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Das Ende des Himmels: Roman (German Edition)

Das Ende des Himmels: Roman (German Edition)

Titel: Das Ende des Himmels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peadar O´Guilín
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wieder jagen müssen. Bislang haben sie auf der Oberfläche keine Pflanzen von der Erde zugelassen. Aber ich könnte einen Handel mit ihnen machen. Und jetzt müssen wir nur wieder hineinkommen.« Sie zeigte nach oben. »Und ein ruhiges Plätzchen finden. Dann werden wir es schaffen.« Ihre Augen strahlten, als sie daran dachte, wie wunderbar die Zukunft für sie alle werden könnte. Doch diese Vorstellung schien schnell wieder zu verblassen.
    »Aber bis dahin …« Sie schluckte. »Bis dahin haben wir nur diese zwei merkwürdigen Waffen. Ich glaube, sie werden Gewehre genannt. Klar, wir können damit schießen. Aber wie laden wir sie anschließend wieder? Wir haben keine Ahnung, nicht wahr?«
    »Indrani, die Sphäre ist eine Waffe. Du könntest mit dem grünen Licht auf die Tunnel der Wühler feuern.«
    Sie schüttelte traurig den Kopf. »Du hast recht, aber das wird die Kommission nicht erlauben, Liebster. Tut mir leid.«
    Etwas blitzte weit entfernt im Licht des Daches. Dann wurde eine Jagdgruppe aus Sphären sichtbar, die durch die Luft in ihre Richtung rasten. Stolperzunges Herz pochte wieder aufgeregt, während Indrani einen Zickzackkurs flog.
    Es schien eine halbe Ewigkeit her zu sein, als er zum ersten Mal einen Kampf zwischen Sphären beobachtet hatte, die Feuer oder Licht spuckten. Damals hatte er noch nicht gewusst, dass es das erste Gefecht der großen Rebellion der Religiösen gewesen war. Was letztlich kein Wunder war, denn zu jener Zeit hatte er noch geglaubt, das Dach sei das Zuhause der verehrten Vorfahren, nachdem sie freiwillig ihr Fleisch hergegeben hatten. Falls er überhaupt einmal über die Sphären nachgedacht hatte, war es im Grunde nur um die Frage gegangen, wie das Fleisch dieser seltsamen Flugwesen schmecken mochte, wenn es jemals gelingen sollte, eines vom Himmel zu holen und die Hülle zu knacken … Dann war eines Tages bei einem weiteren Feuergefecht eine Sphäre beschädigt und Indrani zum Stamm geschickt worden. Eigentlich zu ihm. Ja, zu ihm.
    Also konnten sich Sphären gegenseitig zerstören, aber sicherlich nicht, wenn sich die Geheimnisträgerin in einer befand.
    Indrani ließ das Gefährt absacken. Ein helles Licht, heller als das Dach am Mittag, briet die Luft über ihren Köpfen. Bald folgte ein Dutzend weiterer Strahlen, sodass Stolperzunge den Eindruck hatte, seine Frau würde sie durch einen dichten, leuchtenden Wald steuern, dessen Stämme tödlich und furchterregend an ihnen vorbeizuckten. Mehrere Male rebellierte sein Magen, bis er leer wie ein geplatzter Sack war und es im Fahrzeug penetrant stank.
    »Aber sie brauchen dich lebend!«, rief er.
    Sie ging nicht darauf ein. Ihre Stirn lag in tiefen Sorgenfalten, und langsam dämmerte dem Jäger die Wahrheit. Die Leute, die sie verfolgten, wussten offenbar gar nicht, hinter wem sie her waren. Es ging nur darum, dass jemand eine ihrer kostbaren Sphären gestohlen hatte.
    Der Feind hatte keine Schwierigkeiten, ihnen auf den Fersen zu bleiben. Indrani wich immer wieder auf unvorhersehbare Weise aus, doch sie konnten sich nähern, ohne Vergeltung befürchten zu müssen. Hätte er doch nur seine Schleuder dabeigehabt, um mit irgendetwas auf sie feuern zu können … Wie durch Magie, als würden sie sich wieder innerhalb des Daches aufhalten, hatte er plötzlich genau die Informationen im Kopf, die er brauchte. Er erinnerte sich an die Zeit, als er in der abgestürzten Sphäre festgesessen und die kleinen Symbole gelesen hatte, die es dort überall gab. Er hatte einen Knopf mit der Aufschrift »Notausstiegsluke« gefunden und ihn gedrückt – und damit sein Leben gerettet. Aber er hatte auch einen anderen Knopf gesehen, der ihn damals vor ein Rätsel gestellt hatte … Nun griff er schräg hinter sich, bis er ihn ertasten konnte. Er befand sich tatsächlich auf seiner Seite der Wand, genau dort, wo er ihn mit der Hand erreichen konnte. Der Knopf für die Heckbewaffnung.
    Er drückte ihn, und eine Stimme ertönte in der Kabine: »Schussbereit. Ziel lokalisieren.«
    Auch Indrani schien die Stimme zu hören, und für einen kurzen Herzschlag hielt sie die Sphäre auf geradem Kurs.
    »Da!« Stolperzunge streckte den Arm aus. »Dahin schießen!«
    Ihr nächster Feind zerplatzte in einem Regen aus Flammen und Trümmern, aber mehr sah Stolperzunge nicht, weil Indrani wieder Ausweichmanöver flog. Die feindlichen Strahlen waren jetzt schlechter gezielt als zuvor, weil auch sie es nicht mehr wagten, allzu lange geradeaus zu fliegen.

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