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Das Ende der Weltraumstadt

Das Ende der Weltraumstadt

Titel: Das Ende der Weltraumstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George O. Smith
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sie. Keine Seite konnte den Sieg erringen, schließlich mußte die neutrale Welt einschreiten und dem Krieg ein Ende machen. Danach rannten fast achtunddreißig Millionen Menschen – und alles vervielfachte Duplikate – mehr herum. Du kannst dir vorstellen, zu welchem Chaos es kam, wenn mehrere tausend Mann mit derselben Erinnerung in der gleichen Umwelt leben wollten … Es dauerte siebzig Jahre, bis wieder einigermaßen Ordnung einkehrte.«
    »Ja, das konnte wohl die öffentliche Meinung nicht für die Duplikate einnehmen. Aber würde es dir etwas ausmachen, wenn wir das Thema wechselten?« Tinker lächelte. »Ich glaube, ich werde jetzt mit meinem gestrigen Erlebnis schon fertig. Wie wär’s, wenn du mir nun erzählst, was du Wildes erlebt hast?«
    Cal schob ein paar Münzen über die Bar, dann setzten sie sich an einen Tisch im Restaurant, zu dem der Oberkellner sie führte und jedem eine Speisekarte vorlegte.
    Cal wählte von der Karte für sich und Tinker aus, dann stützte er die Ellbogen auf und berichtete Tinker von seinen Erlebnissen während der vergangenen Wochen. Er endete: »Er ist wertlos, aber ich sehe nicht ein, weshalb ich ihn Benj überlassen soll.«
    »Wertlos? Murdochs Hort?«
    »Muß ich das noch einmal alles durchkauen? Hör zu, Tinker. Murdoch lebte und starb, ehe der Materieduplikator erfunden wurde, das sagt doch alles! Aber trotzdem ist man scharf darauf. Ich könnte das Ganze als Unwissenheit oder Haß abtun, wäre mir nicht Dr. Langes Interesse oder vielmehr fast schon Gier danach aufgefallen. Verdammt, ich habe gute Lust, mich doch selbst auf die Socken zu machen und den Hort zu bergen.«
    »Wenn du es ernst meinst, würde ich gern mitkommen und dabei sein, wenn du Murdochs Hort öffnest.«
    »Hmmm. Es war ja nur ein Gedanke.«
    »Das dachte ich mir schon. Du willst in deinen alten Trott zurückkehren, und hast nicht vor, tatsächlich etwas zu unternehmen, was den Schatz betrifft, nicht wahr, Cal?«
    »N-nun …«
    »Cal, würdest du mir den Schlüssel geben?«
    »Wa-as?«
    »Ich meine es ernst.«
    »Tinker! Was ist Murdochs Hort?«
    »Ich verrate es dir erst, wenn du mir den Schlüssel gegeben hast«, neckte ihn Tinker.
    »Kommt ja gar nicht in Frage!« sagte Cal fest.
    »Was willst denn du damit?«
    »Ich hole mir den Hort selbst!«
    Tinker bemerkte, wie entschlossen Cal war. »Ich möchte ehrlich gern mitkommen«, sagte sie. »Darf ich?«
    Cal schüttelte den Kopf. »Nein, ich lege keinen Wert darauf, jemanden dabei zu haben, der mich auslacht. Sag mir, was er ist!«
    »Nimm mich mit.«
    Cal überlegte. Er wäre glücklich, Tinker dabei zu haben. Seit Jahren wäre er schon gern mit ihr zusammen, und ihre Bitte war soviel wie eine Kapitulation. Aber eine bedingte Kapitulation genügte Cal nicht. Es gefiel ihm nicht, daß er Tinkers Gesellschaft mit einem Schatz unbekannter Art erkaufen sollte. Was sich wirklich in ihrem Kopf abspielte, konnte er nicht erraten – es sei denn, sie versuchte ihn so zu reizen, daß er diese Expedition aus Trotz unternahm.
    »Nein«, antwortete er schließlich.
    »Dann wirst du nie etwas in dieser Hinsicht unternehmen.«
    »O doch!« versicherte er ihr. »Und ich werde beweisen, daß ich es sehr wohl allein schaffe. Ich hasse es, mich im Raum herumzutreiben, das stimmt, aber ich bin alt genug, es trotzdem zu tun. Sagst du mir jetzt, was Murdochs Hort ist?«
    »Nein, nur wenn du mich mitnimmst.«
    Stolz kommt gewöhnlich immer dann, wenn er fehl am Platz ist. Wenn Cal oder Tinker nicht von vornherein so fest entschlossen dahergeredet hätten, wäre es ihnen nun viel leichter gefallen, einen Rückzieher zu machen. Aber obgleich es ursprünglich als Spaß begonnen hatte, nahmen beide es jetzt tödlich ernst. Wie und wo genau es zu diesem Umschwung gekommen war, wußte Cal nicht, aber er ging der Sache noch einmal von vorne nach. Das erste Paar, das ihn entführt hatte, war nur unwissend gewesen. Bei Benj dagegen mochten Rachegelüste im Spiel gewesen sein, und er interessierte sich für den wertlosen Schatz nur, weil Cal sich für ihn interessierte. Dr. Langes Benehmen war ihm ein Rätsel gewesen. Ihm konnten weder Unwissenheit noch Rache, noch sonst eine persönliche Einstellung Cal gegenüber zugerechnet werden, trotzdem begehrte auch er Murdochs wertlosen Hort. Bei Tinker Elliott mochte es natürlich sein, daß sie ein Interesse daran nur vortäuschte, um Cal zu einem Abenteuer anzustacheln, das ihn ihrer Lebensweise ein wenig näher brächte.

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