Das Ende meiner Sucht
ersten 3 Tage und 30 mg/Tag über die folgenden 27 Tage verabreicht. Die Patienten wurden durch Hausbesuche einmal wöchentlich überwacht. Bei jedem Termin wurden Alkoholaufnahme, Alkoholabstinenz, Craving und Veränderungen bei affektivenStörungen erhoben. Ergebnisse: In der Baclofen-Gruppe gab es im Vergleich zur Placebo-Gruppe einen höheren Prozentsatz von Teilnehmern mit vollkommener Abstinenz und eine höhere Anzahl von kumulierten abstinenten Tagen über den Zeitraum der Studie. In der Baclofen-Gruppe war im Vergleich zur Placebo-Gruppe eine Abnahme der obsessiven, zwanghaften Ausprägung von Craving festzustellen, außerdem war die Alkoholaufnahme in der Baclofen-Gruppe reduziert. In der Baclofen-Gruppe war im Vergleich zur Placebo-Gruppe eine Abnahme von Angst zu beobachten. Keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen gab es bei aktuellen depressiven Symptomen. Baclofen war einfach in der Anwendung, und kein Patient brach die Behandlung wegen Nebenwirkungen ab. Kein Patient verspürte Craving nach dem Medikament und/oder konsumierte es missbräuchlich. Schlussfolgerung: Baclofen erwies sich als wirksam zum Erreichen von Alkoholabstinenz und zur Reduzierung von Alkoholverlangen und -Konsum bei Alkoholikern. Mit den Einschränkungen, die eine kleine Zahl von Studienteilnehmern mit sich bringt, legen die Ergebnisse dieser doppelblinden Vorstudie nahe, dass Baclofen ein potenziell nützliches Mittel in der Behandlung von alkoholabhängigen Patienten sein könnte und deshalb weitere Forschungen lohnt.
EINFÜHRUNG
In den letzten Jahren ist es dank Pharmakotherapie und psychosozialer Interventionen (einschließlich Anonymen Alkoholikern und verschiedenen Psychotherapieansätzen) gelungen, einen höheren Prozentsatz von alkoholabhängigen Patienten in Remission zu halten und ihnen zu helfen, einen mit langfristiger Alkoholabstinenz kompatiblen Lebensstil zu entwickeln. Doch bis heute ist die Auswahl an Mitteln mit nachgewiesener Wirksamkeit sehr gering (siehe Garbutt et al., 1999; Swift, 1999; Kranzler, 2000), und die Entdeckung einer neuen Medikation, die in der Lage ist, die Komponenten des Alkoholabhängigkeitssyndroms wie Craving und Kontrollverlust beim Trinken sowie ausgeprägte Entzugserscheinungen positiv zu beeinflussen, wäre ein wichtiger Fortschritt in der Behandlung von Patienten mit Alkoholproblemen (siehe Garbutt et al., 1999).
Baclofen ist ein wirkungsvoller und stereoselektiver Agonist für den γ-Aminobuttersäure-(GABA B -)Rezeptor und wurde klinisch bei Spastik eingesetzt (Davidoff, 1985). Kürzlich durchgeführte vorklinische Versuche haben gezeigt, dass Baclofen in der Lage ist, Alkoholentzugssymptome bei physisch von Alkohol abhängig gemachten Ratten zu unterdrücken und ebenso die freiwilligeAlkoholaufnahme bei alkoholpräferierenden Ratten (Colombo et al., 2000, 2002). Darüber hinaus haben offene klinische Vorstudien bestätigt, dass Baclofen Alkohol-Craving und -Aufnahme (Addolorato et al., 2000b) und Alkoholentzugssymptome (Addolorato et al., 2002) bei alkoholabhängigen Patienten reduzieren kann.
Die vorliegende randomisierte, placebokontrollierte Doppelblindstudie wurde durchgeführt, um die Wirksamkeit der kurzfristigen Verabreichung von Baclofen hinsichtlich Craving, Alkoholaufnahme und Alkoholabstinenz bei Patienten mit Alkoholabhängigkeit zu untersuchen.
PATIENTEN UND METHODEN
Insgesamt 39 alkoholabhängige Patienten (mittleres Alter ± Standardabweichung: 47,3 ± 10,5 Jahre; mittlere Anzahl der Drinks pro Tag: 14,2 ± 7,9; mittlere Dauer der Abhängigkeit in Jahren: 11,8 ± 4,2) wurden in die Studie aufgenommen. Einschlusskriterien waren: 1. Alter zwischen 18 und 70 Jahren; 2. diagnostizierte bestehende Alkoholabhängigkeit nach DSM-IV (American Psychiatric Association, 1994); 3. letzte berichtete Alkoholaufnahme innerhalb der zurückliegenden 24 Stunden; 4. Anwesenheit eines benannten Familienmitglieds. Ausschlusskriterien waren Vorliegen von: 1. schweren Leber-, Nieren, Herz- oder Lungenkrankheiten; 2. einer psychischen Erkrankung, die mit psychoaktiven Medikamenten behandelt wird, Epilepsie oder epilepsieähnlichen Krämpfen; 3. einer Abhängigkeit von Drogen außer Nikotin. Jeder Patient/jede Patientin musste eine Einwilligungserklärung abgeben nach Aufklärung über die Merkmale, Dosierung und mögliche Nebenwirkungen des Medikaments sowie über die Möglichkeit, jederzeit aus der Studie auszuscheiden. Das Studienprotokoll entsprach den Richtlinien
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