Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Titel: Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nouriel Roubini , Stephen Mihm
Vom Netzwerk:
Greenspan nicht bereit. Als sich der Aktienmarkt 1996 im Zuge der Hightech- und Internetblase überhitzte, warnte
     er zwar in einer Rede vor dem »irrationalen Überschwang«. 16 Doch er unternahm nichts, um die Entwicklung der Blase zu verhindern, wenn man von einer minimalen Anhebung der Leitzinsen
     um 25 Basispunkte einmal absieht. Als die Hightechblase im Jahr 2000 schließlich platzte, goss Greenspan zusätzlichen Alkohol
     in den sprichwörtlichen Punsch. Nach den Terroranschlägen des 11. Septembers senkte er die Leitzinsen immer weiter, auch als
     deutliche Anzeichen der wirtschaftlichen Erholung erkennbar wurden. Als er im Jahr 2004 schließlich die Zinsen wieder anhob,
     tat er dies in kleinen vorhersehbaren Schritten von 25 Basispunkten alle sechs Wochen, wenn der Offenmarktausschuss zusammentrat.
     Damit hielt die Notenbank die Zinsen zu lange zu niedrig und hob sie zu spät und zu langsam wieder an.
    |106| Das Ergebnis war die Immobilien- und Hypothekenblase. Indem Greenspan riesige Mengen billigen Geldes in die Wirtschaft pumpte
     und zu lange dort zirkulieren ließ, bekämpfte er die Folgen einer geplatzten Blase mit einer neuen. Dies war die unvermeidliche
     Folge seiner zwiespältigen Haltung gegenüber der Notenbank: Auf dem Weg nach oben sah er tatenlos zu, nur um dann in hektische
     Aktivität zu verfallen, wenn es darum ging, die Talfahrt aufzuhalten. Damit schuf er den legendären »Greenspan-Put«. 17 Am Ende seiner Amtszeit als Vorsitzender der Notenbank war der Greenspan-Put unter Händlern ein fester Glaubenssatz geworden:
     Der Markt ging – für den Fall, dass die Spekulationsblase platzte – davon aus, dass die Notenbank immer einspringen würde,
     um den verantwortungslosen Händlern aus der Patsche zu helfen. Dies führte zu einer verbreiteten Sorglosigkeit, für die in
     erster Linie Alan Greenspan verantwortlich zu machen ist.
    Auch verantwortlich zu machen ist er für die Tatsache, dass die Notenbank nicht in der Regulierung der Märkte aktiv wurde.
     So verabschiedete der Kongress beispielsweise im Jahr 1994 ein Gesetz zum Schutz der Hauseigentümer, um gegen unlautere Kreditvergabepraktiken
     vorzugehen. Mithilfe dieses Gesetzes hätte Greenspan die Vergabe von Schrotthypotheken unterbinden können, doch das kam ihm
     nicht in den Sinn – auch dann nicht, als ihn Edward Gramlich, eines der Mitglieder des Notenbankrats, ausdrücklich dazu aufforderte. 18 Greenspan verteidigte diese Entscheidung später mit den Worten: »Es hätte einen großen Aufwand für uns bedeutet, die Praxis
     der Hypothekenvergabe zu überwachen, und ich bin mir nicht sicher, dass wir Beanstandungen gehabt hätten, ohne damit die wünschenswerte
     Verfügbarkeit von Subprimehypotheken zu gefährden.«
    Dieser Satz lässt tief blicken. Für Greenspan waren die Schrotthypotheken uneingeschränkt begrüßenswert und eine unvermeidliche
     Konsequenz des sich frei entfaltenden Marktes. Noch vor kurzem pries er die Rolle der innovativen Finanzprodukte, weil sie
     einer immer größeren Zahl von Amerikanern die Möglichkeit |107| gab, Kredite aufzunehmen. Bei einer öffentlichen Veranstaltung im Jahr 2005 freute er sich, dass die Innovationen auf dem
     Geldmarkt »ein rasches Wachstum der Subprimekredite angestoßen … und konstruktive Neuerungen ermöglicht haben, die auf die
     bestehende Nachfrage reagieren und den Kunden Vorteile bringen«. 19
    Fairerweise müssen wir Greenspan zugestehen, dass nicht er allein für die unerbittliche Deregulierung verantwortlich war.
     In den vorausgegangenen drei Jahrzehnten hatten sich die Konservativen die Befreiung der Märkte von allen »lästigen« Regulierungen
     auf die Fahnen geschrieben. Dieses Credo erhoben sie auch zur Politik. Mit Beginn der achtziger Jahre wurde die strenge Regulierung,
     die dem Finanzmarkt während der Weltwirtschaftskrise in den dreißiger Jahren auferlegt worden war, Schritt für Schritt wieder
     zurückgenommen oder ganz abgeschafft.
    Eines der berühmtesten Opfer war der Glass-Steagall Act aus dem Jahr 1933. 20 Dieses wegweisende Gesetz errichtete unter anderem eine Brandmauer zwischen Geschäftsbanken, die in der Geldanlage und Kreditvergabe
     tätig waren, und Investmentbanken, die sich auf den Wertpapierhandel konzentrierten. Diese Vorsichtsmaßnahme wurde Stück für
     Stück abgetragen. Ende der achtziger Jahre ließ die Notenbank zunächst zu, dass Geschäftsbanken mit Wertpapieren handelten.
     Zunächst durften die Banken nur 10

Weitere Kostenlose Bücher