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Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Titel: Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nouriel Roubini , Stephen Mihm
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nicht länger halten können und in den kommenden Jahren von China verdrängt
     werden.
    Noch beunruhigender ist, dass die hohe Staatsverschuldung, das schwache Wachstum und die hartnäckige Deflation eine Haushaltskrise
     erwarten lassen. Bislang ließ sich das auch dank der hohen privaten Sparquoten vermeiden. Außerdem haben der private Sektor
     und die Zentralbank aufgrund der hohen Leistungsbilanzüberschüsse |378| große Devisenreserven angehäuft, und dieses Polster könnte zur Bedienung der wachsenden Inlandsschulden verwendet werden.
     Das erklärt ein Stück weit, warum die japanische Regierung noch immer zu verhältnismäßig niedrigen Zinsen Kredit aufnehmen
     kann, obwohl die Staatsverschuldung inzwischen fast 200 Prozent des Bruttoinlandsprodukts erreicht hat.
    Doch in der jüngsten Krise sank die Sparquote der Haushalte drastisch, da diese aufgrund von Einkommenseinbußen weniger auf
     die Seite legen konnten, wenn sie ihren Lebensstandard aufrechterhalten wollten. Selbst der Leistungsbilanzüberschuss schrumpfte,
     während steigende Haushaltsdefizite und sinkende private Ersparnisse den Rückgang privater Investitionen in den Schatten stellten.
     Sollten sich diese Entwicklungen fortsetzen, könnte Japan auf eine schwerwiegende Haushaltskrise zusteuern – vor allem, wenn
     anhaltende Deflation, schwaches Wachstum, explodierende Defizite und ein starker Yen zusammenwirken und das Vertrauen in die
     japanische Wirtschaft aushöhlen.
    Tatsächlich beobachten manche Ratingagenturen Japan bereits in Hinblick auf eine mögliche Abwertung der Bonität. Wenn die
     japanischen Haushalte das Vertrauen in die Fähigkeit der Regierung verlieren, das Defizit und die öffentliche Verschuldung
     unter Kontrolle zu bringen, könnten sie inländische Anlagen auf den Markt werfen (angefangen bei Staatsanleihen) und den yenbasierten
     Carry Trade wiederaufnehmen. Damit würde der Wert des Yen sinken und die Renditen langfristiger Staatsanleihen würden steigen.
     Das Ergebnis wäre eine staatliche Schuldenkrise.
    Bedauerlicherweise ist das politische System in Japan nur bedingt in der Lage, die haushaltspolitischen Strukturreformen durchzuführen,
     die nötig wären, um das Ruder herumzureißen. Im Jahr 2009 konnte die oppositionelle Demokratische Partei Japans (DPJ) die
     liberaldemokratische LDP ablösen, die seit über 50 Jahren fast ohne Unterbrechung regiert hatte. Doch allem Anschein zum Trotz
     blieben die Reformen aus. DPJ-Chef Yukio Hatoyama gab bei Amtsantritt ehrgeizige, doch widersprüchliche |379| Versprechungen ab. 4 Er und seine Partei erkannten die finanziellen Grenzen Japans und verpflichteten sich zur Reduzierung der Staatsausgaben.
     Gleichzeitig forderte er aber eine »Wirtschaft für die Menschen« mit erheblichen staatlichen Subventionen. Seine Regierung
     legte einen Haushalt vor, der eine Neuverschuldung in Rekordhöhe vorsah. Nicht minder bedenklich war die Ankündigung Hatoyamas,
     er wolle die Privatisierung der Japan Post Bank stoppen. Dabei handelt es sich um einen Riesenkonzern mit einem Vermögen von
     über drei Billionen US-Dollar, der seit Jahrzehnten zur Finanzierung der Staatsausgaben beiträgt. Hatoyama scheint kein Interesse
     daran zu haben, dies zu ändern.
    Diese Maßnahmen dürften die Staatsverschuldung nur weiter erhöhen und das Wachstum auf niedrigem Niveau halten. Leider kann
     Hatoyama diese Ziele ohne größere politische Kontrolle verfolgen. Die DPJ verfügt über eine große Mehrheit im Unterhaus und
     dominiert mit Unterstützung ihrer Koalitionspartner auch das Oberhaus. Bei der Umsetzung ihrer politischen Agenda hat die
     Regierung also kaum Hindernisse zu erwarten.
    Dabei ist eine umfassende Wirtschaftsreform eher unwahrscheinlich. Vor der Machtübernahme der DPJ hatten sich Wirtschaftseliten
     mit einer LDP-geprägten Bürokratie über den Wortlaut von Gesetzen geeinigt. Diese Elite ist nun von einem Ein-Parteiensystem
     auf ein Kein-Parteiensystem umgestiegen. Die neue Regierungskoalition hat weit weniger Verbindungen in die Geschäftswelt.
     Das bedeutet, dass es weniger Möglichkeiten gibt, die nötigen Kompromisse zu erzielen und die Strukturreformen herbeizuführen,
     die in den kommenden Jahren für höheres Wachstum sorgen würden.
    Das könnte Japan am Ende in eine äußerst heikle Lage bringen, wenn sprunghaft steigende Defizite und eine schwache Wirtschaft
     das Undenkbare herbeiführen: eine staatliche Schuldenkrise, einen Anstieg der Inflation und

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