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Das Ende der Welt

Das Ende der Welt

Titel: Das Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Gran
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einem triumphierenden Grinsen wieder heraus.
    »Das ist es!«, sagte er mit einem breiten Lächeln, und obwohl ich nicht wusste, wovon er sprach, lächelte ich mit. Er erzählte von einer bestimmten Gebäcksorte, die er seit seiner Zeit in Kyoto nicht mehr gegessen habe. Glück ist ansteckend, und Bret wirkte immerzu unglaublich glücklich.
    Aber später, bei ihm zu Hause, als die Sonne aufging, konnte ich nicht schlafen. Das Glücksgefühl hatte sich abgenutzt, war von meiner natürlichen Immunität abgewehrt worden. »Glück«, schrieb Silette, »ist die vorübergehende Folge der Verleugnung längst bekannter Tatsachen.« Nichts hätte mir ferner gelegen, als die glamouröse, kaltglänzende Wahrheit gegen etwas so Banales wie Glück einzutauschen. Die Wahrheit, die so verdammt wichtig war, für die wir unser Leben riskierten und auf unser Glück verzichteten. Die Wahrheit, die wir Detektive, wir Silettianer, angeblich über alles liebten. Man stelle sich vor, gleichzeitig gab es irgendwo auf der Welt ein anderes Mädchen, ein niedliches Dummchen, das es nicht besser wusste und sich in diesem Moment prächtig amüsierte.
    Ich saß in der mit Seide ausgeschlagenen Fensternische und schaute auf die Stadt hinunter. Bret schlief glücklich in seinem Riesenbett. In einer Schublade im Nachttisch fand ich einen dicken Beutel Koks. Ich bediente mich mit dem kleinen Fingernagel und stopfte die Tüte anschließend in meine Handtasche. Er wusste, worauf er sich einließ, als er mich zu sich einlud. Brets Apartment lag oben auf dem Gipfel von Pacific Heights, und von seinem Schlafzimmerfenster aus konnte man die ganze Welt sehen. Ich öffnete es und lehnte mich hinaus. Der Nebel war feucht, die Straßenlaternen glühten. Ich nahm seine angebissene, japanische Delikatesse vom Nachttisch, warf sie aus dem Fenster und beobachtete, wie sie in der rosa Dämmerung wie in Zeitlupe auf dem schwarzen Asphalt zerplatzte und in Brocken und Krümeln den Berg hinunterrollte. Eine dicke, schlaue Krähe kam angesegelt, landete und machte sich über das Frühstück her. Ich zog mich an und lief zu dem Parkhaus, in dem mein Auto stand. Die Parkgebühr betrug zweiundfünfzig Dollar fünfzig, und der Kassierer erwartete, dass ich Schwierigkeiten machen würde, aber ich sagte nichts.
    Nachdem ich mein Auto geholt hatte, fuhr ich nicht direkt nach Hause. Ich kurvte in der Stadt herum und schaute zu, wie die Sonne in ein Viertel nach dem nächsten einbrach, während ich immer wieder winzige Portionen Kokain aus dem Beutel schnupfte. Um sechs oder sieben Uhr fuhr ich nach Hause und nahm eine von Pauls Vicodin. Ich kroch ins Bett und schlief bei laufendem Fernseher ein:
Craig Kennedy, Kriminologe.
Craig löste jeden Fall in dreißig Minuten. Woche für Woche dieselben Kulissen, ein wenig anders zurechtgemacht, dieselben Schauspieler in variierenden Kostümen und unterschiedlichen Rollen. Was vielleicht der Natur aller Rätsel sehr nahekam, nur viel kürzer dauerte.
     
    Nach einem unruhigen Schlaf stand ich auf, kochte mir grünen Tee und sah weiter fern. Ich telefonierte mit Claude und Tabitha. Später setzte ich mich auf den Fußboden und breitete die Visitenkarten von Pauls Kommode vor mir aus. Ich mischte sie und zog eine heraus.
    Der Gitarrenladen.
    Ich holte mir die Akte über den Fall des Kali Yuga und betrachtete die Liste der entwendeten Gitarren. Gitarrisch klang wie ein aus einer Fremdsprache übersetzter Porno: Vibrato-Hebel, F-Loch, Doppelkerbe, abgespielte Bünde, Saitenhalter, Randeinfassung, Gürtelschnallenexzem, Wandhaken, Schrankleiche.
    Ich rief Jon an, den Typen aus dem Gitarrenladen, und hinterließ eine Nachricht auf Band. Ich sagte ihm, ich wolle mit ihm reden. Dass ich nicht wusste, worüber, sagte ich nicht.
     
    Ich wusste nicht, warum ich Lydia nichts von dem Pokerchip erzählte.
    Ich wusste nur, dass es so war.

[home]
    23
    Brooklyn
    A m nächsten Morgen wachte ich durstig und verkatert auf. Ich stolperte in unsere voll ausgestattete Küchenhöhle und setzte Kaffee auf. Ich hatte mir die Decke um die Schultern gewickelt. Entweder war die Heizung kaputt, oder wir hatten die Rechnung nicht bezahlt. Ich schaltete den Ofen ein.
    »Kochst du was?«
    Ich drehte mich um. Vor mir stand meine Mutter. Sie sah so verkatert aus, wie ich mich fühlte.
    »Ich wärme mich nur auf«, sagte ich.
    »Alles klar«, sagte sie. »Sei so lieb und koche Mommy einen Kaffee, ja?«
    »Läuft schon durch«, sagte ich.
    Sie wirkte erleichtert. Wir

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