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Das Erbe der Apothekerin - Roman

Das Erbe der Apothekerin - Roman

Titel: Das Erbe der Apothekerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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überlegte blitzschnell. Offensichtlich hatte der alte Fuchs Mauritz Scheitlin sein Mündel um sein Recht geprellt.
    Von Anfang an schien er alles fein säuberlich geplant zu haben: Um nach Belieben mit der jungen Frau umspringen zu können, war es sein vornehmliches Bestreben gewesen, die Heirat zwischen Magdalena und Konrad zu hintertreiben – was ihm auch anstandslos gelang!
    Er erinnerte sich noch sehr gut, wie verbittert und enttäuscht sein Sohn Konrad gewesen war, als er vom »Verrat« seiner Braut erfahren hatte, der plötzlich eingefallen war, Nonne zu werden, statt Hausfrau und Mutter. Noch klangen ihm die Worte seines Sohnes im Ohr: »Mir ist es gleichgültig, Vater, welche Frau Ihr für mich aussuchen wollt – ob jung, ob alt: Falsch sind die Weiber ja doch alle! Nur schnell sollte es gehen.«
    Die Vorbereitungen zu den geplanten Hochzeitsfeierlichkeiten waren zu diesem Zeitpunkt so gut wie erledigt, der Termin schon festgelegt und die Einladungen bereits getätigt. Bloß die Braut war abhanden gekommen …
    Da hatte er, Albrecht Grießhaber, die Gelegenheit beim Schopf gepackt und für seinen Sohn um die Hand der ältlichen, spitznasigen und überhaupt wenig attraktiven, aber sehr vermögenden, kinderlosen Witwe Feucht angehalten. Und Renata hatte – ohne sich lange zu zieren – zugegriffen.
    Ein hübscherer, vermögenderer und einflussreicherer
Ehemann als Konrad, der zudem auch noch so jung war, würde sich niemals mehr in ihr einsames Bett verirren! Da gab es nicht viel zu überlegen, und binnen weniger Tage wurde Hochzeit gefeiert. Wenngleich ohne den offiziellen Segen der gesamten Kirche, auch dies eine Folge der unseligen Kirchenspaltung:
    Natürlich segneten die Pfarrer die Eheleute ein, natürlich wurden Kinder getauft, Messen samt Abendmahl gefeiert und auch die Sterbenden ließ man nicht ohne Beichte und Letzte Ölung den Schritt ins Jenseits gehen.
    Aber alle Sakramente, die seit Jahren gespendet wurden, standen unter dem Bannfluch von jeweils zwei anderen Päpsten, welche sich zu Oberhäuptern der Mutter Kirche aufgeschwungen hatten – und dies beileibe nicht nacheinander, sondern gleichzeitig.
    Und ebenso wie sich die drei »Heiligen Väter« gegenseitig nicht anerkannten, genauso taten sie dies mit den Anhängern der jeweils anderen Päpste. Kein Wunder, dass die abendländische Christenheit seit fast vierzig Jahren unter diesem unerträglichen Schisma litt …
     
    Magdalena war indes zu bedauern; hatte ihr Vormund doch ein böses Spiel mit ihr getrieben.
    Dennoch: An Konrads rechtmäßigem Ehestand war nicht zu rütteln. Im großen Ratssaal vor zahlreichen, vornehmen Zeugen war das Heiratsdokument unterschrieben und gesiegelt worden. Das Mädle hatte einfach riesiges Pech …
    »Gleich nach der Hochzeit habe ich Konrad als Begleiter eines umfangreichen Warenkontingents nach Italien geschickt, wo er im Gegenzug erneut verschiedene Güter erwerben soll, die man hier nicht erhält. Seine Frau Renata begleitet ihn«, ergriff Albrecht Grießhaber wieder das Wort
und bemühte sich, so bestimmt wie möglich zu klingen, wobei er scharf das totenblasse Gesicht seiner jugendlichen Besucherin beobachtete.
    Keine Frage, dass ihm Magdalena als Schwiegertochter hundertmal lieber gewesen wäre. Sie war jung und gesund und hätte ihm gewiss eine ganze Schar von Enkeln geschenkt. Ob die dürre, gelblich aussehende Renata, die ihre fruchtbaren Jahre bald hinter sich hatte, überhaupt noch ein Kind zur Welt bringen würde, wusste Gott allein …
    »Ach? Ich kann also kein einziges Wort mit meinem ehemaligen Verlobten wechseln?«
    Abgrundtiefe Enttäuschung klang aus der müden Stimme des Mädchens. Dass Konrad sich nicht einmal in Ravensburg aufhielt, gab Magdalena den Rest. Sie zwang sich aufzustehen; sie hatte in diesem Haus nichts mehr verloren. Nichts gab es hier, was sie zu halten vermochte.
    Dem Alten mitzuteilen, dass sie von seinem Sohn ein Kind erwartete, kam für sie unter diesen Umständen nicht in Betracht. Da konnte ihr der reiche Patrizier nicht helfen – und wollte es auch sicher gar nicht. Vielleicht würde er sie sogar nur auslachen: eine entlaufene Beinahe-Nonne und schwanger?
    »Ich kann von Glück sagen, dass er mir, als ›liederlicher Weibsperson‹, nicht den Büttel auf den Hals hetzt«, dachte sie bitter.
    Albrecht Grießhaber ließ sie auch ohne weiteres gehen – wobei er sein heimliches Bedauern gut zu verbergen wusste.
    Ohne nach rechts und links zu schauen, überquerte

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