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Das Ende des Himmels: Roman (German Edition)

Das Ende des Himmels: Roman (German Edition)

Titel: Das Ende des Himmels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peadar O´Guilín
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sterben müssen.«
    Sie nickte. »Aber man brauchte dich lebend, damit die Wärter den Rebellen folgen konnten, die dich zu mir brachten. Das ist eine gute Neuigkeit. Eine sehr gute. Das bedeutet, solange du genug zu essen und zu trinken bekommst, wirst du schnell wieder gesund. Zumindest für ein paar Tage. Wärst du älter, wie Jagadamba, hätte die Medizin sich damit verausgabt, dich jünger zu machen. Aber verlass dich nicht darauf – die Nanos sind darauf programmiert, nach spätestens zwei Wochen abzusterben. Bis dahin wird es also nicht mehr allzu lange dauern.« Dann schüttelte sie den Kopf. »Wir werden ein andermal darüber reden. Jetzt sollten wir uns beeilen.«
    Die Luke öffnete sich, und sie stolperten in einen länglichen Raum mit sechs runden Nischen, die groß genug waren, um je eine Sphäre aufzunehmen. Alle anderen waren leer. Der Boden war durchsichtig, aber diesmal wurde dem Jäger nicht mehr schwindlig, weil er wusste, dass er nicht hinunterfallen würde. Trotzdem schmerzte und zitterte jeder Muskel seines Körpers, und er schaffte es kaum, durch die Luke zu kriechen und aufzustehen. Und er fühlte sich völlig ausgehungert, so sehr, dass er sogar für Dachnahrung dankbar gewesen wäre. Die Auswirkungen der Medizin, die man ihm gegeben hatte, wie Indrani sagte. Er zuckte mit den Schultern und griff nach seinem kleinen Vorrat an geräuchertem Fleisch, um sich eine Handvoll in den Mund zu stopfen.
    »Es ist uns nicht mehr erlaubt, in diesen Hangars zu parken«, sagte Indrani und deutete auf den Raum. »Während der Rebellion kamen die Religiösen hierher und stahlen sämtliche Sphären. So hat die ganze Sache überhaupt erst angefangen. Jedenfalls haben wir Glück, dass sich hier niemand mehr aufhält. Komm jetzt.«
    Sie verließen den Raum und gerieten in eine panische Menge. Irgendwo heulte eine Sirene. »Die Wärter kommen«, sagte Stolperzunge.
    Wie es schien, hatte Indrani sie mitten in einen Sektor der Religiösen gebracht. Hier trugen die Menschen einfache Gewänder. Einige Männer hatten freie Oberkörper, die sie mit farbigen Mustern bemalt hatten. Die Flüchtlinge mit ihren dreckigen Lumpen fielen sofort auf. Aber sie hätten sich gar keine Sorgen machen müssen. Die Menge teilte sich, um eine Gruppe junger Männer mit wütenden und entschlossenen Gesichtern durchzulassen. Alle trugen schwere Knüppel oder Metallstücke. Stolperzunge erkannte sofort, dass sie nicht einmal wussten, wie sie ihre Waffen halten sollten. Außerdem rannten sie viel zu dicht nebeneinander, um wirksam damit ausholen zu können. Trotzdem war es eine Jagdgruppe, die loszog, um Nahrung für ihren Stamm zu beschaffen.
    »Wie es aussieht, ist die Rebellion wieder aufgeflammt«, sagte Indrani. »Komm weiter. Wir sind jetzt da. Wir haben es geschafft.«
    Vor ihnen führte der Korridor in einen der verwüsteten, von Flüchtlingen überfüllten Parks. Wie in vielen anderen hing auch hier das Wrack eines eroberten feindlichen Raumschiffs an Seilen von der Decke. Ein seltsames Licht fiel von oben darauf, und der Jäger keuchte erstaunt auf. »Schau, Indrani! Hier ist eine andere Sonne !«
    Sie lachte und drückte ihn an sich. »Hier gibt es nur eine Sonne, Stolperzunge – dieselbe, die wir im Obergeschoss gesehen haben. Wir befinden uns im berühmten und dennoch ungeliebten Sonnenscheinpark. Man hat einen Schacht durch alle höheren Stockwerke getrieben. Er reicht bis zum Himmel. Siehst du?«
    Ungeliebt. Das überraschte ihn nicht. Die brennende Lichtkugel war nicht nur heiß, sondern konnte auch sehr furchteinflößend sein.
    »Wir werden uns setzen«, sagte Indrani. »Wir können uns genauso gut hier einloggen. Außerdem sind die Leute hier fast genauso verdreckt wie wir.«
    Das stimmte. Hoffnungslose Flüchtlinge hockten überall in Familiengruppen zusammen. Manche schliefen, und einige starrten ins Nichts, während das Dach ihnen die Illusion eines besseren Lebens vorgaukelte.
    »Aber was ist, wenn die Wärter kommen?«
    »Sie werden vielleicht glauben, dass wir zur Rebellion gehören und deshalb die Sphäre gestohlen haben. Sie gehen bestimmt davon aus, dass es die Religiösen waren. Wenn sie irgendwann erkennen, dass wir es waren …« Sie grinste. »Dann werden sie hoffentlich vermuten, dass wir nicht so dumm waren, in der Nähe zu bleiben.«
    Auch Stolperzunge lachte. Sie fanden eine Stelle, wo sie sich setzten, und waren nun eine kleine Familiengruppe unter tausend anderen. Indrani lehnte sich zurück, das Baby

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