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Das Ende der Welt (German Edition)

Das Ende der Welt (German Edition)

Titel: Das Ende der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Höra
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zwinkerte mir zu.
    Ein paar dick geschminkte Senatsbürger gingen an uns vorüber und nickten Cato und auch uns zu. Sie erinnerten mich an riesige Käfer, die bald aussterben würden.
    Als ich bereits im Jeep saß, der mich zurückbringen sollte, sagte Cato: »Heute Abend werden wir auf unseren Erfolg anstoßen.«
    Reger empfing mich schon am Tor.
    »Wenn das noch mal vorkommt, werde ich mir was Besonderes für dich ausdenken«, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen. Das prallte an mir ab.
    Was konnte er mir schon anhaben? Ich stand unter dem Schutz von wesentlich höheren Mächten.
    Als ich wieder auf meinem Posten saß, erschien Leela.
    »Wo warst du?«, fragte sie böse.
    »Sonderauftrag!«, sagte ich gut gelaunt.
    Sie schnüffelte an mir. »Wahrscheinlich in einer Spelunke. Mit dir wird es noch mal ein böses Ende nehmen«, sagte sie und knallte ihre Tür hinter sich zu.

14
    Zu meinem Missfallen war auch Prüm wieder dabei.
    Er, Cato, Sönn und ich saßen in einer einfachen Bierstube, die hauptsächlich von Soldaten besucht wurde. Der niedrige, schlauchartige Raum war bis auf den letzten Platz gefüllt. Es stank nach schalem Bier und Erbrochenem. Neben uns hatte ein Mann den Kopf zum Schlafen auf den Tisch gelegt und schnarchte lautstark. In einer Ecke war ein Glücksspiel aufgebaut, um das sich lärmend ein paar Soldaten drängelten.
    »Das ist Kirsch«, stellte Cato uns den Wirt vor, der verlegen an unserem Tisch stand und sein speckiges Geschirrtuch knetete.
    »Wir haben zusammen bei Oberhausen gekämpft. Das waren noch Zeiten, was, Kirsch?«
    Der Wirt nickte eifrig und sagte: »Ich würde alles geben, um wieder an deiner Seite in die Schlacht zu ziehen, General.«
    Kurz darauf hatten wir riesige Gläser Bier vor uns stehen. Wir stießen an und ließen Cato hochleben, worin sofort der ganze Raum einstimmte. Cato stand auf, verbeugte sich und trank, unter den Rufen der Soldaten, sein Glas in einem Zug leer. Krachend stellte er es auf den Tisch, wischte sich mit dem Ärmel über den Mund und rülpste herzhaft, bevor er sich wieder setzte.
    Bald schwirrte mir der Kopf vom Bier und von Catos Reden. »Die meisten Menschen sind Schafe, Kjell, die nur dem Leithammel hinterherrennen. Und dann gibt es die Wölfe. Die wollen die Schafe fressen, das ist ihre Natur. Und dazwischen stehen wir, die Hunde! Unsere Aufgabe ist es, die Schafe zu beschützen und die Wölfe zu töten. Verstehst du das?«
    Ich nickte eifrig. Das verstand ich nur zu gut.
    »Diese Gesellschaft wird zugrunde gehen, wenn wir Hunde nicht aufpassen«, fuhr Cato fort. »Doch hin und wieder muss man auch in das Räderwerk eingreifen und ein paar Schräubchen anziehen.«
    Ich wusste zwar nicht, wie er das meinte, gab ihm aber recht. Das war alles so einleuchtend.
    »Auf uns Hunde«, rief Cato, und selbst Sönn, der mittlerweile ziemlich betrunken war, stimmte ein. Prüm bellte, und alles lachte.
    »Ja, wir sind Hunde«, sagte ich begeistert und stieß mit den anderen an.
    Mehr und mehr versank ich in den Tiefen des Rausches. Gedämpft, wie unter Wasser, hörte ich die Stimmen der anderen. Ich stützte den Kopf in die Hände und brütete dumpf vor mich hin, bis mich etwas aus dem Nebel riss. Ein Gefühl, keine Ahnung, woher. Als ich den Kopf hob, sah ich einen Soldaten, der drei Tische weiter saß und mit seinen Kameraden Bier trank. Obwohl ich ihn nicht kannte, war mir der Mann vertraut.
    Das bildest du dir nur ein, sagte ich mir. Aber das half nichts. Die Gewissheit, dass ich ihn schon mal irgendwo gesehen hatte, raste in meinem Kopf herum. Dann drehte sich der Soldat auf einmal zu mir um, er musste bemerkt haben, dass ich ihn anstarrte. Jetzt erkannte ich ihn, er hatte nur ein Ohrläppchen.
    »Das ist der Attentäter!«, rief ich und sprang auf.
    Die anderen starrten mich überrascht an. Cato zerrte mich wieder auf meinen Stuhl.
    »Sei still!«, zischte er mir zu.
    »Der da wollte Amandus umbringen«, sagte ich aufgeregt und zeigte auf den Soldaten.
    »Unsinn!«, bellte Cato. Auch Sönn redete jetzt auf mich ein. »Der Attentäter ist hingerichtet worden. Er war einer von Burgers Männern. Er hat gestanden.«
    »Aber das Ohr«, beharrte ich. »Es fehlt genau wie bei dem anderen.«
    »Vielen Soldaten fehlt ein Ohr. In der Schlacht geht so etwas schnell verloren«, redete Cato auf mich ein.
    Widerwillig ließ ich mich überzeugen. Cato bestellte noch eine Runde Bier und Sönn sagte: »Manchmal lässt man sich vom Augenblick täuschen. Darin liegt eine

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