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Das Ende der Welt (German Edition)

Das Ende der Welt (German Edition)

Titel: Das Ende der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Höra
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aus dem Paket kam. Vielleicht eine wertvolle Uhr, dachte ich, da klickte es leise, als ob Zahnräder ganz sanft ineinandergriffen. Ich kannte dieses Geräusch, doch mir fiel nicht ein, woher. Woran erinnert mich das nur, überlegte ich krampfhaft. Als es erneut klickte, stellten sich meine Nackenhaare auf. Schlagartig wusste ich, was in dem Paket war. Es war keine Uhr. Es war ein Gemisch aus 88 Prozent Hexogen und 12 Prozent Wachs, das mit einer Sprengkapsel zur Explosion gebracht wird. Ziemlich tödliche Mischung. Und trotzdem schwappte in meinem Kopf ein trüber Ozean, in dem ich keinen klaren Gedanken fassen konnte. Erst ein weiteres Klicken brachte mich zur Besinnung. Ich raste zum Fenster und schmiss das Paket durch die geschlossene Scheibe, die laut klirrend zerbrach, im gleichen Moment aber von dem explodierenden Sprengsatz übertönt wurde. Splitter pfiffen durch die Luft, einer riss mir die Wange auf, die Druckwelle schleuderte mich zu Boden, wo ich benommen liegen blieb.

16
    Ich wollte den anderen zurufen, dass alles in Ordnung sei, aber in meinen Ohren brauste es, und meine Stimme versagte. Schwerfällig kam ich auf die Beine und wankte auf die Bühne zu. Leela und Amandus wichen vor mir zurück und starrten mich erschrocken an. Ich räusperte mich und versuchte erneut zu sprechen, doch es kam nur ein Krächzen heraus. Da stapfte Reger auf mich zu, die Pistole auf mich gerichtet. Er schrie etwas und fuchtelte mit der Waffe, aber da ich nichts verstand, hob ich nur die Schultern und zeigte auf meine Ohren. Seine Augen glühten, er würde jeden Moment abdrücken. Reger musste den Verstand verloren haben. Auch Amandus und Leela sahen mich an, als hätten sie Angst vor mir.
    Es durchfuhr mich wie ein Blitz: Natürlich! Sie mussten mich ja für den Attentäter halten.
    Sönn hatte uns gut ausgebildet, und deshalb reagierte Reger auch zu langsam, als ich auf die Bühne sprang, Donard wegschubste, Leela packte und ihr meine Pistole an den Kopf drückte. »Zurück oder sie stirbt«, brüllte ich, so laut ich konnte. Endlich konnte ich mich wieder ein wenig hören. Reger senkte die Waffe und gab seinen Leuten den Befehl, das Gleiche zu tun. Leela versuchte sich loszureißen, aber ich bohrte ihr den Lauf der Luger in den Hals, worauf sie steif wie ein Brett wurde. »Los, geh!«, herrschte ich sie an und schob sie vor mir her. »Wenn uns jemand folgt, erschieße ich sie«, schrie ich und spannte den Hahn. Das Klicken brachte mir ins Gedächtnis, was ich da eigentlich tat, aber ich hatte keine Wahl. Amandus rief mir etwas zu, doch ich verstand ihn nicht. Er hatte Tränen in den Augen. Ich hätte ihm gern erklärt, dass ich seiner Tochter nichts tun würde, aber das hätte er mir unter diesen Umständen wohl nicht geglaubt.
    Ich sah mich nach einer Fluchtmöglichkeit um. Durch den Haupteingang konnte ich nicht, überall waren schwerbewaffnete Wachen. Da fiel mein Blick auf die Tür hinter der Bühne. Dahinter lagen ein kleiner Vorraum und ein direkter Zugang zur Straße, der als Boteneingang diente. Ich schob Leela hinein, verriegelte die Tür hinter uns und verkeilte noch einen Stuhl unter der Klinke. Das würde uns ein paar Sekunden Vorsprung geben. Gerade als ich die Tür zur Straße öffnen wollte, hörte ich von der anderen Seite leise Schritte und Befehle. »Los, da hoch!«, befahl ich Leela und schubste sie die steile Treppe zum Dienstbotentrakt hinauf.
    Auf der Treppe verlor ich den Halt, was Leela sofort ausnutzte, um mir einen Tritt zu versetzen und nach oben zu flüchten. Ich jagte hinter ihr her, bekam sie aber nicht zu fassen. Der Dienstbotentrakt war durch einen schmalen Flur mit dem Rest des Hauses verbunden. Sicherlich war Leela längst zu ihrem Vater gelaufen und hatte mich verraten. Jetzt saß ich in der Falle.
    So blieb mir nur, mich zu ergeben. Ich setzte mich in einer der Kammern auf ein Bett und wartete. Vielleicht wird sich ja alles aufklären, hoffte ich. Auf dem Gang waren Schritte zu hören. Sie kommen, dachte ich, legte meine Pistole auf den Boden und schob sie mit dem Fuß weg. Die Tür wurde langsam aufgedrückt, ich hob die Hände. Ein Uniformierter, den ich im Dämmerlicht nicht erkannte, betrat das Zimmer.
    »Ich ergebe mich«, sagte ich.
    Der Mann lachte. »Du bist so durchschaubar«, sagte er.
    »Wolf!«, rief ich erleichtert. Wolf würde mir helfen.
    »Ich habe mit dem Paket nichts zu tun«, sagte ich. »Es kann nicht von Cato gewesen sein. Cato schickt doch keine Bombe? Dahinter

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