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Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Titel: Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nouriel Roubini , Stephen Mihm
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abgesehen,
     interessierten sich für diese Vorstellung von externen Ursachen vor allem die sogenannten klassischen Wirtschaftswissenschaftler,
     die der Ansicht waren, dass Märkte sich selbst regulierten. |69| Sie konnten zwar durch äußere Ereignisse erschüttert werden, doch sie waren ihrem Wesen nach widerstandsfähig und konnten
     nicht zusammenbrechen.
    Für eine pessimistischere Sicht 17 wenden wir uns einem anderen, umstritteneren Denker zu: Karl Marx. Anders als Mill und Jevons (und die meisten anderen Wirtschaftstheoretiker
     des 19. Jahrhunderts) vertrat Marx die Überzeugung, dass Krisen fester Bestandteil des Kapitalismus und ein Beleg für seinen
     bevorstehenden und unvermeidlichen Zusammenbruch seien. Wenn Adam Smith schrieb, um den Kapitalismus hochleben zu lassen,
     dann schrieb Marx, um ihn zu begraben. Seiner Ansicht nach war die Geschichte ein Kampf zwischen zwei gesellschaftlichen Gruppen:
     Auf der einen Seite stand die Klasse der Kapitalisten beziehungsweise die Bourgeoisie, die Fabriken besaß und über »Produktionsmittel«
     verfügte, und auf der anderen Seite die immer größer werdende Klasse des landlosen Proletariats. Entscheidend für Marx’ Analyse
     ist die Vorstellung, dass der tatsächliche Wert einer Ware von der menschlichen Arbeitskraft abhing, die zu ihrer Herstellung
     erforderlich war: Wenn Kapitalisten die menschliche Arbeit durch Maschinen ersetzten, sänken ihre Profite. Dies sporne die
     Kapitalisten an, weitere Kosten zu senken, womit sie schließlich die Wirtschaft in eine Krise aus Überproduktion und Unterbeschäftigung
     trieben. An diesem Punkt käme es zu einer brutalen Schrumpfung mit Firmenzusammenbrüchen und -zusammenschlüssen. Nach Ansicht
     von Marx würde eine endgültige Krise schließlich die Revolution und den Sieg der Arbeiterklasse herbeiführen.
    In seinem
Manifest der Kommunistischen Partei
, das Marx im Jahr 1848 veröffentlichte (demselben Jahr, in dem Mills’
Grundsätze
erschienen), kleidet er seine Vision von der Instabilität in sprachgewaltige Bilder. »Die moderne bürgerliche Gesellschaft«,
     so Marx, »gleicht dem Hexenmeister, der die unterirdischen Gewalten nicht mehr zu beherrschen vermag, die er heraufbeschwor.«
     Zum Beleg verweist er auf die »Handelskrisen …, welche |70| in ihrer periodischen Wiederkehr immer drohender die Existenz der ganzen bürgerlichen Gesellschaft infrage stellen«. Diese
     Krisen würden immer gravierender werden. »Wodurch überwindet die Bourgeoisie die Krisen?« fragt er. »Einerseits durch die
     erzwungene Vernichtung einer Masse von Produktivkräften; andererseits durch die Eroberung neuer Märkte und die gründlichere
     Ausbeutung alter Märkte.« Durch solche Lösungen zögerte sie den Tag des Jüngsten Gerichts nur hinaus, indem sie »allseitigere
     und gewaltigere Krisen vorbereitet und die Mittel, den Krisen vorzubeugen, vermindert«. 18
    Marx’ Theorie, die sehr viel komplexer ist, als diese knappe Zusammenfassung vermitteln kann, bleibt bis heute umstritten.
     Wir wollen hier nur eines festhalten: Marx war der erste Denker, der erkannte, dass der Kapitalismus an sich instabil ist
     und dazu neigt, Krisen hervorzubringen. Für Marx war der Kapitalismus die Verkörperung des Chaos und ein System, das unweigerlich
     in den Abgrund stürzen und die gesamte Wirtschaft mit sich in die Tiefe reißen wird. In dieser Auffassung unterscheidet sich
     Marx von einer früheren Generation politischer Denker, die davon ausgingen, dass sich der Kapitalismus selbst regulieren könne.
     Für ihn war der Kapitalismus zum Untergang verdammt. Bis heute hat sich diese Vision nicht bewahrheitet. Doch seine Erkenntnis,
     dass Krisen fester Bestandteil des Kapitalismus sind, war immens wichtig: Nach Marx mussten Wirtschaftswissenschaftler damit
     rechnen, dass der Kapitalismus die Saat seiner eigenen Zerstörung in sich trug. Krisen seien nicht nur das Resultat verhältnismäßig
     banaler Ereignisse wie der Entstehung eines neuen Marktes, der Psychologie der Anleger oder gar Sonnenflecken. Kapitalismus
     sei gleichbedeutend mit Krise, er habe einen Grad der Instabilität und Unsicherheit geschaffen, wie sie in der Geschichte
     der Menschheit einmalig sei.
    Marx’ Theorie stieß nicht auf große Zustimmung. Die meisten Wirtschaftswissenschaftler des ausgehenden 19. und beginnenden
     20. Jahrhunderts erklärten nach wie vor, die Wirtschaft reguliere |71| und korrigiere sich selbst. Solange sie in Ruhe gelassen

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