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Das Erbe der Apothekerin - Roman

Das Erbe der Apothekerin - Roman

Titel: Das Erbe der Apothekerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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war. Die Ärmste trauert um ihren ermordeten Sohn. Da ich ihm angeblich ähnlich sehe, empfing sie mich äußerst liebenswürdig und wollte mich gar nicht mehr gehen lassen. So blieb ich über etliche Wochen bei ihr. In dieser Zeit hat mir Muhme Gertrude von Euch, Jungfer Magdalena, und Eurem traurigen Schicksal berichtet. Auch, dass Ihr in Konstanz bei unserem Vetter Julius wohnt und eine Heilkundige seid, die man in der ganzen Stadt kennt und schätzt. Sogar einen ehrenvollen Namen hat man Euch verliehen, Base: ›Rose von Konstanz‹ nennen Euch die Leute respektvoll.«
    »Oh! Ihr seid zu liebenswürdig, Herr von Meinrad. Das kommt nur, weil ich in der berühmten Apotheke der Franziskaner arbeite – und das ist ungewöhnlich für eine Frau.«
    »Ihr solltet Euer Licht nicht unter den Scheffel stellen, liebe Base«, widersprach Albrecht höflich. »Selbst in der Umgebung des Königs hört man Euer Lob singen.«
    Alle drei setzten sich an den mit einer bestickten Leinendecke geschmückten Tisch. Einen Augenblick herrschte Stille, bis Zängle sich räusperte. Ihm entging nicht, dass die
Luft im Raum – beinahe wie vor einem Gewitter – aufgeladen schien, seit das schöne Mädchen eingetreten war.
    »Albrecht hat wohl Feuer gefangen«, schoss es ihm durch den Kopf. Im ersten Moment ärgerte er sich. Beide waren noch so jung, und er selbst kam sich mit einem Mal uralt vor – zumindest in Anbetracht eines so jungen Geschöpfes wie Magdalena.
    Gleich darauf siegte jedoch sein Sinn für Realität. Man musste ohnehin erst abwarten; oft kam es ganz anders, als ursprünglich gedacht. Die Zeit würde zeigen, ob aus einer Schwärmerei sich tatsächlich Liebe entwickelte. Dann schlug er als Ältester beherzt vor, dass alle drei sich duzen sollten: »Unter Verwandten ist das so üblich.«
    Um keine Verlegenheit aufkommen zu lassen, griff der Hausherr sogleich nach der Tischglocke, das übliche Zeichen, dass Berta das Abendessen auftragen durfte. Betz würde heute Abend das Amt des Mundschenks übernehmen. Der Bursche hatte sich zu einem regelrechten Experten in Sachen Wein und Branntwein entwickelt.
    Letzteren destillierte er selbst mit dem dafür verantwortlichen Klosterbruder im Keller der Franziskaner. Magdalena hoffte nur, dass ihr Zögling den Gast nicht länger mit finsteren Blicken bedachte.
     
    An Gesprächsthemen mangelte es den dreien wahrlich nicht. Die junge Frau war vor allem daran interessiert, zu erfahren, wie Muhme Trude Rolfs Tod verkraftete. Aber auch von Mauritz Scheitlin, ihrem Vormund, war die Rede und wie feige er sich während der Zeit der Seuche gezeigt hatte.
    »Die Ravensburger sagen, dein Oheim überlässt die ganze Arbeit in der Stadtapotheke seinem Gehilfen, Wenz Traugott. Und er tue gut daran, denn sein eigenes Wissen sei
mehr als bescheiden. Ja, sie behaupten, er sei nicht einmal fähig, Kamille von Johanniskraut zu unterscheiden. Viele Bürger sind der Meinung, es sei ein Unrecht gewesen, ihn als Nachfolger seines Bruders im Amt des Stadtapothekers zu etablieren.«
    Magdalena und vor allem der Rechtsgelehrte Julius hörten das mit Befriedigung. »Sobald das Konzil zu einem Ende gekommen ist und man meiner Dienste nicht mehr bedarf, werde ich mich ernsthaft um diese Angelegenheit kümmern und dir zu deinem Recht verhelfen, mein Kind«, kündigte der Notar an.
    »Um deine berechtigten Ansprüche vorsorglich geltend zu machen, habe ich im Übrigen schon längst einen Schriftsatz verfasst und ihn an den ehrenwerten Stadtrat von Ravensburg gesandt. Jodok Finsterwald, der Schultheiß, hat den Eingang des Schreibens auch bestätigt – desgleichen der oberste Geistliche der Stadt, Hochwürden Auersberg.«
    »Und was steht in diesem Schriftsatz?«, erkundigte sich die junge Frau lebhaft und sah ihren Vetter dankbar an – und fast ein wenig beschämt, da sie vor kurzem ja noch daran gezweifelt hatte, dass er jemals die Zeit fände, sich um ihre Angelegenheiten zu kümmern.
    »Dass dein Vormund Mauritz in der Zeit, die du noch brauchst, um dir all das Wissen anzueignen, über das ein guter Pharmazeut verfügen muss, die Apotheke für dich, als dein Stellvertreter, nach Treu und Glauben führen darf. Wenn es Not tue, auch mit der Hilfe eines anderen Heilkräuterkundigen. Auch, dass er solange in deinem Haus in Ravensburg wohnen darf, bis du selbst dich in deiner Heimatstadt niederzulassen wünschst. Und damit er kein dummes Zeug schwätzen kann, habe ich noch ganz besonders herausgestrichen, dass du im

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