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Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Titel: Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nouriel Roubini , Stephen Mihm
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Bruttoinlandsprodukts
     aus, verglichen mit 70 Prozent in den Vereinigten Staaten. Dazwischen gibt es sicherlich einen vernünftigen Mittelwert, doch
     China hat bislang wenig unternommen, um diesen zu erreichen.
    China könnte in den kommenden Jahren noch von weiteren Problemen belastet werden. So gibt es zwei unterschiedliche Wachstumsraten
     innerhalb des Landes. Die exportorientierten Städte an der Küste entwickeln sich deutlich schneller als die ländlichen Regionen
     im Landesinnern. Überdies wurde das Wirtschaftswachstum in allen Regionen unter gnadenloser Missachtung der Ökologie vorangetrieben,
     was Umweltbelastungen sowie Gesundheitsschädigungen bei Millionen von Chinesen verursachte. Schließlich könnten das autoritäre
     politische System, das keine abweichenden Meinungen toleriert, sowie die wachsende Unruhe unter ethnischen Minderheiten zusätzliche
     Probleme bereiten.
    Die übrigen BRIC-Staaten stehen vor eigenen Herausforderungen. Im Vergleich zu China verfügt Indien über eine lebendige Demokratie,
     einen Rechtsstaat und Eigentumsrechte. Doch die Demokratie ist ein zweifelhafter Segen. Schwache Koalitionsregierungen haben
     die nötigen Strukturreformen der Wirtschaft verzögert. Dazu gehören die Rückführung der Haushaltsdefizite auf zentral- und
     bundesstaatlicher Ebene, die Kürzung ineffizienter Staatsausgaben und die Reform des Steuersystems.
    Aber auch andere liberale Reformen sind vonnöten. Die staatlichen Eingriffe in die Wirtschaft müssen begrenzt und die exzessive
     Bürokratie sollte beschnitten werden. Die Arbeitsmärkte sind zu unflexibel und müssen liberalisiert werden. Das Gleiche gilt
     für den Handel und die Auflagen für ausländische Direktinvestitionen. Das Unternehmertum muss stärker gefördert werden, genau |383| wie Investitionen in Humankapital und Ausbildung. Auf diesen Gebieten sind zwar Fortschritte erkennbar, doch es besteht die
     Gefahr, dass diese Reformen zu langsam erfolgen und der Abstand zwischen dem chinesischen Hasen und der indischen Schildkröte
     größer wird.
    Ganz anders ist die Lage in Brasilien. Das Land hat eine dynamische Volkswirtschaft mit Rohstoffen, einem hoch entwickelten
     Finanzsystem und einem fortschrittlichen Produktionssektor, der noch lange Zeit robust wachsen könnte. Doch selbst in den
     besten Zeiten, in den Jahren 2004 bis 2007, als das durchschnittliche Wachstum in den anderen BRIC-Ländern 8 oder gar 10 Prozent
     überstieg, sah sich Brasilien mit 4 Prozent weit abgeschlagen.
    Der Regierung von Luiz Inácio Lula da Silva ist eine solide makroökonomische Politik zugute zu halten, das Haushaltsdefizit
     ist niedrig, und die unabhängige Zentralbank hat sich der Inflationsbekämpfung verschrieben. Doch es bleibt noch viel zu tun.
     Um ein Wachstum von 6 Prozent zu erreichen, muss der nächste Präsident die Rentenversicherung regeln, Staatsausgaben und Steuern
     senken, durch Investitionen in Aus- und Weiterbildung die Qualifikation der Erwerbstätigen verbessern und durch öffentlich-private
     Partnerschaften die Infrastruktur modernisieren und ausbauen. Dazu ist eine Fortsetzung der Sozialpolitik nötig, mit der die
     ungleiche Verteilung von Einkommen und Wohlstand nach und nach verringert wird.
    Der letzte BRIC-Staat wurde durch die jüngste Wirtschaftskrise als potenzieller Hochstapler entlarvt. Die Schwächen der russischen
     Wirtschaft – vor allem die stark verschuldeten Banken und Unternehmen – waren in den letzten Jahren durch den warmen Regen
     der hohen Öl- und Gaspreise kaschiert worden. Nachdem Russlands Wirtschaft im Jahr 2008 um 8 Prozent gewachsen war, schrumpfte
     sie im Folgejahr um ebenso spektakuläre 8 Prozent.
    De facto besteht die russische Wirtschaft nur aus einem halbwegs gesunden Öl- und Gassektor, der mit den Preisen dieser Rohstoffe
     schwankt. Sie muss diversifizieren, doch dazu wären die |384| Privatisierung von Staatsbetrieben, die Liberalisierung der Wirtschaft, der Abbau einer unternehmerfeindlichen Bürokratie
     und ein ernsthafter Vorstoß gegen die verbreitete Korruption erforderlich. Selbst der Energiesektor muss modernisiert werden.
     Doch ausländische Geldgeber scheuen davor zurück, Geld in Anlagen zu investieren, die am Ende enteignet oder verstaatlicht
     werden könnten.
    Russland hat noch zahlreiche weitere Probleme: eine verfallende Infrastruktur, ein korruptes politisches System und eine schrumpfende
     Bevölkerung, die unter gravierenden Gesundheitsproblemen (allen

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