewöhnlichen Berlinern lebte. Die anderen Senatsbürger wohnten in geschützten Sektoren, die von einer hohen Mauer umgeben waren und von Soldaten bewacht wurden. Man durfte sie nur mit einer Sondergenehmigung betreten.
    Als ich Amandus’ Haus betrat, fiel mir sofort der würzige Geruch auf. Eine Mischung aus verschiedenen Kräutern, die in den Fluren abgebrannt wurden, um den üblen Geruch des Flusses zu vertreiben.
    Im Gegensatz zu seinem runtergekommenen Äußeren war das Haus innen sauber. Und doch war ich enttäuscht.
    Der Boden war durchgetreten, die Wände unverputzt.
    Alles war schmucklos und ohne Glanz. Ich hatte mir Amandus’ Haus viel luxuriöser vorgestellt und auch einschüchternder, so wie es seiner Stellung als oberster Senatsbürger entsprach.
    Eine Wache brachte uns zu Amandus’ Arbeitszimmer. Der Kanzler erhob sich von seinem Schreibtisch und grüßte uns auf Senatsbürgerart mit erhobener Hand. Ich sah mich unauffällig um. Der Raum war einfach eingerichtet, fast wie ein Offizierszimmer.
    »Ich kann mich gar nicht genug bei dir bedanken«, begann Amandus, wobei er mich aus seinen grauen Augen freundlich ansah. »Du hast mir das Leben gerettet.«
    Ich schwieg, wie Cato es mir geraten hatte.
    »Ich will es kurz machen«, fuhr Amandus fort. »Ich würde dich gern mit einer besonderen Aufgabe betrauen.«
    Er zögerte kurz. »Es wird nicht leicht sein.« Amandus sah zu Cato hinüber, seufzte und sagte: »Ich möchte, dass du die Leibwache meiner Tochter Leela verstärkst.«
    »Nein!«, rief ich.
    Die beiden sahen mich verwundert an.
    »Du willst diesen Auftrag nicht annehmen, Kadett Kjell?«, fragte Amandus überrascht.
    »Natürlich nimmt er diesen Auftrag an, Kanzler«, sagte Cato statt meiner.
    »Ich war nur so überrascht von der Ehre, Exzellenz«, stotterte ich. Cato nickte mir zufrieden zu. Amandus sah aus dem Fenster und verschränkte die Arme hinter dem Rücken. »Meine Familie hat Morddrohungen erhalten. Das kommt zwar regelmäßig vor. Aber Cato hat mir versichert, dass diesmal mehr dahinterstecken könnte. Und dazu der Vorfall letztens …«
    Er drehte sich um und sah mich an. »Es wird nicht für lange sein. Sie wird in wenigen Wochen heiraten, und dann wird ihr Mann für ihren Schutz sorgen.«
    »Das ist eine große Verantwortung, du solltest stolz darauf sein«, warf Cato ein.
    Amandus nickte. »Also, Kjell, wir erwarten dich morgen«, sagte er mit einem kleinen Lächeln und verabschiedete uns. Ich salutierte ihm zum Abschied und stapfte missmutig hinter Cato her.
    »Das wird deiner Karriere förderlich sein«, sagte Cato fröhlich, als wir auf dem Rückweg waren.
    »Ich will aber nicht der Wachhund eines verwöhnten Senatsbürgerkindes sein«, platzte es aus mir heraus.
    Cato sah mich erstaunt an. Ich rechnete damit, dass er mich beschimpfen oder schlagen würde, doch er lachte aus vollem Hals. Als er sich wieder beruhigt hatte, sagte er: »Ich dachte schon, du würdest dich auf den Kanzler stürzen, so wie du ihn angesehen hast.«
    Jetzt musste ich ebenfalls lachen. Cato schlug mir auf die Schulter. »In ein paar Wochen hast du es hinter dir. Und welcher Kadett bekommt schon die Möglichkeit, dem Kanzler so nahe zu sein? Außerdem strahlt der Ruhm auch auf deine Einheit ab, und vor allem auf Sönn. Du solltest also stolz sein.«
    Catos Worte besserten meine Laune, und als Sönn mich beglückwünschte, schwebte ich beinahe vor Stolz. Vor allem, da Sönn normalerweise sehr sparsam mit Lob umging.
    Prüm und Sönn würden ebenfalls in Berlin bleiben.
    »Ich werde dieser Stadt so richtig in ihren fetten Arsch treten«, sagte Prüm. »Es gibt jede Menge Kneipen und Spaß.« Etwas Gutes konnte ich meinem neuen Posten doch abgewinnen: Ich musste Prüm eine Weile

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