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Das Ende des Himmels: Roman (German Edition)

Das Ende des Himmels: Roman (German Edition)

Titel: Das Ende des Himmels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peadar O´Guilín
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auf ihn zulaufen.
    Gelbrachen wurden sie genannt. Riesige Schnappmäuler standen offen und waren groß genug, um Kopf und Schultern eines Mannes zu verschlingen. Schwarze Zungen hingen heraus und schwankten bei jedem Schritt. Auf den gelblichen Körpern wuchsen in zufälliger Verteilung Haarbüschel, in denen sich die Augen und andere Sinnesorgane verbargen. Hiresh konnte die Überreste ihrer letzten Mahlzeit in Form unverdauter Brocken im mittleren Körperbereich erkennen – komplette Gliedmaßen eines Artgenossen, den Stolperzunge am Tag zuvor getötet hatte. Hiresh spürte, wie ihm die Galle hochkam, und Tarini griff nach seinem Arm. Auf der Oberfläche wurde nichts vergeudet.
    Der Jäger wappnete sich und wartete auf den Angriff.
    Obwohl es keine Religiösen an der Akademie gab, murmelte Tarini: »Die Götter mögen ihm beistehen.« Sie war nicht die Einzige im Raum, die diese Worte aussprach. In wenigen Augenblicken war der Kannibale vielleicht nur noch ein weiterer unverdauter Klumpen im Bauch eines dieser Geschöpfe. Ausgleichende Gerechtigkeit, wie manche sagen mochten, auch wenn es ein widerlicher Anblick wäre. Hiresh überlegte, sich aus der Übertragung auszublenden. Doch aus irgendeinem Grund konnte er sich nicht dazu durchringen.
    Zwei gelbe Monster stürmten den Hügel hinauf. Sie wirkten sehr hungrig und schrecklich stark. Sie würden Stolperzunge verschlucken und unbekümmert weiterziehen, während er in ihnen erstickte.
    »Pass auf, hinter dir!«, rief Hiresh unwillkürlich. Milliarden Fans in allen Teilen des Daches riefen in diesem Moment zweifellos dasselbe. Hinter Stolperzunges Rücken näherten sich zwei weitere Gelbrachen, aber leiser als ihre frontal angreifenden Artgenossen. Vorsichtig stiegen sie die kleine Anhöhe hinauf.
    Die anderen hatten den Menschen fast erreicht. Sie beschleunigten ihren wankenden Gang und stießen Rufe aus, um sich gegenseitig zu ermutigen. Stolperzunge rammte die Spitze seines Speers in den Boden und drückte den Schaft herunter, bis er sich leicht unter seinem Gewicht durchbog. Als die zwei Aliens ein Stück näher waren, ließ er ihn plötzlich hochschnippen. Erde, Moos und giftige Insekten flogen durch die Luft. Ein großer Teil davon landete in den Mäulern der Wesen.
    »Ah, genial!«, rief Hiresh. Die Aliens schrien ängstlich, und ihr Vorstoß kam ins Stocken. Eins ließ sich den Hügel hinunterrollen, während es mit Händen und Zunge hektisch versuchte, die Insekten loszuwerden. Die sauren Säfte des Mooses schienen ihm in den Atemwegen zu brennen. Das zweite Wesen bäumte sich auf den Hinterbeinen auf. Stolperzunge brüllte triumphierend, als er ihm die Kehle aufschlitzte. Dann wandte er sich der ersten Bestie zu, um auch ihr den Rest zu geben, doch er kam nicht mehr dazu.
    Die zwei Gelbrachen hinter ihm stürmten bereits den Hügel hinauf. Er riss den blutigen Speer herum, aber das erste Ungeheuer schlug die Waffe beiseite und verpasste dem Menschen mit triumphierendem Gebrüll einen Hieb. Der Speer polterte den Abhang hinunter, und Stolperzunge sprang hinterher.
    »Du Idiot!«, rief Hiresh. »Du wirst es niemals schaffen!«
    Tarini schien etwas Ähnliches gedacht zu haben, denn sie drückte die Hand ihres Freundes so fest, dass er beinahe die Verbindung zum Dachraum verloren hätte.
    Wie zur Bestätigung dieser Befürchtung stürzte der Deserteur zu Boden, als ihm einer der Verfolger auf den Rücken sprang. Für einen Moment konnten die Zuschauer nur noch die mit Haarbüscheln besetzte gelbe Kehrseite des Monsters erkennen.
    »Nein!«, flüsterte Tarini. Ihr Griff wurde noch fester. Überall im Raum waren entsetzte Ausrufe zu hören.
    Plötzlich brüllte der angreifende Gelbrachen vor Schmerz, bäumte sich auf und fuchtelte mit den Vordertatzen herum. Etwas hatte ihn erwischt – natürlich Stolperzunge. Erstaunlich! , dachte Hiresh. Er hatte nur vorgetäuscht , dass er den Speer retten wollte, er hatte nur vorgetäuscht zu stürzen. Das Messer des Jägers drang tief in den Bauch seines Widersachers ein, während er mit der linken Hand einen Augapfel aus dem schützenden Haarbüschel riss. Die zwei anderen überlebenden Bestien tanzten um den Wilden und sein schreiendes Opfer herum und suchten nach einer Angriffsmöglichkeit.
    Stolperzunge, der nur noch ein blutbesudelter Alptraum war, stieß sein sterbendes Opfer in Richtung seiner Feinde. Er knurrte wie ein tollwütiger Hund von der alten Erde.
    »Du brauchst deinen Speer«, sagte Hiresh. Doch er

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