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Das Erbe der Apothekerin - Roman

Das Erbe der Apothekerin - Roman

Titel: Das Erbe der Apothekerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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hiesigen Kloster der Franziskaner
in Konstanz deine Studien betreibst – und bessere Lehrmeister gibt es vermutlich in ganz Oberschwaben nicht!«
    »Vetter Julius, du bist ein Schatz«, jubelte die junge Frau und küsste den höchst verlegenen Notar spontan auf die Wange.
    Dann erwiesen sie Bertas Küchenkünsten die Ehre: Es gab eine Suppe aus gesottenen Täubchen mit winzigen Teigplätzchen und Eierflocken als Einlage und danach abgebräunte Kälberfüße mit pikantem Gemüseauflauf sowie als krönenden Abschluss des festlichen Mahls einen feinen Apfelkuchen, dessen fruchtigen Belag die Haushälterin stundenlang in Pflaumenlikör eingelegt hatte.
    »Zu meiner großen Freude hat die gute Berta dank dir, Lena, einiges an kulinarischem Raffinement dazu gelernt«, lobte Zängle und wischte sich die Lippen mit einem Tuch ab – eine vom Adel übernommene Errungenschaft.
    »Lasst uns noch einmal ein Vivat auf unseren so unverhofft aufgetauchten Verwandten ausrufen«, schlug er dann vor, und alle drei ließen ihre Gläser aneinanderklingen.
    Albrecht von Meinrad nützte die günstige Gelegenheit, um endlich zum eigentlichen Grund seines Besuchs zu kommen.
    »Muhme Gertrude von Reuchlin bittet darum, dass du sie möglichst bald aufsuchen mögest, Base Magdalena. Aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters legt sie Wert darauf, dass du nicht allzu lange zögerst, ihr diese Freude zu machen. Sie hat mich gebeten, dein Begleiter und Beschützer auf der Reise nach Ravensburg zu sein.«
    Ehe die freudig überraschte Magdalena dazu etwas sagen konnte, war es Julius, der vorsichtige Bedenken anmeldete: »Was wird aber Frater Gregor dazu sagen, wenn du erneut deinen Arbeitsplatz für längere Zeit verlassen solltest, Lena?«
    »Ich denke, die ehrwürdigen Fratres werden sich dem
Wunsch einer alten Dame, ihre einzige Verwandte zu sehen, nicht entgegenstellen. Zumal ihre Abwesenheit ja nur von kurzer Dauer wäre«, erwiderte Albrecht schnell.
    »Das glaube ich auch.« Magdalena nickte. Sie dachte an ein anderes mögliches Hindernis: »Aber wie steht es mit dir, Vetter? Wird der König dir ein weiteres Mal Urlaub gewähren?«
    »Das habe ich mit Seiner Majestät schon besprochen; Sigismund ist ein sehr gnädiger und großzügiger Herrscher. In Kürze gedenkt der König, Benedikt XIII. aufzusuchen, um ihn zur Abdankung zu überreden. Dazu bedarf er meiner Begleitung nicht.«
    »Das mag schon sein«, versuchte Zängle die jungen Leute zu bremsen. »Aber ihr beide allein auf dieser Reise? Das geht auf keinen Fall! Das wäre in höchstem Maße unschicklich und gäbe Gerede.«
    Albrecht beeilte sich, den besorgten Hausherrn zu beruhigen:
    »Selbstverständlich würden wir mit einer Eskorte reiten. Das empfiehlt sich schon der gestiegenen Risiken wegen: Beinahe täglich verüben Strauchdiebe Überfälle auf Reisende. Falls du auf sie verzichten könntest, Vetter Julius, wäre es auch nicht schlecht, Berta als Anstandsdame mitzunehmen!«
    Die Haushälterin hatte während dieses Gesprächs die Ohren gespitzt – wie sie sich überhaupt den ganzen Abend über unter verschiedenen Vorwänden in der Wohnstube aufhielt, um sich ja nichts von dem Gesagten entgehen zu lassen. Ein hoffnungsvolles Leuchten ging über ihr Gesicht: Nur allzu gerne wollte sie das junge Mädchen begleiten! Unauffällig versuchte sie, die Miene ihres Herrn zu ergründen.
    Julius Zängle überlegte. Er selbst hielt sich derzeit nicht allzu oft daheim zum Essen auf. Seine Mahlzeiten konnte er genauso gut in einem der zahlreichen Speisehäuser zu sich
nehmen. »Das hätte den Vorteil, dass ich gleichzeitig Güte und Preis des Angebotenen persönlich überprüfen könnte«, dachte er.
    Und zum Saubermachen des Hauses würde er sich einfach eine der zahlreichen Putzhilfen holen, die neuerdings die Konstanzer Haushalte geradezu überschwemmten.
    »Meinetwegen, Frau Berta«, brummte er, halb zur Haushälterin gewandt, die hinter ihm in Habacht-Stellung stand. »Begleitet meine Base nach Ravensburg und sorgt gut für sie. Und du, meine Liebe«, er wandte sich an Magdalena, »grüß mir Frau Gertrude, die liebste Verwandte meiner verstorbenen Mutter.«
     
    Alle – mit Ausnahme von Betz – gingen an diesem Abend mehr oder weniger frohgemut zu Bett.
    Julius fand sich wohl oder übel damit ab, dass Albrecht von Meinrad vermutlich eher nach Magdalenas Geschmack war als er mit seinen vierzig Lenzen. Freilich hätte er sich nie eingestanden, dass so etwas wie Eifersucht sein Herz

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