Behandlungswochen gegen null (Tabelle 1). Die Indizes für die Schwere der schizophrenen Symptome nahmen unter der Behandlung (Tabelle 1) tendenziell ab. Hingegen änderten sich die Angst- und Depressions-Scores durch die Baclofen-Gabe praktisch nicht.
Entsprechend der Verringerung des Alkoholkonsums nahm der Mittelwert des Zellvolumens der roten Blutkörperchen im Laufe der Baclofen-Behandlung von 101 auf 94 fL [1 fl = 10 -15 Liter] ab. Der Patient berichtete, dass er in Woche 18 einen Drink konsumiert hatte. Unter Berücksichtigung der kürzlich berichteten positiven Wirkungen von hoch dosiertem Baclofen (bis zu 270 mg/Tag) auf Alkoholkonsum und Craving 7 wurde die Baclofen-Dosis auf 25 mg dreimal täglich erhöht. Nach einem Jahr Behandlung ist der erwähnte Drink die einzige Episode mit Alkoholkonsum, der Patient zeigte eine fast vollständige Suppression von Alkoholaufnahme und Craving über 48 Wochen.
Tabelle 1. Werte auf verschiedenen Skalen für die Messung von psychiatrischen Störungen und Alkohol-Craving bei einem mit Baclofen behandelten, alkoholabhängigen schizophrenen Patienten
Woche
Skala
0
1
2
3
4
8
12
16
20
24
BPRS
36
33
33
30
29
25
33
29
33
26
CGI-S
6
6
6
6
5
5
4
4
4
4
CGI-I
7
3
3
3
3
3
2
2
2
1
OCDS
34
7
15
6
0
5
3
6
4
9
VAS
25
30
23
23
13
6
1
0
0
0
ZUNG
41
41
40
42
38
44
40
42
40
40
STAI
42
38
47
38
41
42
32
35
42
42
Die Werte in Woche 0 sind die Ausgangswerte (vor Beginn der Behandlung mit Baclofen). Woche 1 bis 24 ist die Zeitspanne ab Beginn der Behandlung mit Baclofen.BPRS = Brief Psychiatric Rating Scale; CGI-S = CGI-Severity [Clinical Global Impressions, Schweregrad]; CGI-I = CGI-Improvement [Verbesserung]; OCDS = Obsessive Compulsive Drinking Scale; VAS = Visual Analog Scale; ZUNG = Selbstbeurteilungs-Depressionsskala nach Zung; STAI = Spielberger State Anxiety Inventory.
DISKUSSION
Die Suppression oder zumindest Reduzierung des Alkoholkonsums ist eines der wichtigsten Ziele bei der Behandlung von Patienten mit Schizophrenie und Alkoholabhängigkeit. 2 Doch die Forschung zur Evaluierung einer wirksamen Pharmakotherapie für Patienten mit diagnostiziertem Alkoholmissbrauch und psychiatrischer Komorbidität steckt noch in den Kinderschuhen. Unseres Wissens ist dies das erste Beispiel eines alkoholabhängigen schizophrenen Patienten, der mit Baclofen behandelt wurde in dem Versuch, seinen Alkoholkonsum zu reduzieren. In Übereinstimmung mit anderen Berichten 11–13 hat die Behandlung mit Baclofen die schizophrenen Symptome bei unserem Patienten nicht verstärkt, wie die Scores des BPRS und CGI zeigen. Umgekehrt führte die Behandlung mit Baclofen zu einer praktisch vollständigen Unterdrückung des Alkoholkonsums ohne Auftreten relevanter Nebenwirkungen. Diese Beobachtung stimmt mit den Ergebnissen zweier neuerer Studien überein, die gezeigt haben, dass die Behandlung mit Baclofen eine signifikante Reduzierung der Alkoholaufnahme und des Alkohol-Craving brachte. 4,5 Interessanterweise wurde kürzlich dargelegt, dass eine andere GABA-erge Medikation bei einem schizophrenen Patienten wirksam war. In einem Fallbericht wurde beschrieben, wie ein GABAerger Wirkstoff, Topiramat, die Alkoholaufnahme eines alkoholhabhängigen und schizophrenen Patienten unterdrückte. 17 Die Schlussfolgerung lautet demnach: Die gegenwärtige Beobachtung spricht dafür, dass Baclofen in künftigen adäquat designten Studien als eine neue Pharmakotherapie für Patienten mit Alkoholabhängigkeit und Schizophrenie evaluiert werden sollte.
Dr. Roberta Agabio 1, 2
Dr. Priamo Marras 2
Dr. Giovanni Addolorato 3
Dr. Bernardo Carpiniello 2
Dr. Gian Luigi Gessa 1
1 Institut für Neurowissenschaften »Bernard B. Brodie« und 2 Abteilung für Psychiatrie, Institut für öffentliche Gesundheit, Universität Cagliari, Cagliari, Italien
3 Institut für Innere Medizin, Katholische Universität, Rom, Italien
[email protected]LITERATURANGABEN
Regier D. A., Farmer M. E., Rae D. S. et al., Comorbidity of mental disorders with alcohol and other drug abuse. Results from the Epidemiologic Catchment Area (ECA) Study, J Am Med Assoc. 1990, 264, S. 2511–2518.
Le Fauve C. E., Litten R. Z. , Randall C. L. et al., Pharmacological treatment of alcohol abuse/dependence with psychiatric comorbidity, Alcohol Clin Exp Res. 2004, 28, S. 302–312.
Davidoff R. A., Antispasticity drugs: mechanisms of action, Ann Neurol. 1985, 17, S. 107–116.
Addolorato G., Caputo F., Capristo E. et al., Baclofen efficacy in reducing alcohol craving and