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Das Erbe der Apothekerin - Roman

Das Erbe der Apothekerin - Roman

Titel: Das Erbe der Apothekerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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für Magdalena hatte er sich zuvor nie interessiert. Doch jetzt war alles anders …
    Der junge Mann seufzte innerlich. Und ausgerechnet ihr sollte er jetzt helfen, ihren Geliebten wiederzufinden.
     
    Magdalena streckte sich auf einem der beiden großen Betten aus, die im Zimmer standen. Rolf hatte sie ernstlich ermahnt, als sie Anstalten machte, ihn in die Stadt zu begleiten.
    »Denk an dein Kind und ruh dich aus«, hatte er in einem Ton zu ihr gesagt, der keinen Widerspruch duldete. Magdalena lächelte. Wenn sie ehrlich war, war sie ganz froh, im Gasthof bleiben zu können. Gedankenverloren legte sie beide Hände auf ihren immer noch schlanken Leib und redete besänftigend auf das Kleine ein.
    »Bald werden wir deinen Vater eingeholt haben, mein Sohn!«
    Sie zweifelte immer noch keinen Augenblick daran, dass sie einem männlichen Nachkommen das Leben schenken würde. Söhne zählten in Kaufmannsfamilien nun mal mehr als Töchter, und sie gedachte, in allem Konrads Wünsche zu erfüllen. Den lästigen Gedanken an Renata schob sie einmal
mehr beiseite. Für die verlebte Alte würde man schon eine Lösung finden. Sollte sie doch ins Kloster gehen!
    »Ja, das ist es!«, rief Magdalena unwillkürlich aus und setzte sich im Bett auf. »Das ist die Lösung! Konrad soll ihr sagen, dass sie sich freiwillig zu den Dominikanernonnen in Ravensburg zurückziehen soll. Ihre Mitgift kann sie ruhig in den Orden einbringen, meine ist mindestens ebenso hoch.« Befriedigt legte sie sich erneut nieder.
    Dass ihr Konrad auch behilflich wäre, mit dem geldgierigen Mauritz Scheitlin fertigzuwerden, davon ging sie ganz selbstverständlich aus. Fast war ihr früheres Vertrauen in ihren Verlobten wieder voll und ganz hergestellt, und sie war überzeugt davon, dass er ihre Verhältnisse schon ordnen würde.
    Nach einer Weile des Tagträumens über ihr zukünftiges wunderbares Leben an der Seite des Großkaufmanns Konrad Grießhaber schlief sie endlich ein.
     
    Es dauerte nicht lange, bis Rolf herausgefunden hatte, dass Konrad (im Stillen nannte er ihn längst »Rivale«) mit seiner wieder genesenen Ehefrau die Stadt verlassen hatte. Gleich beim zweiten Anlauf hatte er das richtige Gasthaus, Zum goldenen Löwen, gefunden, wo beide etliche Wochen unfreiwillig verbracht hatten. Mittlerweile war allerdings der Tag schon weit fortgeschritten, da Rolf noch von allerlei Verrichtungen aufgehalten worden war – in der falschen Annahme, dass ja keine Eile bestünde, den vor Ort befindlichen Konrad aufzusuchen.
    Der junge Schmied behauptete, hier in Dornbirn mit Grießhaber verabredet gewesen zu sein, um gemeinsam nach Italien weiterzureisen.
    »Der Kaufmann war mit einem großen Warenzug nach Süden unterwegs. Der ist aber ohne ihn weitergezogen, als sein
Weib plötzlich erkrankte«, plauderte lebhaft der Löwenwirt und beugte sich dann vertraulich zu seinem Gesprächspartner hinüber: »Wir dachten erst alle, es handele sich um seine Mutter, weil die Frau um so viel älter erschien, aber er behauptete, sie wär’ seine Gemahlin.«
    Der Gastwirt schien ausgesprochen gesprächig zu sein, und Rolf gedachte das auszunützen. »Was fehlte ihr denn?«, erkundigte er sich und gab sich dabei den Anschein tiefer Besorgnis.
    Der Mann flüsterte jetzt beinahe und rückte noch dichter an ihn heran. »Es war die Lunge! Erst dachten wir ja alle, sie stirbt. Das wär’ sauschlecht für’s Geschäft gewesen! Für das meinige jedenfalls. Wer mag schon in einem Wirtshaus einkehren, wo grad jemand den Löffel abgegeben hat, nicht wahr?« Er kicherte.
    »Kein Medikus konnte ihr helfen. Da ist ihrem Ehemann anscheinend etwas eingefallen, was seinem Vater irgendwann geholfen hatte. Das haben sie ausprobiert, und tatsächlich! Das Zeug – irgendein Kraut – hat angeschlagen. Bald drauf war die Alte, Verzeihung, die Gattin des Handelsherrn, wieder auf dem Weg der Besserung. Heute in aller Herrgottsfrühe sind die Grießhabers weggeritten, dem Warenzug hinterher.
    Aber die Route, die sie einschlagen wollten, kann ich Euch genau sagen, denn ich hab’ den Herrn noch beraten, wie er den Weg abkürzen kann und wo es am gefahrlosesten ist. Es ist nämlich nimmer geheuer bei uns: Die schweizerischen Eidgenossen suchen ständig Streit mit den Habsburgischen und umgekehrt. Dauernd liefern sie sich irgendwelche Scharmützel. Und wehe dem Reisenden, der unschuldig zwischen die Fronten gerät!«
    Das allerdings hörte Rolf gar nicht gerne. Er war nicht begierig darauf,

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