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Das Erbe der Apothekerin - Roman

Das Erbe der Apothekerin - Roman

Titel: Das Erbe der Apothekerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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Sie muss außerdem noch Geld gehabt haben. Das wird ihr das Verlassen unserer Gemeinschaft erleichtert, wenn nicht gar erst ermöglicht haben. Keiner tut etwas für einen anderen, ohne die Hand aufzuhalten!
    Vielleicht solltet ihr noch einmal den Burschen, der uns zweimal in der Woche mit Fischen aus dem See beliefert, ernsthaft befragen.«
    »Darauf könnt Ihr Gift nehmen, Ehrwürdige Mutter«, gab der Knecht seelenruhig zur Antwort. »Falls der Stoffel irgendetwas weiß, kriege ich es heraus.«
    »Nun gut!« Die Oberin schien geneigt, für dieses Mal das Kriegsbeil zwischen sich und den Bediensteten zu begraben. »Jedenfalls nehme ich deinen Vorschlag, bezüglich der Helfer des Grafen, an. Ihr werdet Verstärkung bekommen. Aber jetzt fort mit euch allen.«
    Mit einer leicht angewiderten Handbewegung scheuchte die Dame die bäurischen Kerle aus dem Besucherzimmer des Klosters hinaus. Kaum hatte der letzte von ihnen den Raum verlassen, befahl sie einer Schwester:
    »Mach sofort die Fenster auf, Franziska! Der Gestank, den diese Geschöpfe ausdünsten, verursacht mir Schwindel und verdirbt den Appetit aufs Abendbrot.«
    »Und dass sie diese falsche und renitente Kreatur innerhalb eines ganzen Tages nicht zu fassen bekommen, macht es auch nicht gerade besser«, ging ihr durch den Sinn, als die Schwester das Zimmer verlassen hatte. So groß konnte Magdalenas Vorsprung schließlich gar nicht gewesen sein.
    Tief atmete sie die feuchtschwüle Luft ein, die über die Mauer, die das Klostergelände vor Überschwemmungen schützen sollte, vom See hereinströmte. Mit Gewissheit stand ein Gewitter bevor.

    Die Wut der Äbtissin war noch lange nicht verraucht und richtete sich nun ganz auf Magdalena. Wie hatte sie diese kleine Schlange nur derart hintergehen und bloßstellen können! Auf einmal schien sie so fromm, sanft und nachgiebig. Alles hatte sie angeblich eingesehen, und die Tatsache, dass das Kloster sie dringend als Heilerin brauchte, schmeichelte ihr offenbar, wie Notburga angenommen hatte.
    Als wahre Nichte ihres intriganten Oheims hatte sie sich indes erwiesen: An Hinterhältigkeit stand sie ihm, den die Äbtissin trotz seiner großzügigen Spenden keineswegs schätzte, in nichts nach! Fast konnte einem der Vormund schon leidtun, es mit so einem widerspenstigen Frauenzimmer zu tun zu haben.
     
    Um die gleiche Zeit etwa betrat Magdalena den breiten Durchgang zwischen den Arkaden des Handelshauses Grießhaber und Sohn, um in den Innenhof zu gelangen. Von dort aus, so wusste sie, gelangte man über drei überdachte Außentreppen zu den oberen Geschossen und in die jeweiligen Räumlichkeiten.
    Unten, in den der Kirchgasse zugewandten Geschäftsräumen und Lagerhallen, trieben sich zahlreiche Diener und Angestellte herum, aber Magdalena legte keinen Wert darauf, sich von ihnen in ihrer schlichten Nonnentracht begaffen zu lassen.
    »Nicht einmal die Zeit hat er mir gelassen, mich ordentlich umzuziehen und herzurichten«, murmelte das Mädchen erbittert vor sich hin. Sie ärgerte sich jetzt, sich den Zugang zu ihrem Zimmer im Elternhaus nicht einfach erzwungen zu haben. Wie eine Verbrecherin hatte sie sich davonjagen lassen! Aber das sollte ihr Oheim eines Tages noch bitter bereuen …
    Sie konnte es kaum erwarten, ihren Liebsten zu sehen und
ihm ihr Leid zu klagen. Geschwind erklomm sie die hölzernen Stufen, und wie der Blitz stand sie in Konrads Zimmer. Nach einer Magd zu läuten, war die Sache weniger Augenblicke, und kurz danach erschien ein dienstbarer Geist in der Tür, um nach dem Begehr der jungen Frau zu fragen.
    »Bitte meinen Verlobten Konrad hierher! Sag ihm, ich muss ihn ganz dringend sofort sprechen«, befahl sie, und nach einem merkwürdig zweifelnden Blick verschwand das junge Ding – kaum älter als sie selbst – die Stiege hinunter.
    Magdalena ließ sich auf Konrads Bett fallen, um zu verschnaufen. Sie war die ganze Strecke gerannt und dementsprechend erhitzt. Es waren bereits Schritte auf den Treppenstufen zu hören. Schwere Schritte. Männerschritte …
    Magdalena sprang auf und wandte der Tür, die sich jetzt schwungvoll öffnete, ihr strahlendes Gesicht entgegen. »Konrad! «
    Als sie den Eintretenden erkannte, verstummte sie enttäuscht.
    »Oh! Gott zum Gruße, Schwiegervater«, murmelte sie, beinahe erschrocken darüber, dass der Mann keinerlei Anstalten machte, sie verwandtschaftlich zu umarmen. »Euch wollte ich nicht stören bei Euren wichtigen Geschäften«, fügte sie stockend hinzu.
    »Ach?

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