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Das Ende der Weltraumstadt

Das Ende der Weltraumstadt

Titel: Das Ende der Weltraumstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George O. Smith
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dachte er. Zumindest nicht diese Art von Packpapier.
    Von einem Geschäft kam es sicher nicht. Irgend jemand schickte etwas so gut wie Wertloses und hatte es eben in das nächstbeste Stück Packpapier eingewickelt. Vorsichtig entfernte er es und legte es zur Seite, um sich später eingehender damit zu beschäftigen.
    Eine Blechschachtel kam zum Vorschein. In ihr befand sich ein kleines Kreuz auf einem ringförmigen Fundament. Das Ganze war fünf Zentimeter hoch, und die gekreuzten Arme waren nicht vierkantig, sondern rund. Es hätte ein hübsches Zierstück für einen Altar abgegeben oder auch für den Schreibtisch eines religiösen Menschen, wäre nicht der winzige Gewindebolzen gewesen, der aus der Mitte des Bodens ragte, denn seinetwegen konnte man das Kreuz nicht aufstellen. Dann erregten einige Gewindelöcher in der flachen Bodenplatte seine Aufmerksamkeit.
    »Das ist kein Zierstück«, murmelte Cal Blair. »Für einen Ziergegenstand braucht man keine derartig massive Bodenplatte.«
    In der Oberfläche des Toroids waren feine Gravierungen zu erkennen. Cal nahm sein Mikroskop zu Hilfe. Tatsächlich handelte es sich um winzige Buchstaben des solaren Alphabets, aber ihre Anordnung schien keiner erkennbaren Reihenfolge zu gehorchen. Nur ein Dekodierungsfachmann konnte daraus vielleicht etwas Sinnvolles lesen. Jedenfalls glaubte Cal ein vages Muster zu erkennen, aber möglicherweise war nur der Wunsch Vater seiner Gedanken. Doch sein Verstand sagte ihm, daß niemand sich so viel Mühe mit Mikrogravierung machte, wenn er nicht etwas damit ausdrücken wollte. Aller Logik nach mußte es eine Chiffre sein.
    Er wollte das Ganze schon in den Materiekonverter geben und es vergrößern, aber er war nicht sicher, ob er es dann wieder in die richtige Größe zurückwandeln konnte, und möglicherweise verlangte sein Besitzer es zurück und wäre nicht erbaut, es nicht im ursprünglichen Zustand wiederzubekommen. Also machte er Aufnahmen davon mit seiner Spezialkamera. Drei Stunden später hatte Cal Blair einen kompletten Satz Vergrößerungen der Mikrogravierung.
    Mit der Geduld und Geschicklichkeit des Chiffreurs machte er sich an die Arbeit. Stunden vergingen. Der Papierkorb füllte sich mit vollgekritzelten Blättern und Zahlenreihen. Buchstaben und Muster wuchsen unter seinem Bleistift und wurden verworfen. Die Nacht wich dem Morgengrauen, die Sonne ging auf und warf ihren ersten Schein über den Schreibtisch Cals, der immer noch völlig in seine Arbeit vertieft war.
    Plötzlich blickte er erstaunt auf, schnippte mit den Fingern und rannte durch das Zimmer, um nach einem alten Buch zu kramen. Es war ein ursprünglich antikes Stück, das der Duplikator in großen Mengen reproduziert hatte: ein Lateinwörterbuch.
    Latein, eine tote, vergessene Sprache.
    Nur seiner Bekanntschaft mit den Leuten der Solaren Medizinischen Gesellschaft verdankte er es, daß er auf den Schlüssel des Rätsels gekommen war. Er hatte ein Wort entdeckt, das die Rädchen seines Gehirns ins Rollen brachte. Und dann verglich und überprüfte er die lateinischen Worte vier Stunden lang immer und immer wieder und fügte sie zusammen, bis sie endlich einen Sinn ergaben. Und was sie ihm verrieten, war atemberaubend.
    »Der Schlüssel zu Murdochs Hort!« hauchte er. »Der sagenhafte Schatz der Vergangenheit! Das seltsame Kreuz ist der Schlüssel zu Murdochs Hort!«
    Es war ein Hohlraumresonator mit angekoppelter Antenne. Das ringförmige Untergestell war der Hohlraumresonator, und das Kreuz stellte die Dipolantenne und ihre Zuleitungen dar. Eingebaut in einen passenden Parabolspiegel und periodisch durch einen Spannungsstoß zum Schwingen angeregt, konnte die Antenne eine gleichartige Antenne am Ort von Murdochs Hort ebenfalls anregen. Diese würde noch für viele Millisekunden weiterschwingen. Es war also möglich, die ursprüngliche Sendeantenne auf einen Empfänger umzuschalten, die Sekundärstrahlung der zweiten Antenne zu empfangen und mit Hilfe der Richtwirkung des Parabolspiegels anzupeilen, um so zu Murdochs Hort geführt zu werden.
    Wie viele Menschen wohl in der langen Zeit vergebens nach Murdochs Hort gesucht hatten?
    Cal betrachtete den Schlüssel. Wenn er ihm nachgehen wollte, müßte er durch den Raum reisen, etwas, das ihm zutiefst widerstrebte. Doch die Neugier des Wissenschaftlers war in ihm geweckt, er wollte sich vergewissern, ob seine Dechiffrierung stimmte. Nicht, daß er daran zweifelte, aber er hätte es gern bestätigt gesehen.
    Er

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