Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft
kleinere Höhergewichtung von Gold in den Portfolios der Zentralbanken und Privatanleger,
um das Edelmetall spürbar zu verteuern. Auch ein singuläres Ereignis wie ein Staatsbankrott kann eine Spekulationsblase beim
Gold befördern. Der Herdentrieb würde diese Blase nur noch vergrößern.
Natürlich könnten die Goldpreise auch nach unten korrigiert werden. Der Carry Trade im Dollar dürfte irgendwann enden und
die Zentralbanken von quantitativen Lockerungen und ihrer Nullzinspolitik abgehen. Damit sinken die Preise für Rohstoffe wieder,
und damit auch für Gold.
Wer sich blind auf Gold als Risikoschutz verlässt, sollte sich darüber im Klaren sein, dass die Menschen in Krisenzeiten nicht
immer zum Gold greifen. Die Aussicht auf Staatspleiten in kleineren Ländern könnte die Investoren zum Dollar treiben, nicht
zu Gold. Das gilt für jede andere Krise genauso. Solange der Dollar nicht im Mittelpunkt einer Krise steht, steigt der Goldpreis
nicht automatisch immer weiter, nur weil Schlimmes bevorsteht.
Gehen wir um des Arguments Willen davon aus, dass die Weltwirtschaft in eine neue Krise stürzt und die Investoren den Dollar
meiden. Sollten sie deshalb ihr ganzes Geld in Gold investieren? Nicht unbedingt. Im Gegensatz zu anderen Rohstoffen hat Gold
an sich keinen Wert. Man kann es nicht essen, seine Wohnung nicht damit heizen und es nicht anderweitig nutzen. Es ist, wie
Keynes es nannte, ein »barbarisches Relikt«. Man könnte Gold zwar gegen nützlichere Dinge eintauschen, doch vielleicht wäre
es sinnvoller, gleich Bestände an Rohstoff-Futures oder – wem’s schmeckt – an Dosenfleisch anzulegen.
|396| Investoren sollten Gold stets mit einer gewissen Skepsis betrachten. Die jüngsten Preisschwankungen – innerhalb eines Monats
um 10 Prozent nach oben oder nach unten – betonen lediglich, dass Goldpreisbewegungen häufig die Folge irrationaler Überzeugungen
und Blasen sind. Es mag sinnvoll sein, eine gewisse Goldmenge als Inflationsschutz zu halten, vor allem, wenn Regierungen
damit anfangen, ihre Schulden zu monetisieren. Ansonsten sind große Goldpositionen unvernünftig, insbesondere weil die Inflation
kaum ausufern dürfte.
Inflation oder Deflation?
Auf dem Höhepunkt der Krise sahen sich viele Regierungen genötigt, drastische Schritte zu unternehmen, um eine Deflation und
einen Preisverfall zu verhindern. Nullzinspolitik und quantitative Lockerungen sollten normalerweise eine Inflationsrunde
auslösen, doch im Jahr 2009 war das nicht so. In den Vereinigten Staaten, der Eurozone, Japan und sogar manchen Schwellenländern
keimte Deflation auf. Der Grund war einfach: Die Banken hielten den Großteil der Liquiditätsüberschüsse in Form von Reserven,
statt ihn zu verleihen.
In den meisten Industrienationen und einigen Schwellenländern wird der Deflationsdruck kurzfristig anhalten. In vielen Ländern
bleibt die Nachfrage nach Gütern und Arbeit gering, was auf die Preise und Löhne drückt. Bestände an unverkauften Waren werden
billiger auf den Markt geworfen. Arbeitnehmer haben angesichts von Arbeitslosenquoten in Rekordhöhe eine schlechte Verhandlungsbasis
und nehmen sogar Lohnkürzungen hin, um ihre Arbeitsplätze zu sichern.
In Schwellenländern, die sich rascher von der Finanzkrise erholt haben, meldet sich die Inflation offenbar allmählich zurück.
Ende 2009 zogen in Ländern wie China und Indien die Preise für Erdöl, Nahrungsmittel und Immobilien an. Für diese Volkswirtschaften, |397| die in Kürze überhitzen könnten, wird die Inflation möglicherweise weit schneller zum Problem als für Industrieländer.
Dennoch könnte die Inflation ab 2012 auch in den Industrieländern wieder anziehen, und zwar aus einem von drei Gründen. Erstens
könnte die Erwartung eines drastischen Anstiegs der Inflation etwa durch eine Monetisierung ihrer Staatsschulden einen Teufelskreis
aus fallenden Wechselkursen und steigenden Preisen und Löhnen auslösen. Zweitens könnte die Flut billigen Geldes, die in Reaktion
auf die Krise freigesetzt wurde, eine Rohstoffblase entstehen lassen und die Inflation anheizen. Und drittens könnten die
Rohstoffpreise in den Vereinigten Staaten anziehen, während der Dollar weiter fällt. Zwischen dem Wert des Dollars und dem
Dollarpreis von Rohstoffen besteht eine negative Beziehung. So heben etwa Erdölförderer den Dollarpreis pro Barrel an, wenn
der Dollar absackt, da andernfalls die Kaufkraft
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