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Das Ende des Zufalls - Wie Big Data uns und unser Leben vorhersagbar macht (German Edition)

Das Ende des Zufalls - Wie Big Data uns und unser Leben vorhersagbar macht (German Edition)

Titel: Das Ende des Zufalls - Wie Big Data uns und unser Leben vorhersagbar macht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudi Klausnitzer
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Algorithmus, der selbst entscheidet, welche musikalischen Muster er auswählt und welche Regelelemente eingesetzt werden.
    Für den Autor von „Automate This“, Christopher Steiner ist es absehbar, bis ein Algorithmus wie Annie auch andere Musikrichtungen komponieren wird. Pop, zum Beispiel. In einem Gespräch mit den ZDF-Bloggern von „Hyperland“ zeigte sich Steiner überzeugt, dass wir schon bald Pop-Hits zu hören bekommen, die von Algorithmen geschrieben werden: „Es gibt Menschen, die wissen, was ein Hit braucht. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Forscher diese Regeln einem Algorithmus beibringen können.“ 86
    Bringt die digitale Datenrevolution also nun auch das Eindringen von Algorithmen in eine der letzten Bastionen unseres Bauchgefühls, der Komposition von Musik? Werden sie bald auch darüber entscheiden, wen wir lieben? Und dazu für uns gleich die auf das Profil des Partners abgestimmten Liebeslieder und Gedichte schreiben? Die diversen Partnerschaftsportale versuchen zumindest, mit der Hilfe von Algorithmen Verbindungen fürs Leben, oder zumindest den nächsten Lebensabschnitt, zu vermitteln. Und das recht erfolgreich.
    Die Präsenz der Algorithmen wird jedenfalls immer umfassender. „Die Mathematik ist die Königin der Wissenschaften“, jubelte einst der deutsche Mathematiker Carl Friedrich Gauß (1777–1855). Heute ist sie nicht nur Königin der Wissenschaften, sondern die Algorithmen, die auf ihren Regeln beruhen, sind Treiber der neuen digitalen Wirtschaft, der Forschung und der Wissenschaft – und immer öfter auch der Kunst.
    Internationale Finanzströme, Industrieproduktion und Waren aller Art werden genauso von ihnen gesteuert wie die moderne Energieversorgung und die Kriegsführung. Wer Bargeld an einem Geldautomaten abhebt oder online per Kreditkarte oder PayPal kauft, ist davon abhängig, dass die mathematischen Algorithmen, welche die Abwicklung und den Datenaustausch durchführen und auch schützen sollen, wirklich sicher sind. Man könnte hier endlos Beispiele aufzählen, weil es kaum mehr einen Bereich gibt, in dem wichtige Prozesssteuerungen nicht von Algorithmen übernommen wurden. Dies gilt auch für die Medizin, Physik, Gentechnik und vor allem alle unsere Verkehrssysteme.
    Und wir wollen und können auf die Leistungen, die uns diese Systeme offerieren, nicht mehr verzichten. Aber wer wird wirklich bestimmen, wie schnell und unüberschaubar Algorithmen sein dürfen und ob sie, wie Medikamente, mit einem Beipackzettel kommen müssen, der allen verständlich macht, welche Nebenwirkungen sie haben können?
     
    Das 23-Millionen-Dollar-Buch
    Im April des Jahres 2011 loggte sich Michael Eisen, ein Biologe der Universität Berkeley in Kalifornien, bei Amazon ein. Er suchte für sein Labor ein bestimmtes Buch über die genetische Entwicklung einer Fliege, nämlich „The Making of a Fly“ von Peter Lawrence. Das Buch aus dem Jahr 1992 ist bei Forschern und Studenten noch immer gefragt. Michael Eisen war gewohnt, für ein gebrauchtes Exemplar zwischen 30 und 40 Dollar zu zahlen. Aber an diesem 8. April boten zwei etablierte Händler neue, ungebrauchte Exemplare des Buches an. Der Preis dafür war freilich nicht das, was Eisen erwartet hatte: 1.730.045 Dollar und 2.198.177 Dollar!
Eisen dachte an einen Scherz oder einen Fehler und checkte am nächsten Tag nochmals die Angebote. Aber anstatt sich zu normalisieren, waren die Preise weiter gestiegen: 2.194.443 Dollar und 2.788.233 Dollar. Am dritten Tag lagen die Preise bereits bei 2.783.493 Dollar und 3.536.675 Dollar. Der unerklärliche Preisanstieg setzte sich zwei Wochen lang fort, bis am 18. April mit 23.698.655 Dollar der Höchststand erreicht war, und selbst bei dem musste der potenzielle Käufer noch 3,99 Dollar Versandspesen zuzahlen. Was war passiert? Hatten sich plötzlich Silicon-Valley-Billionäre das Buch als Sammlerobjekt auserkoren? Enthielt es geheime Informationen, um in Las Vegas den Jackpot zu knacken?
Der Wissenschaftsjournalist Christopher Steiner, von dem ich diese Geschichte habe, gibt in seinem Buch „Automate This: How Algorithms Came to Rule Our World“ die Erklärung für die unerklärlichen Preissprünge: Der Algorithmus, also das Rechenprogramm des einen Händlers, das den Preis festsetzte, war so programmiert, dass der Preis dieses Händlers immer einen bestimmten Prozentsatz über der Konkurrenz lag. Der Algorithmus des anderen Händlers war so programmiert, dass er den Preis immer nahe an den Preis

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