Das Ende des Himmels: Roman (German Edition)
Brust.
Immer mehr Feinde waren ihm im Weg. Immer mehr Bestien. Viele waren bereits tot, und ihre treibenden Leichen bedeckten die Oberfläche. Er stieß sie beiseite, die Lebenden genauso wie die Toten.
Jetzt waren es nur noch wenige Schritte, doch er wurde immer schwächer. Er schaffte es, Indrani auf dem trockenen Boden abzulegen, aber nur knapp. Dann hatte er keine Kraft mehr, auch sich selbst hinaufzuziehen. Doch es war ihm egal geworden. Er hörte bereits, wie seine Vorfahren ihn riefen. Er konnte jetzt einfach loslassen, sich forttreiben lassen. Er spürte, wie seine Knie nachgaben.
Etwas schrie … irgendein Wesen auf seinem Rücken …
Flammenhaar! Er versuchte die Trageschlinge zu lösen. Ein ganz einfacher Knoten, eigentlich überhaupt kein Problem. Aber selbst das war zu viel für ihn. Er ruschte weg und sank immer tiefer …
Das Mädchen wand sich in Hireshs Griff, als die Menge auf ihn zukam. Ihre eigenen Leute waren bereit, sie zu ermorden. Aber wofür? Es war keine Wut mehr, die er jetzt verspürte, nur noch tiefe Verzweiflung. »Bleib einfach liegen«, flüsterte er ihr zu. Dann warf er sie zur Seite und stürmte los. Das Dach würde sterben, und all diese dummen Menschen würden ebenfalls den Tod finden.
Er krachte gegen die Menge. Doch nach dem ersten Zusammenstoß duckte er sich und kroch zwischen den Beinen hindurch. Sein Blick fand die Schwachstellen, als würde er sich wie früher durch die Lücken in einer Menge schlängeln. Nur dass er jetzt kräftiger war. Er blieb dicht am Boden und kämpfte sich die verbleibenden zehn Meter bis zu der Stelle vor, wo Divya zusammengebrochen war.
Die Leute schlugen mit schwachen Armen nach ihm. Einige hatten Knüppel oder Messer, aber nun arbeitete die Enge nicht mehr gegen, sondern für ihn. Dann fand er endlich die Leiche des Sergeants und in der blutigen Masse der Hände den Laser, den nur ein Wärter benutzen konnte.
Erkannten sie, in welcher Gefahr sie schwebten? Wussten sie es? Ein grüner Blitz machte ihn für einen Moment blind. Die reflektierte Hitze versengte seine Haut. Doch bevor die Flecken in seinem Sichtfeld verblasst waren, überlagerte der grässliche Gestank von geröstetem Fleisch alle anderen Gerüche. Er hatte keine Zeit, darüber nachzudenken.
»Überwältigt ihn!«, rief der blauhäutige Junge.
»Nein!«, schrie Hiresh. »Bitte nicht!«
Er feuerte wieder, setzte Körper in Brand, zerschmolz Fleisch und verkohlte Knochen, sodass er über kochende, Blasen werfende Leichen hinwegsteigen musste. »Bitte!«, rief er immer wieder. »Bitte, bitte nicht!« Doch die Chakrapani-Wut stieg wieder in ihm auf und übernahm die Kontrolle. Er kämpfte sich immer weiter vor und tötete, auch als es gar nicht mehr nötig gewesen wäre, aber er konnte einfach nicht mehr aufhören. Alles war bereits Vergangenheit. Als würde er sich eine Aufzeichnung seiner Erinnerungen ansehen, an denen er nichts mehr ändern konnte.
Ein Anruf von Dr. Narindi erreichte ihn. Ich habe versucht, Verstärkung anzufordern, aber sie würde nicht rechtzeitig eintreffen. Wir hatten hier … eine Krise. Ein gewaltiges Beben. Kommst du zurecht? Schaffst du es, Indrani zu holen?
Hiresh sendete ihm das, was er sah: den Rauch, die verkohlten Leichen, die Laserstrahlen, mit denen er auf panisch flüchtende Zivilisten feuerte. Er dachte, der Doktor würde entsetzt auf das Geschehen reagieren und ihm befehlen, damit aufzuhören. Doch der Mann sagte nur: Gute Arbeit! Aber jetzt beeil dich, bei allen Göttern! Du weißt, was auf dem Spiel steht.
Ja, er wusste es. Er war für diesen Wahnsinn auserwählt worden, weil sie offenbar gewusst hatten, dass nur er labil genug war, um so etwas zuzulassen. Vielleicht lag es auch an den Implantaten. Sie hatten ihn in ein Monster verwandelt, und es würde Wochen dauern, bis sich seine Stimmungsschwankungen ausgeglichen hatten.
Er schaffte es, sich wieder zusammenzureißen, als ein heftiges Beben ihn von den Beinen warf und ihn bestimmt zehn Minuten lang am Aufstehen hinderte. Ohne die Hilfe des Daches konnte er die Zeit nur schätzen.
Während Hiresh am Boden lag, stellte er sich Tarinis Abscheu vor, wenn sie sah, was aus ihm geworden war. Auch andere Ideen drängten sich in seine Gedanken. Worte, Bilder und Empfindungen. Waren es Nebenwirkungen der Elite-Drogen? Oder kamen sie von der Dach-Göttin, zufällige Zuckungen eines sterbenden Gehirns? Und noch etwas ging ihm im Kopf herum. Es hatte mit Dr. Narindi und dem
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