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Das Ende der Welt

Das Ende der Welt

Titel: Das Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Gran
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weiteres Rätsel. Wir wechselten den Platz und setzten uns direkt vor ihn hin.
    »Wir sind Detektivinnen«, erklärte Tracy. »Reena hat uns um Hilfe gebeten. Sie macht sich wirklich Sorgen um Chloe.«
    Ben öffnete den Mund, schloss ihn wieder und sah verwirrt aus.
    »Ich kenne Chloe seit etwa einem Jahr«, sagte ich. »Wir sind uns schon begegnet. X-mal. Damals in der Gas Station, als Vanishing Center …«
    »Oh!«, sagte Ben. »Oh! O ja! Scheiße!« Er schüttelte den Kopf. »Es tut mir so leid. Ich habe euch überhaupt nicht erkannt. Nein, ihr seid … es tut mir so leid!«
    »Nicht so schlimm«, sagte ich. Er wollte wissen, warum wir Chloe suchten. Ich erzählte ihm, dass Reena uns angeheuert hatte. Chloe war verschwunden. Seit Donnerstag war sie nicht mehr gesehen worden.
    »Verdammt«, sagte Ben, »Reena hat mich angerufen, aber ich dachte … na ja. Ihr wisst schon.«
    »Nein«, sagte Tracy, »wissen wir nicht.«
    »Ihr wisst es nicht?«, fragte er. »Ihr wisst das mit Chloe nicht?«
    Wir schüttelten den Kopf. Ben betrachtete uns seufzend. Er schloss die Augen und wischte sich mit der Hand übers Gesicht, so als versuche er, einen hartnäckigen Fleck abzureiben.
    »Drogen«, sagte er schließlich.
    »Was?«, fragte Tracy. »Chloe? Heroin?«
    Ben nickte und öffnete die Augen. »Ich dachte, ihr wärt ihre blöden kleinen Junkie-Freundinnen. Ein paar von denen waren hier und haben nach ihr gefragt.«
    »Warte«, sagte ich und holte Notizblock und Stift heraus. »Wann hat sie damit angefangen?«
    Ben zog die Augenbrauen hoch. »Vor sechs Monaten vielleicht. Vielleicht auch vorher … ich weiß es nicht mehr. Sie hat diese neuen Freunde gehabt. Ich habe euch mit denen verwechselt, sorry noch mal. Dieses Rudel von verdammten kleinen Schlampen, diese verdammten Luder. Soon Yi und Nico und diese ganzen dreckigen Schlampen, mit denen sie rumhängt.«
    Soon Yi,
schrieb ich.
Nico. Dreckige Schlampen.
Wir kannten die Mädchen.
    »Was ist mit den anderen dreckigen Schlampen?«, fragte ich. »Weißt du, wie sie heißen?«
    »Hmmm«, überlegte Ben. »Eine heißt Cathy, sie wohnt in den Projects. Und dann ist da noch Georgia, eine Kleine, ich glaube fast, sie ist obdachlos … Ich glaube, sie übernachtet meistens bei Cathy.«
    Cathy und Georgia kannten wir auch.
    »Habt ihr euch deswegen getrennt?«, fragte ich. »Wegen der Drogen?«
    Ben nickte. Er sah traurig aus, und plötzlich tat meine Frage mir leid. Es tat mir leid, dass ich fragen musste.
    »Ich habe sie so geliebt«, sagte er mit heiserer Stimme. »Ich wollte … Ich hatte gehofft, wir würden … Ihr versteht schon. Zusammenbleiben. Klar, sie war jung, aber für ihr Alter war sie sehr reif. Sie war eine richtige Frau. Überhaupt nicht wie ein Teenager. Und dann fing sie
damit
an. Ich hab es ihr anfangs nicht übelgenommen. Ich dachte, sie experimentiert ein bisschen rum, hey, das habe ich auch gemacht. Ich habe schon so gut wie alles probiert. Da konnte ich es ihr kaum verbieten. Aber dann … ihr wisst ja, wie das ist. Zuerst jedes Wochenende, dann jeden Abend, und zuletzt jeden Tag.«
    »Du hast mit ihr Schluss gemacht?«, fragte ich. »Oder sie mit dir?«
    »Eigentlich keiner«, antwortete Ben. »Das ist ja das Schlimme. Es hat einfach so aufgehört. Wir haben uns immer seltener getroffen, und wenn, dann haben wir uns gestritten.«
    »Wegen der Drogen?«, fragte ich.
    »Ja«, sagte Ben. »Nein. Wegen allem.« Er seufzte. »Als ich Chloe kennenlernte, war sie ein wundervolles, cleveres, bodenständiges Mädchen. Sie hatte einen tollen Job, eine eigene Wohnung, trug Verantwortung. Sie war so, na ja, so total vernünftig.«
    »Und dann?«, fragte ich.
    »Dann ging es langsam bergab«, sagte Ben. »Nicht bloß wegen der Drogen. Sie hing mit diesen fertigen Junkies rum, ging zu viel aus, bezahlte keine Rechnungen mehr, rief nicht mehr zurück. Es war, als würde sie langsam zerfransen. Oder als wäre sie eigentlich nie vernünftig und bodenständig gewesen. Als wäre sie im Innern diese total fertige Braut, die es die ganze Zeit geschafft hatte, sich zu verstellen. Und nun hatte sie keine Kraft mehr dazu. Mein Gott, ich habe mich scheiße gefühlt.«
    »Hast du versucht, ihr zu helfen?«, fragte Tracy.
    »Natürlich«, sagte Ben. »Ich habe mit ihr geredet, sie angebrüllt, ihr meine Liebe geschworen, alles. Aber irgendwie war sie immer auf der Flucht. Meine Meinung zählte immer weniger.«
    »Wann war der letzte Streit?«, fragte ich.
    »Der letzte

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