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Das Ende der Welt (German Edition)

Das Ende der Welt (German Edition)

Titel: Das Ende der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Höra
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an. »Die sind wertvoll«, sagte Oran bewundernd. »Amandus sammelt so was. Er ist ganz verrückt danach.«
    In einer Vitrine lagen viereckige Blöcke, die mit winzigen Knöpfen versehen waren. Auf einem Schild daneben stand, dass die Menschen die Dinger früher angeblich benutzt hatten, um über große Entfernungen miteinander zu reden. Man sollte sie nicht berühren, weil sie Gift ausstrahlten, warnte das Schild.
    In einer anderen lag eine kleine silberne Scheibe. Die Schrift darauf war unleserlich, nur Disc konnte ich noch entziffern. Wofür die Scheiben einmal benutzt wurden, stand nicht dabei. Ich tippte auf Waffen für die Vogeljagd.
    Wolf schüttelte verwundert den Kopf. »Was für ein Unsinn! Kein Wunder, dass die alte Zeit untergegangen ist.« Ich musste ihm recht geben. Nichts davon sah nützlich aus.
    In der nächsten Vitrine war ein Ball. Schwarzweiß und aus Leder. Das Schild daneben besagte, das die Leute früher damit gespielt hatten. »Was um Himmels willen haben Erwachsene mit einem Ball gemacht?«, wollte ich wissen.
    »Vielleicht diente er zur leichten Form der Steinigung«, mutmaßte Wolf.
    Oran trieb uns an. »Wenn Reger mitkriegt, dass wir hier rumstehen, macht er uns alle einen Kopf kürzer.«
    Wir wanderten durch das ganze Haus. Küche, Gästezimmer, Büros, Keller, Oran zeigte uns auch die Fluchtwege und die Waffenkammer.
    Aber eines interessierte mich viel brennender.
    »Was ist mit Amandus’ Tochter?«
    Oran wedelte mit der Hand, als hätte er sich verbrannt. Er grinste. »Das Beste kommt immer zum Schluss. Komm mit, es ist sowieso Zeit.« Er brachte mich zu Leelas Zimmer, klopfte zaghaft, nickte mir aufmunternd zu und verschwand, ehe die Tür geöffnet wurde. Ich sah ihm verwundert nach, und als ich mich wieder umdrehte, stand das Mädchen vor mir.
    »Was ist?«, fragte sie unwillig und musterte mich kalt.
    »Ich heiße Kjell«, antwortete ich und salutierte. »Ich bin dein neuer Leibwächter.«
    Sie musterte mich noch ein wenig, bevor sie fragte: »Weißt du überhaupt, was deine Aufgabe ist?«
    »Dich beschützen«, sagte ich, worauf sie lauthals loslachte und sagte: »Beschützen tue ich mich schon selber. Du bist nur der Mittler zwischen mir und den anderen.«
    Ich sah sie fragend an.
    »Du kapierst überhaupt nichts, was?« Sie seufzte.
    »Was ist bloß mit euch Kerlen los? Macht euch das eigentlich Spaß?«
    Ich wusste nicht, worauf sie hinauswollte.
    »Dumm zu bleiben, meine ich.«
    Ich blieb ruhig und dachte an einen von Sönns Sätzen: Selbst in der größten Wut kühlt der Kämpfer sein heißes Blut ab, bis es fast gefriert.
    »Ich werde dich beschützen«, sagte ich noch einmal, weil mir nichts anderes einfiel.
    »Bist du ein Schwachsinniger?«, fragte Leela.
    »Ich bin ein Schwarzer Jäger«, sagte ich und straffte mich.
    »Schon gut!«, sagte sie. »Aber bild dir bloß nichts ein, nur weil du meinem Vater das Leben gerettet hast. Der Attentäter ist mit ihm ja geradezu in dich reingefallen.«
    Ich fragte mich, warum sie so wütend war, doch die Antwort kam sofort.
    »Ich habe euch Soldaten satt. Ihr seid primitiv und roh. Ihr stinkt nach Zwiebel und esst rohes Fleisch.«
    Als ich ihr sagte, dass ich rohes Fleisch nur einmal während einer Übung gegessen und es auch nicht gemocht hätte, fiel sie mir ins Wort. »Du hast hier vor meinem Zimmer auf diesem Stuhl zu sitzen.« Sie wies auf einen Hocker neben der Tür. »Wenn ich dich brauche, gebe ich Bescheid.«
    Noch ehe ich etwas sagen konnte, knallte sie die Tür zu und ließ mich stehen. Eine Sekunde später riss Leela die Tür wieder auf und befahl: »Und du nennst mich Fräulein Leela, verstanden?« Damit knallte sie die Tür wieder zu.
    Was bildet sich dieses Bürgermädchen ein, dachte ich wütend. Ich gehörte zu einer Elitetruppe. Ohne uns wäre sie schon längst von unseren Feinden versklavt oder von Terroristen in die Luft gesprengt worden. Ich bleibe hier nicht sitzen wie ein Hund, beschloss ich, und suchte Wolf auf, um ihm von meiner ersten Begegnung mit Leela zu erzählen. Oran, der dabeisaß, schlug mir mitfühlend auf die Schulter. »Nimm es nicht so schwer.«
    »Das sagt er nur, weil er vorher diesen Posten hatte«, lachte Pike, ein bärtiger Soldat. »Und er hat aufgegeben, weil er sie am liebsten verprügelt hätte.«
    Dann kicherte er. »Nimm dich vor ihrem Verlobten in Acht. Der ist noch übler.«
    Reger stand plötzlich in der Tür und blitzte mich böse an: »Wer hat dir erlaubt, deinen Posten ohne

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