Das Ende der Weltraumstadt
›nein‹ sagte und die Reise selbst unternimmt. Das wird ein Spaß! Der Ofenhocker Cal Blair, der seine Ruhe über alles liebt, geht auf Abenteuer im Nebelland Vilanortis. Wie gern wäre ich ungesehen an seiner Seite, nur um ihn zu beobachten.«
Tinker dachte darüber nach, was ihr bevorstand. Allzu rosig sah sie ihre Zukunft nicht. Das beste war natürlich, gute Miene zum bösen Spiel zu machen, also mitzukommen, sich so gut wie möglich zu fügen und zu entkommen zu versuchen, sobald Benjs Mißtrauen durch ihre scheinbare Nachgiebigkeit eingelullt war.
Cal ging an Bord der Lady Unique, ohne von Tinkers Gefangennahme durch Benj etwas zu wissen. Jedenfalls stieg Cal in Mojave in ein Linienschiff, während Benj Tinker in Chicago zwang, an Bord seiner schwarzen Privatjacht zu gehen.
Cals Unbehagen war während dieser Reise nicht so groß wie bei seinen bisherigen, denn er war viel zu sehr mit seinen Gedanken beschäftigt, als daß er überhaupt auf die Idee gekommen wäre, er könnte diesmal raumkrank werden. Und schon war die Lady Unique in Northern Landing auf der Venus gelandet.
Mit seiner etwas handlicher umgebauten Anlage mit dem bereits eingesteckten Schlüssel in einem Köfferchen ging Cal zu dem größten Händler für Triebflügler und erstand den schnellsten, den dieser vorrätig hatte. Dann begab er sich zu der Werkstatt mit dem besten Ruf in Northern Landing und sprach mit dem Chefmechaniker.
»Können Sie ihn frisieren?« erkundigte er sich.
»Um etwa fünfzig Prozent«, erwiderte der Mann.
»Und wie lange wird es dauern?«
»Zwei Stunden etwa.«
Voll ehrlicher Begeisterung machte der Mechaniker sich an die Arbeit. Er hatte die Zeit richtig abgeschätzt. Nach zwei Stunden stand der Flieger startklar auf der Startbahn. Etwa zu dieser Zeit kehrte auch Cal zurück, der einige Einkäufe getätigt hatte, die er in dem kleinen Ladeabteil verfrachtete. Er bezahlte, bedankte sich und brach mit hoher Geschwindigkeit südwärts auf.
Acht Stunden später tauchten die Nebelbänke des Vilanortislands vor der Nase des Triebflüglers auf. Cal stieß mit halber Geschwindigkeit in den Nebel vor und flog achthundert Kilometer weiter.
Er war etwa halb durch die gewaltigen Nebelbänke, als er landete und die Schlüsselanlage installierte. Dazu benötigte er einen ganzen Tag. Die Nacht verbrachte er auf einer Liege in der Flüglerkabine.
Während Cal schlief, parkte Benj seinen Flieger am Rand des Nebellands und wartete. Die Detektoren waren installiert und arbeiteten, und der schwarze Flieger war bereit, sofort aufzubrechen, sobald Cal sein erstes Signal abstrahlte. Da er Erfahrung in dergleichen hatte, wußte Benj genau, wie er vorgehen mußte. Er würde nicht der Spur von Cals Signal folgen, sondern der antwortenden Sekundärstrahlung des Hohlraumresonators bei Murdochs Hort. Und aufgrund seiner Erfahrung wußte Benj auch, daß er Cal zuvorkommen und möglicherweise Murdochs Hort bereits ausgeräumt haben konnte, ehe sein Bruder überhaupt dort angelangt war. Er malte ein Schild, das er für Cal zurücklassen würde, damit der sich doppelt ärgerte.
Tinker zügelte ihre Zunge. Was geschehen würde, wußte sie nicht. Benj war so mit der Verfolgung beschäftigt, daß er nicht übermäßig auf sie achtete. Nur hin und wieder schaute er nach ihren Fesseln. Allein die Vorstellung, daß sie mit schweren Handschellen gebunden war, ließ sie innerlich wüten, aber sie zeigte es nicht.
So ruhte sie sich auf der Liege von Benjs Flieger aus, während Benj hin und wieder am Steuer ein Auge zutat, doch beim ersten Blinken des Anzeigelämpchens und dem auf- und abschwellenden Pfeifen des Detektors war er sofort immer hellwach. Er wollte keine Zeit vergeuden. Ein Signal an seinen Ursprung zurückzuverfolgen, war im Höchstfall eine Sache von wenigen Stunden, selbst wenn man den halben Planeten überfliegen mußte. Cal ließ er schon die ganze Zeit von Wally beschatten, und so wußte er auch, daß Cal seinen Triebflügler hatte frisieren lassen. Sein eigener schaffte von vornherein weit mehr Stundenkilometer als Cals, außerdem war Benj gut auf ihn eingespielt.
Und so schlief Tinker, und Benj döste vor sich hin, bis das erste Grau sich über den Venushimmel schob. Benj reckte und streckte sich und nahm eine Koffeinpille, um noch schneller ganz wach zu werden und zu bleiben.
Er drehte sich auf dem Pilotensitz um und schüttelte Tinker an der Schulter. »Tu was für Unterkunft und Verpflegung. Mach uns ein
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