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Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Titel: Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nouriel Roubini , Stephen Mihm
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     werden.
    Nun schließt sich der Kreis offenbar. Mit wenigen Ausnahmen in Zentral- und Osteuropa haben die Schwellenländer ihre Haushalte
     in den letzten Jahren in Ordnung gebracht. Nun kreist der Pleitegeier über den Volkswirtschaften der Industrienationen. 8 Im Jahr 2009 werteten die Ratingagenturen die Anleihen verschiedener Industrieländer ab, und Anleiheauktionen in Großbritannien,
     Griechenland, Irland und Spanien fanden weit weniger Zuspruch als erwartet. Dies war ein deutlicher Hinweis darauf, dass die
     Ratingagenturen |389| und insbesondere die gefürchteten Anleihewächter einschreiten würden, wenn die Industrienationen ihre Haushalte nicht in den
     Griff bekamen.
    Das bringt viele in die Klemme. Durch die jüngste Finanzkrise und die anschließende Rezession wurden die Haushalte einer Reihe
     von Industriestaaten ernstlich geschwächt. Konjunkturprogramme und Steuerausfälle zeigten dramatische Effekte. Das Gleiche
     galt für die Entscheidung, die Verluste im Finanzsektor zu verstaatlichen und sie dem Steuerzahler aufzubürden. In den kommenden
     Jahren könnten ein unterdurchschnittlicher Aufschwung und die Alterung der Bevölkerung die Schuldenlast etlicher Industrienationen
     noch vergrößern.
    Manche Staaten haben bereits Maßnahmen ergriffen, um ihre Haushalte zu konsolidieren, darunter Island, Irland, Großbritannien,
     aber auch Spanien, Portugal und in geringerem Maße Griechenland. Das ist kurzfristig schmerzhaft, aber die einzige Möglichkeit,
     um einen Verlust der Glaubwürdigkeit und eine damit einhergehende Verteuerung der Kredite zu verhindern. Bemühungen um solidere
     Haushalte mögen bei ausländischen Investoren gut ankommen, doch sie können auch eine noch zaghafte Erholung torpedieren. Insgesamt
     wären diese Länder allerdings besser beraten, empfindliche Einschnitte vorzunehmen, statt eine Zahlungskrise zu riskieren.
    Obwohl die Vereinigten Staaten und Japan eine Abstufung ihrer Bonität vermutlich noch eine Zeit lang vermeiden können, werden
     auch sie eines Tages womöglich den Unmut der Ratingagenturen erregen. Die Vereinigten Staaten verzeichnen nach wie vor untragbare
     Leistungsbilanzdefizite. Dazu kommen die wachsenden und nicht gegenfinanzierten Sozial- und Krankenversicherungskosten einer
     alternden Bevölkerung. Japan hat ein noch größeres demografisches Problem und ist bereits erheblich verschuldet. Die Haushaltslage
     beider Nationen könnte schon bald kritisch unter die Lupe genommen werden – das stellt vor allem für die Vereinigten Staaten
     eine große Versuchung dar, die bislang ihre Kredite in ihrer eigenen Währung aufnehmen konnten.
    |390| Die Vereinigten Staaten haben leider noch eine weitere, unehrliche Option. Im Gegensatz zu den Ländern des Euroraums geben
     die Vereinigten Staaten (wie Großbritannien und Japan) ihre Staatsanleihen in eigener Währung aus. Das bedeutet, sie müssen
     sich nicht offiziell bankrott erklären, wenn sie nicht mehr in der Lage sind, zusätzliche Steuern zu erheben oder die Staatsausgaben
     zu drosseln. Die Zentralbanken können einfach neues Geld drucken – oder das digitale Äquivalent herstellen – und die Schulden
     monetisieren. Diese bewährte Methode treibt die Inflation in die Höhe und verbilligt die Schulden. Der Wohlstand geht damit
     von den Gläubigern auf den Staat über. Durch diese sogenannte »Inflationssteuer« wird zwar eine Insolvenz vermieden, doch
     das Ergebnis ist dasselbe.
    Verfechter der Inflationslösung argumentieren, damit würden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Eine mäßige Inflationsrate
     mindere den Wert der Schulden und verringere die Belastung. Gleichzeitig werde das Problem der Schuldendeflation gelöst, denn
     auch der Wert der privaten Schulden, etwa der festverzinslichen Hypotheken, sinke, während der Nominalwert von Eigenheimen
     und anderen Vermögenswerten steige. Das sei eine Win-Win-Situation, denn auf diese Weise würden der Staat und die Wirtschaft
     ihre Schulden los.
    Klingt clever, ist es aber nicht. Wenn sich die Inflation von nahe null auf einstellige Werte erhöht – von zweistelligen ganz
     zu schweigen –, könnten die Zentralbanken die Kontrolle über die Inflationserwartungen verlieren. Ist der Geist der Inflation
     erst einmal aus der Flasche, ist er kaum noch zu beherrschen. Die Zentralbanken könnten ihre hart erarbeitete Glaubwürdigkeit
     wieder verspielen. Paul Volckers Erfolg bei der Inflationsbekämpfung der frühen

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