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Das Ende des Zufalls - Wie Big Data uns und unser Leben vorhersagbar macht (German Edition)

Das Ende des Zufalls - Wie Big Data uns und unser Leben vorhersagbar macht (German Edition)

Titel: Das Ende des Zufalls - Wie Big Data uns und unser Leben vorhersagbar macht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudi Klausnitzer
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genug?
     
    Jetzt will die EU auf die Bremse treten. Für den Hochfrequenzhandel soll ein Speed Limit von zumindest 500 Millisekunden gelten. Das heißt, eine Aktie müsste zumindest eine halbe Sekunde lang gehalten werden, bevor sie wieder verkauft werden darf, und auch insgesamt sollen höhere Kontrollanforderungen gelten. Was Nathaniel Popper in der „New York Times“ zur süffisanten Anmerkung verleitete, dass nach Jahren der Nachahmung des US-Aktienmarkts nun quer durch die Welt die USA als Beispiel dafür gesehen werden, wie es nicht sein soll. 82 Doch in der Praxis tobt auch in Europa der Kampf, den Turbohandel, wie er genannt wird, aufrechtzuerhalten. In den USA gehen 70 Prozent der Umsätze auf den High-Speed-Handel zurück, in Deutschland sind es etwa 40 Prozent. Die deutsche Bundesbank hat in der Diskussion um einen entsprechenden Gesetzesentwurf in Deutschland im Januar 2013 gegen eine Mindesthaltedauer votiert, aber wenigstens einen „Not-Aus-Schalter“ empfohlen, mit dem fehlerhaftes oder marktschädigendes Verhalten von Algorithmen gestoppt werden kann.
    So unheimlich und undurchschaubar dieses System der Algorithmen, wie es nicht nur im Finanzsystem heute eingesetzt wird, auch wirken mag – die Definition, was diese Algorithmen eigentlich sind, klingt verblüffend einfach: Ein Algorithmus ist eine aus endlich vielen Schritten bestehende eindeutige Handlungsvorschrift zur Lösung eines Problems, also die Umsetzung in eine Rechenaufgabe. Klingt einfach, kann aber zu hoch komplexen Formeln führen.
     
     
    Julius Caesars Algorithmus
     
    Algorithmen können, weil sie ja eigentlich Rechenmodelle sind, auch ganz harmlos sein. Und einfach. Oft sieht nur die Formel dazu komplizierter aus, als es die Sache selbst tatsächlich ist. Wenn Julius Caesar eine Geheimbotschaft schicken wollte, verwendete er einen Algorithmus. Ein einfaches Rechenmodell, wonach jeder Buchstabe im Alphabet um drei Stellen nach rechts verschoben wird. C wird zu F, A wird zu D, E zu H, S zu V und R zu U. So las sich dann sein verschlüsselter Name „FDHVDU“. Die Formel zu dieser simplen Verschlüsselung klingt allerdings für Nicht-Mathematiker schon sehr kompliziert – und selbst schon wie eine verschlüsselte Botschaft.
     
    Caesars Verschlüsselungsformel
    Für die Verschlüsselung eines Klartextbuchstabens P mit einer Verschiebung um K Zeichen und einem Alphabet mit 26 Zeichen ergibt sich die Formel:
    encrypt K (P) = (P + K) mod 26 83
     
    In Wahrheit geht mit derart primitiven Formeln heute gar nichts mehr, nicht einmal bei einfachsten Verschlüsselungsaufgaben. Rund um uns existiert kaum etwas, dessen Funktion nicht in der einen oder anderen Form von komplexen Algorithmen bestimmt wird. Stellen Sie sich nur mal Ihr Navi im Auto vor. Was dieses simple, alltägliche Ding alles an Rechenoperationen durchführen muss, um Ihnen den Weg richtig anzuzeigen – vom ersten Wort, mit dem Sie die Adresse angeben, bis zum legendären „Sie haben Ihr Ziel erreicht“! Für viele Annehmlichkeiten digitaler Geräte und Dienstleistungen brauchen wir Algorithmen, die auch lernen können. Denken Sie nur an die Empfehlungsfunktion von Amazon, die Ihnen sofort sagt, was andere, die dieses Buch kauften, noch erworben haben. Aber das ist noch nicht alles. Die Studie der britischen Regierung über den Computerhandel hat es ja schon anklingen lassen: Die nächste Generation an adaptiven Algorithmen kann mehr als nur lernen. Dort, wo diese adaptiven Algorithmen es für notwendig halten, können sie sich auch vermehren.
     
     
    Der Algorithmus, der zwei Studenten und eine Universität reich machte
     
    Einer der meistverwendeten Algorithmen unserer Zeit ist jene Formel, die Sergey Brin und Lawrence Page, damals Studenten des Computer Science Departments, in ihrer Arbeit „The Anatomy of a Large-Scale Hypertextual Web Search Engine“ publizierten. Und die sich die Stanford University am 10. Januar 1997 patentieren ließ. Wörtlich heißt es in dieser „Geburtsurkunde“ von Google: „In diesem Papier präsentieren wir Google, den Prototyp einer Large-Scale-Suchmaschine, die die Strukturen nutzt, die in Hypertexten vorhanden sind.“ Die Google-Suchmaschine, so schrieben die beiden Gründer damals über das Fundament ihrer Idee, nutzt die Link-Struktur des Webs, um eine qualifizierte Rangordnung von Webpages zu ermöglichen. Das Grundprinzip lautete: Je mehr Links auf eine Seite verweisen, desto höher ist das Gewicht dieser Seite. Je höher

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