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Das Ende

Das Ende

Titel: Das Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Alten
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wahr. Das ist das Ende der Tage.«

    Der alte Mann sah ihn schief an. »Es gibt Spiritualität, Paolo, und es gibt religiöse Dogmen. Die beiden passen selten zusammen.«
    Verns Miene verdüsterte sich. »Hüte deine Zunge, alter Mann. Sollte irgendjemand deine Worte als Blasphemie verstehen, werden du und deine kleine Gruppe den Flammen übergeben.«
    »Es ist so weit.« Ein Wächter in einer orangefarben fluoreszierenden Weste gab der Menge mit seiner Pistole ein Zeichen. »Einer nach dem anderen. Zusammenbleiben. Wenn die Furien euch eine Frage stellen, dann antwortet aufrichtig. Wenn ihr das Amphitheater erreicht habt, wird man jedem von euch sagen, wohin er sich begeben soll.«
    Die Menge drängte sich nach vorn, und mehrere Männer und Frauen schoben sich an Shep vorbei, um sich ihren Platz in der Warteschlange zu sichern. »Vern, wer sind die Furien?«
    »Heute ist der Tag des Jüngsten Gerichts, Kumpel, und die Furien sind die Richter. Die drei Furien sind Frauen, die die Jungfrau Maria selbst auserwählt hat.«
    »Aber was ist die Aufgabe der Furien?«
    »Sie vollstrecken die Rache des Herrn. Eine der Wachen hat mir gesagt, dass sie gegenüber jedem, der Frauen und Kinder vergewaltigt oder getötet hat, besonders unnachsichtig sind. Sobald die Furien mit der Vergeltung begonnen haben, halten sie nicht mehr ein – nicht einmal dann, wenn der Schuldige bereut.«
    Rasch strömte die Menge durch den steinernen Tunnel, und eine der Wachen gab Shep und seiner kleinen Gruppe das Zeichen, sich einzureihen.
    Paolo zog Shep beiseite. »Keine Halluzinationen. Du musst dich beherrschen. Francesca und ich müssen unbedingt bei denjenigen sein, die das Heil empfangen.«

    Bevor Shep etwas erwidern konnte, hatten sich der Italiener und seine schwangere Frau hinter den Folleys in die Warteschlange eingereiht. Sie folgten dem fremden Ehepaar durch den Winterdale Arch.
    Shep und Virgil sahen einander an, bevor sie sich der Herde anschlossen. Sie gingen durch den Granittunnel und folgten dem Asphaltweg einen steilen, von Schneematsch bedeckten Hügel hinauf, während die eisige Kälte des heulenden Windes an jedem Stück ihrer unbedeckten Haut nagte.
    Patrick bewegte sich wie auf Autopilot. Seine Füße waren vor Kälte ganz taub, und seine Beine hoben sich gerade noch so weit, dass er mit den Schritten der gesichtslosen Körper vor ihm im Takt blieb. Er fühlte sich körperlich und spirituell verloren, als sei er bei vollem Bewusstsein in einen Albtraum geraten, der ihn jede Orientierung verlieren ließ.
    Das ist alles verlorene Mühe. Als ginge der Werfer beim Baseball noch ein wenig hin und her, bevor der Manager zur Mound kommt, ihm den Ball abnimmt und ihn aus dem Spiel holt. Leg dich einfach hin. Leg dich in den Schnee und in die Kälte der Nacht und stirb. Wie schlimm kann es schon sein?
    »Oh, verdammt!« Gedankenverloren war er mit dem Kopf voraus gegen ein unbewegliches Objekt geprallt. Es war die Bronzestatue von Romeo und Julia, die sich in einer liebevollen Umarmung küssten. Shep starrte die unsterblichen Gestalten an, und wieder sehnte sich sein Herz nach seiner Seelengefährtin. War das ein Zeichen?
    »Weiter, weiter. Immer in Bewegung bleiben!«
    Der Weg zog sich durch die pechschwarze Dunkelheit, sodass viele Männer und Frauen in der Menge die Hände ausstreckten, um sich an der Backsteinfassade eines großen Gebäudes entlangzutasten. Noch einmal
zwanzig Meter, dann gab der Wald plötzlich den Blick auf ein Spektakel religiösen Wahnsinns frei, das sich auf der Rasenfläche des Great Lawn abspielte.
    Die Versammelten waren überall, und im orangefarbenen Schein der Flammen, die um tausend Fackeln tanzten, konnte man ihre große Zahl erkennen. Es war eine Glaubensorgie: Vierzigtausend verlorene Seelen wetteiferten darum, in den Himmel eingelassen zu werden. Einige kletterten auf den Vista Rock, dessen Gestein von uralten Rissen und Spalten gezeichnet war, andere schoben sich wie eine Flutwelle im Meer der Verzweiflung nach vorn auf die Basis des Belvedere Castle zu, jenes einer mittelalterlichen Burg nachempfundenen Gebäudes, das sich hoch über die Woge der Menschen erhob. Es war, als bilde die Menge das moderne Äquivalent der Israeliten, die auf Moses’ Rückkehr vom Berg Sinai warteten.
    Das Gebäude, das Shep und die anderen gerade umringt hatten, war das Delacorte Theater. Die hufeisenförmige Arena, in der einst Shakespeare-im-Park-Aufführungen stattgefunden hatten, diente jetzt als Mulde für ein

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