Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft
voran unter Alkoholismus) und einer dramatisch sinkenden Lebenserwartung
leidet. Russland verfügt zwar noch über das größte Atomwaffenarsenal der Welt und hat einen ständigen Sitz im Sicherheitsrat
der Vereinten Nationen, doch es ist zu krank, um zu den aufstrebenden Schwellenländern zu gehören.
Dazu sollten vielmehr einige andere Länder gezählt werden. Aufgrund seines Potenzials gehört auch Südkorea in den BRIC- (oder
BRICK-) Club. Südkorea ist eine hoch entwickelte Hightech-Wirtschaftsmacht, innovativ, dynamisch und mit einer qualifizierten
Erwerbsbevölkerung. Das einzige Problem ist die Gefahr, dass der böse Zwilling aus dem Norden zusammenbricht und das Land
mit hungrigen Flüchtlingen überschwemmt.
Auch die Türkei gehört zu den aufstrebenden Schwellenländern. Sie kann mit einem robusten Bankensektor, einem florierenden
Binnenmarkt, einer großen und wachsenden Bevölkerung, einem umsichtigen Unternehmenssektor und Wettbewerbsvorteilen in der
arbeitsintensiven Produktion aufwarten. Sie verfügt nicht nur über gute Beziehungen zu Europa, sondern auch zum Nahen Osten
und seinen ethnischen Verwandten in Mittelasien.
Der überzeugendste Kandidat ist vermutlich Indonesien, der größte muslimische Staat der Welt mit einer rasch wachsenden Mittelschicht,
einer relativ stabilen Demokratie und einer Wirtschaft, die sich in Asien trotz der Rezession an die Spitze gesetzt |385| hat. Aus Sicht der Vereinigten Staaten stellt Indonesien eine attraktive Alternative zu Russland dar, das inzwischen neben
Venezuela zur Fraktion der eifrigsten Amerikahasser gehört. Indonesien hat sich nicht nur als Volkswirtschaft krisenfest gezeigt,
sondern auch als Staat. Seine bunte ethnische Mischung und sein zerrissenes Staatsgebiet könnten Zweifel aufkommen lassen,
ob das Land den Übergang zu einer der führenden Volkswirtschaften der Welt schafft. Doch es hat den Übergang von der Militärdiktatur
rasch vollzogen und sich von zahllosen Rückschlägen – etwa durch die asiatische Finanzkrise von 1997, den Tsunami im Jahr
2004, radikal-islamische Gruppierungen und Unruhen im eigenen Land – wieder erholt und wächst mit beeindruckendem Tempo.
Das indonesische Bruttoinlandsprodukt pro Kopf ist im Vergleich zu anderen führenden Schwellenländern nach wie vor niedrig,
doch das Land hat ein großes Potenzial. Indonesien hängt weit weniger vom Export ab als andere asiatische Länder oder Russland.
Seine Märkte für Nutzholz, Palmöl, Kohle und andere Güter haben in erheblichem Umfang ausländische Investoren angezogen. Die
Regierung in Jakarta hat den Kampf gegen die Korruption aufgenommen und widmet sich den strukturellen Problemen. Günstig sind
auch die demografischen Aussichten Indonesiens, das mit 230 Millionen Menschen nach Bevölkerungszahl bereits das viertgrößte
Land der Welt ist – so groß wie Deutschland und Russland zusammen.
Der Rummel um die BRICs, BIICs oder BRICKs offenbart einen wichtigen langfristigen Trend: die wachsende Wirtschafts-, Finanz-
und Handelsmacht einer größer werdenden Gruppe von Schwellenländern. Vor einigen Jahren argumentierte der Wirtschaftsexperte
Larry Summers, die Integration Chinas und Indiens und ihrer 2,2 Milliarden Arbeitskräfte und Verbraucher in die Weltwirtschaft
sei nach der italienischen Renaissance und der industriellen Revolution das bedeutsamste Ereignis der letzten tausend Jahre.
Wie die genauen Entwicklungen aussehen, wird die Zukunft zeigen. China, Indien und andere führende Schwellenländer stehen |386| vor ähnlichen Herausforderungen. Sie müssen bestimmte Reformpakete umsetzen, um die nächste Stufe zu erreichen. Doch mit großer
Wahrscheinlichkeit werden die meisten in den kommenden Jahren weltwirtschaftlich eine immer bedeutendere Rolle spielen.
Eine neue Blase?
Seit März 2009 hat ein ganzes Spektrum riskanter globaler Anlagen einen dynamischen Aufwärtstrend erlebt. In den Vereinigten
Staaten erholten sich die Aktienmärkte, Energie- und Rohstoffpreise stiegen wieder, und Aktien, Anleihen und Währungen von
Schwellenländern zogen ebenfalls kräftig an. Mit wiederkehrendem Risikohunger haben die Investoren das Interesse an amerikanischen
Staatsanleihen und am Dollar verloren. Dadurch stiegen die Renditen und fiel der Dollar.
Die Erholung der Vermögenspreise ist zwar zum Teil auf bessere wirtschaftliche und finanzielle Fundamentaldaten zurückzuführen,
doch die Preise stiegen
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