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Das Ende des großen Fressens - · Wie die Nahrungsmittelindustrie Sie zu übermäßigem Essen verleitet - · Was Sie dagegen tun können

Das Ende des großen Fressens - · Wie die Nahrungsmittelindustrie Sie zu übermäßigem Essen verleitet - · Was Sie dagegen tun können

Titel: Das Ende des großen Fressens - · Wie die Nahrungsmittelindustrie Sie zu übermäßigem Essen verleitet - · Was Sie dagegen tun können Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Schaltkreise im Gehirn festigen. Er erklärte mir die etwas schwer erkennbare, aber nützliche Unterscheidung zwischen zielgerichtetem und gewohnheitsmäßigem Verhalten.
    Ein Beispiel für zielgerichtetes Verhalten ist das Nachdenken über Eis, das in einen Wunsch nach Eis mündet und uns dann gezielte Schritte unternehmen lässt, um ein Eis zu bekommen. Dabei sind bestimmte Motivationsschaltkreise im Gehirn beteiligt.
Wenn ich ins Haus gehe, um eine Packung aus dem Gefrierschrank zu holen, ist diese Handlung zielgerichtet und von der bewussten Erwartung einer Belohnung angetrieben. Ich will Eis, und ich sorge dafür, dass ich es bekomme.
    Wenn ich das jedoch oft genug tue, verändert sich der mentale Prozess. Das Verhalten wird zur Gewohnheit–weniger Absicht und mehr Wiederholung–, womit ein anderer Schaltkreis ins Spiel kommt. Nun halte ich gewohnheitsmäßig auf den Kühlschrank zu, sobald ich nach Hause komme, nicht weil ich bewusst etwas essen möchte. Mein motorisches Verhalten hat sich automatisiert.
    Dopamin beeinflusst beide Verhaltensweisen, indem es den Motivationsschaltkreis ankurbelt und die Macht der Gewohnheit stärkt. Der Schaltkreis arbeitet in annähernd parallelen Schleifen [Ref 81] , wobei eine Schleife die motivierende Information verarbeitet und die andere sich auf die motorische Aktivität im Zusammenhang mit Gewohnheiten konzentriert.
    Die Bedeutung für jemanden, der seine Nahrungszufuhr kontrollieren möchte, liegt auf der Hand. [Ref 82] Beim Erlernen von Gewohnheiten »kodiert das Gehirn ganze Verhaltensabläufe als Leistungseinheiten, die jeweils durch bestimmte Zusammenhänge ausgelöst werden«, erklären es Forscher, die sich mit den neuronalen Abbildern von Gewohnheiten beschäftigen. [Ref 83] Hinweisreize in der Umgebung lösen dann ein vorhersagbares, automatisch ablaufendes Handlungsschema aus.
    Wenn es um Nahrung geht, befolgen wir damit grundsätzlich ein Essschema, das in die Schaltkreise unseres Gehirns geschrieben wurde.

    Gewohnheiten gestatten Lebewesen–unabhängig vom Entwicklungsstand ihres Gehirns–schnell auf Routineereignisse zu reagieren. Das kann hilfreich sein, weil es uns gestattet, etwas zu tun, ohne genau darauf zu achten. Zum Beispiel können wir beim Schuhebinden ein Gespräch führen. Doch diese Annehmlichkeit hat ihren Preis. Wir können nämlich unbewusst handeln und dabei unsere Handlungen aus dem Blick verlieren. Genau um diesen Kontrollverlust geht es hier.
    »Mangelnde Kontrolle bewirkt eine Stärkung solcher Gewohnheiten«, erläutert Joshua Berke. »Eine Gewohnheit erspart uns kognitive Anstrengung. Ein System, das angesichts einer immer wiederkehrenden Situation eine feststehende Reaktion erzeugt, über die man nicht nachdenken muss, hat durchaus seinen Sinn.«
    Gewohnheiten entstehen langsam, doch wenn sie sich einmal eingeschliffen haben, sind sie von Natur aus schwer zu durchbrechen. »Ein Definitionsmerkmal von Gewohnheiten ist, dass sie sich einer Veränderung widersetzen«, erklärt er. »Gewohnheiten sind sehr unflexibel. … Sie reagieren sehr widerwillig auf eine veränderte Situation.«
    Der Unterschied zwischen einem zielgerichteten und einem gewohnheitsmäßigen Verhalten wird durch eine andere Studie mit zuckerreicher Nahrung klarer. [Ref 84] Die Forscher legten hierbei eine Woche lang Zuckerpellets an das Ende eines Gangs, und eine Gruppe Versuchstiere rannte bei der erstbesten Gelegenheit dorthin. Danach wurden die Tiere in einen anderen Raum verlegt, wo sie wieder große Mengen Zuckerpellets bekamen, aber diesmal wurde bei ihnen nach dem Fressen gezielt ein Krankheitsgefühl erzeugt. Als sie am Folgetag wieder in den Gang zurückgesetzt wurden, zeigte sich ein deutlich verändertes Verhalten:
Anstatt zum Futter zu rennen, schlenderten sie nur langsam dorthin und hatten kaum Interesse daran.
    Ganz anders bei einer Langzeitexposition. In den Folgeversuchen durften die Tiere nicht nur eine Woche, sondern drei Wochen lang am Ende des Gangs Zuckerpellets fressen. Alles andere blieb gleich–nach der dreiwöchigen Testphase wurde ihnen wieder eine große Menge Zuckerpellets angeboten, und wieder wurden sie danach krank. Als sie am nächsten Tag erneut in den Gang kamen, verhielten sie sich genauso wie vor ihrer Erkrankung. Auch diesmal rannten die Tiere eilig auf ihr Futter zu und stopften es in sich hinein.
    »Das ist ein schönes Beispiel für den Unterschied zwischen motiviertem Verhalten und Gewohnheit«, meint Berke dazu. Nach

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