Das Ende
Kind wurden Sie bestraft, weil Sie den Hamster in die Mikrowelle steckten oder Feuerwerkskörper an die örtliche Entenpopulation verfütterten, aber weil Sie verschlagen sind, haben Sie gelernt, sich anzupassen, ›normal‹ zu erscheinen, während Sie die ganze Zeit über Ihre soziopathischen Neigungen benutzen, um die Menschen in Ihrer Umgebung zu bezaubern und zu manipulieren. Die Regeln der Gesellschaft sind für Sie ohne Bedeutung, Sie werden gesteuert vom Gesetz des Dschungels; wenn Sie etwas wollen, nehmen Sie es sich. Und wenn Sie zufällig in die richtige Familie, die richtige Gesellschaftsklasse hineingeboren wurden, nun, dann ist alles möglich.«
»Was ist mit Politikern? Sie haben sogar Namen auf beiden Seiten des politischen Spektrums genannt, darunter ein gewisser früherer Vizepräsident. Haben Sie Angst, verklagt zu werden?«
»Wovor ich Angst habe, ist eine Welt, die von Angehörigen des militärisch-industriellen Komplexes geführt wird, die glauben, sie hätten das Recht, unschuldige Menschen zu töten, um ihre Ziele zu erreichen.«
»Das Buch heißt Das makrosozial Böse und die Korruption Amerikas, der Autor ist Professor Pankaj Patel hier
von der Columbia, und ich bin Lisa Lewis für CSR online. « Die Reporterin schaltete die Kamera aus. »Danke, Herr Professor.«
»Das war ein gutes Interview. Hat Ihnen mein Buch gefallen?«
»Eigentlich habe ich nur den Klappentext gelesen. Aber ich bin mir sicher, dass es sich wunderbar liest.«
Er seufzte und sah ihr nach, als sie wegging. Dann überquerte er die Amsterdam Avenue und steuerte direkt auf den blauen Imbisswagen zu, der am Bordstein parkte. »Ja, ich hätte gern ein Truthahnsandwich auf Weißbrot, mit Salat und Tomate …«
»… und ein Tafelwasser, alles klar.« Der Besitzer reichte ihm seine übliche Brotzeit und zog dann die Kreditkarte des Professors durch das Lesegerät.
Um verlorene Zeit aufzuholen, aß Patel im Gehen, während er auf die Low Memorial Library zusteuerte. Eine Stunde Forschungsarbeit, dann eine Stunde im Fitnessstudio vor meinem letzten Seminar. Ich sollte Manisha noch mal anrufen. Der 11. September ist immer ein schwieriger Tag für sie und …
»Professor Patel, eine kurze Frage bitte?«
Er drehte sich um, in der Erwartung, die Reporterin zu sehen, und war verblüfft, einer asiatischen Schönheit in den Zwanzigern gegenüberzustehen; sie trug ein schwarzes Kostüm und eine Chauffeursmütze auf dem Kopf.
»Wie viele Buchstaben enthält der Name Gottes?«
Der Adrenalinstoß schien die Poren seiner Haut zu elektrisieren. »Zweiundvierzig.«
Sie lächelte. »Bitte folgen Sie mir.«
Er fühlte sich plötzlich benommen, als er ihr über die Straße zu einer wartenden Stretchlimousine folgte, und
seine Beine zitterten. Sie öffnete die hintere Tür auf der Beifahrerseite. »Bitte.«
Unsicher warf er einen Blick hinein.
Der Wagen war leer.
»Wohin fahren wir?«
»Irgendwohin in der Nähe. Sie werden Ihr nächstes Seminar nicht verpassen.«
Er zögerte, dann stieg er hinten ein, wobei er sich fühlte wie Alice, als sie in das Kaninchenloch fällt.
Die Limousine bog rechts ab auf die 116. Straße und dann noch einmal nach rechts auf den Broadway. Sie fuhren in nördlicher Richtung und kamen nach Hamilton Heights, ein Viertel, in dem Studenten höherer Fachsemester und Universitätsangestellte verschiedener ethnischer Gruppen wohnten, benannt nach Alexander Hamilton, einem der Gründerväter Amerikas.
In der 135. Straße parkte die Fahrerin, stieg dann aus dem Wagen und öffnete dem nervösen Universitätsprofessor die Tür. Sie gab Patel einen magnetischen Zugangsschlüssel und zeigte anschließend auf ein siebenstöckiges Gebäude auf der gegenüberliegenden Straßenseite.
»Suite 7-C.«
Unsicher nahm Patel den Schlüssel und ging auf das Apartmentgebäude zu.
Der Portier begrüßte ihn mit einem Lächeln, als habe man ihn erwartet. Patel nickte, ging quer durch die mit Marmor überladene Eingangshalle zu den Fahrstühlen und benutzte die Magnetkarte, um eine Kabine kommen zu lassen.
Suite 7-C lag im obersten Stockwerk. Patel trat hinaus auf graue Plüsch-Auslegeware. Der Flur war leer. Als er die doppelte Eichentür von Suite 7-C ausfindig gemacht
hatte, benutzte er wieder die Schlüsselkarte und erhielt Zutritt.
Die Wohnung war von nichtssagender Eleganz, mit einer Andeutung von asiatischem Design. Gebohnerte Bambusböden führten zu deckenhohen Erkerfenstern und einem Balkon mit Blick auf den
Weitere Kostenlose Bücher