Das Ende der Weltraumstadt
schlug die Geschichte dieses Geräts in einer alten Ausgabe der Interplanetaren Enzyklopädie nach und fand folgende Beschreibung: MURDOCHS HORT: Ein Schatz unbekannter Art, der von dem Piraten Hellion Murdoch versteckt worden sein soll. Dieser Schatz wurde angeblich während seiner Zeit als illegaler Neurochirurg zusammengetragen. Eine Aufstellung von Murdochs bekannteren Beiträgen in der Entwicklung der Neurochirurgie ist auf Seite 1255 zu finden … (Cal Blair machte sich nicht die Mühe nachzuschlagen.)
Murdochs Hort ist an einem sicheren Ort aufbewahrt, der bisher noch nicht gefunden werden konnte. Der Schlüssel zu diesem Versteck ist ein winziger Hohlraumresonator, der bei richtiger Anwendung zu dem Versteck führen würde. Niemand konnte mit diesem Schlüssel bisher etwas anfangen, noch den Kode dechiffrieren, der im Unterteil eingraviert ist.
Der Wert dieses Schlüssels ist zweifelhaft. Obgleich Tausende von identischen Schlüsseln mit dem Channing-Franks Materieduplikator vervielfältigt wurden, glückte es noch keinem Wissenschaftler, dem Schlüssel irgendein Signal zu entlocken. Die Gravierung am Unterteil ist vermutlich eine verschlüsselte Anleitung zur Benutzung, doch das Geheimnis des Kodes ist nicht weniger rätselhaft als die Handhabung des Schlüssels selbst. Das Original kann durch einen aus der Bodenplatte ragenden Gewindebolzen identifiziert werden. Dieser Gewindebolzen wurde bei den Reproduktionen weggelassen, da er das Aufrechtstellen des Schlüssels verhinderte, wenn dieser als Ziergegenstand benutzt werden sollte. Das Original wurde nach dem Ableben Channings dem Interplanetaren Museum überlassen, aus dem es jedoch bald verschwand und mehrmals wiederentdeckt wurde. Der gegenwärtige Aufbewahrungsort des Originalschlüssels ist nicht bekannt, seit er zum siebzehnten Mal innerhalb von dreihundert Jahren aus dem Museum gestohlen wurde.
Cal lächelte, als er die entzifferte Anleitung erneut las. Er malte sich aus, wie lange man vergeblich an dem Schlüssel herumexperimentiert hatte. Ohne die Anleitung war damit absolut nichts anzufangen, obwohl es ihm Grund genommen so einfach war. Der Gedanke, Diebesgut in der Hand zu haben, gefiel ihm allerdings nicht. Nach Recht und Gesetz gehörte der Schlüssel dem Interplanetaren Museum. Natürlich würde er ihn zurückgeben. Aber der Funke Neugier riet ihm, sich damit Zeit zu lassen. Er war schon vor einigen Jahren aus dem Museum verschwunden, da würden ein paar Tage mehr bis zur Rückgabe gewiß nicht zählen. Er war durchaus kein genialer Wissenschaftler – jeder Ingenieur der legendären Relaisstation Venus hätte, verglichen mit seinem Geisteslicht, wie eine Supernova geschienen. Aber er, Cal Blair, hatte im Gegensatz zu ihnen den Kode dechiffriert.
Doch nicht nur, um seine Fähigkeiten als Chiffreur sich selbst zu beweisen, machte er sich daran, den kleinen Schlüssel zum Funktionieren zu bringen.
Sechs Wochen brauchte er dazu. Ein erfahrener Elektronikingenieur hätte es in drei Tagen geschafft, aber Cal hatte kein mit allem nötigen ausgestattetes Labor, und selbst, wenn ihm eines zur Verfügung gestanden hätte, hätte ihm die Erfahrung gefehlt, es richtig zu nutzen. Er verschaffte sich das erforderliche Wissen aus Büchern. Als das Gerät fertig war, bestand es aus einem wilden Haufen von Bauteilen. Präzision und Unordnung lagen Schulter an Schulter, denn im Gegensatz zum Fachmann hatte Cal keine Ahnung, bei welchen Teilen der Schaltung es nicht so genau darauf ankam und wo alles exakt stimmen mußte. Das fand er durch geduldiges Probieren heraus, und indem er schließlich alles ganz genau anzuordnen versuchte. Dies gelang ihm zwar nicht ganz, aber das ständige Hineingreifen in die Schaltung brachte einige weniger wichtige Leitungen in Stellungen, bei denen ihre unregelmäßige Verteilung keine Verkopplung mehr verursachte. Die wichtigeren Leitungen machten sich bei Abweichungen durch wilde Schwingungen bemerkbar, die das Gerät mit lautem Heulton protestieren ließen. Cal war ständig damit beschäftigt, im Gerät herumzustochern und zu versuchen, die nicht ganz richtig angebrachte Leitung herauszufinden.
Eines Abends, sechs Wochen später, betätigte er den Hauptschalter. Mit kindlicher Freude sah er die Zeiger der Meßgeräte hochklettern, verglich die Werte mit seinen Notizen und entschied, daß alles richtig funktionierte. Seine Meßgeräte zeigten an, daß er das Peilgerät ordnungsgemäß betrieb – jedenfalls genau in
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