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Das Ende meiner Sucht

Das Ende meiner Sucht

Titel: Das Ende meiner Sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivier Ameisen
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ihr mich einsperrt«, erwiderte ich. »Sie kommt aus einer guten Familie. Ihr Vater ist Arzt und ihre Mutter Krankenschwester.«
    Meine Wut auf meine Familie, vor allem auf meine Geschwister, führte zu einem Bruch zwischen uns, der schmerzhaft lange anhielt. Erst vor Kurzem habe ich aus Gesprächen mit Jean-Claude und Eva erfahren, dass meine Einweisung nicht geplant gewesen war. Meine Mutter hatte sie spontan organisiert aus Verzweiflung, weil ich einfach aus der Praxis des Psychiaters weggelaufen war. Mein Bruder wollte zunächst nicht mitspielen, ließ sich dann aber doch von meiner Mutter umstimmen.
    Ich erfuhr auch, dass meine Familie die ganze Zeit, solange ich trank, mit der Frage rang, ob und wie sie sich einmischen sollte. Die widersprüchlichen Empfehlungen von Suchtspezialisten hatten sie verwirrt. Die meisten sagten: »Greifen Sie nicht ein. Der Alkoholiker muss wie jeder Süchtige ganz unten ankommen und sich dann aus eigenem Antrieb ändern. Sie können nichts tun.« Andere meinten: »Greifen Sie unbedingt ein, wenn sich eine Gelegenheit dazu bietet. Sie können nicht wissen, was letztlich hilft.«
    Die Wahrheit lautet, dass meine Mutter und meine Geschwister nichts hätten tun können, um mich von meinem schweren Alkoholismus zu heilen. Was ich von ihnen brauchte und was dieAngehörigen aller Suchtkranken nur so schwer in einer Weise geben können, dass der Suchtkranke es annehmen kann, waren Liebe und Mitgefühl.
    Meine Familie folgerte womöglich aus meiner Reaktion auf die Tatsache, dass ich auf der psychiatrischen Station eingesperrt war, und meinem fortgesetzten Trinken, dass ich den Kampf gegen meine Alkoholsucht aufgegeben hatte. Aber so war es nicht. Ich ging regelmäßig zu AA-Meetings, mindestens einmal täglich, häufig öfter. Ich hatte in Paris einen AA-Sponsor, einen sehr netten, geduldigen Mann, der manchmal stundenlang mit mir redete. Und ich suchte überall Hilfe.
    Ich ging zu dem weltbekannten Kardiologen Philippe Coumel, der meine medizinische Doktorarbeit betreut hatte. Ich sagte ihm: »Ich schäme mich so für mein Trinken. Ich sollte Sie gar nicht mit Anrufen oder einem Besuch behelligen.«
    Er erwiderte: »Wie können Sie sich als Arzt schämen, dass Sie eine Krankheit haben?«
    Im Rausch konnte es vorkommen, dass ich auf eine so freundliche, kluge Bemerkung mit einer Beleidigung antwortete, wie ich sie manchmal meiner Familie entgegenschleuderte. Einmal rief ich Coumel um vier Uhr morgens an, weckte ihn und seine Frau und beschimpfte ihn, er habe mich im Stich gelassen und sich von mir abgewendet, weil ich trank. Die Szene ging bei mir in einem Blackout unter. Aber er schrieb mir am nächsten Tag einen Brief: »Ich lasse Sie nicht im Stich und werde mich nie abwenden. Aber viel wichtiger ist: Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein so kluger Mann wie Sie nicht die Lösung findet.«
    Coumels warmherzige Worte entzündeten einen Funken Hoffnung in mir. Ich dachte: Diese Krankheit hat einige der willensstärksten und klügsten Menschen auf der Erde umgebracht und stellt eine Herausforderung für die besten Forscher und Praktiker auf diesem Gebiet dar. Wie soll ausgerechnet ich die Antwort finden?Der Gesundheitszustand meiner Mutter verschlechterte sich. Die Tatsache, dass sie jahrzehntelang stark geraucht hatte, forderte nun ihren Tribut, sie litt an chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung und chronischer Bronchitis. Ende des Jahres brauchte sie nachts eine kleine Sauerstoffflasche – zum Rauchen im Bett nahm sie die Maske ab – und zwischendurch auch tagsüber.
    Aber sie ließ sich von ihrer Krankheit nicht daran hindern, ihre vielen Kontakte weiter zu pflegen und Eva mit ihrem kleinen Sohn Emmanuel zu helfen. Und sie beharrte darauf, die Feier zur Verleihung des Ordens der Ehrenlegion für mich zu organisieren. Sie erinnerte sich daran, dass sie das letzte Mal alles hatte absagen müssen, und lud diesmal nur wenige Gäste ein, hauptsächlich solche, die in oder nicht weit von Paris wohnten. Ansonsten blieb die Planung unverändert, einschließlich eines Videofilmers, der die Zeremonie aufnehmen sollte. Leider konnte meine Mutter bei dem Ereignis am 26. Januar 2000 nicht dabei sein; sie musste kurzfristig wegen Atembeschwerden ins Krankenhaus. Auch meine Geschwister beschlossen, nicht teilzunehmen.
    Nach der Rückkehr meiner Mutter aus dem Krankenhaus holte ich die Videoaufnahme ab, um sie ihr vorzuführen. Ich betete, es würde nicht zu peinlich sein – oder zu

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