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Das Erbe der Apothekerin - Roman

Das Erbe der Apothekerin - Roman

Titel: Das Erbe der Apothekerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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sich jetzt, wo sie Hilfe so dringend hätten gebrauchen können, niemand blicken.
    »Hurra! Die Jungfer hat getroffen!«, schrie auf einmal Matthis, der zweite Knecht, der ansonsten kaum seinen Mund aufbekam.
    »Das nennt man Anfängerglück«, lachte Rolf und hob triumphierend die Faust, als er sah, wie jetzt endlich die übrigen zwei Strolche ihre Gäule wendeten und davonsprengten, ihre drei getroffenen Kameraden sowie deren scheuende Pferde kaltblütig zurücklassend.
    Sofort warf Magdalena ihre »Kinderarmbrust« – offensichtlich doch eine tödliche Waffe und kein Spielzeug – weg und eilte zu dem verletzten Kaspar Breunig. Aber diesmal war jede Hilfe vergebens: Der fröhliche Musikant war bereits tot. Alle vier schlugen das Kreuzzeichen und beteten ein Vaterunser für ihn, der nun wirklich seine allerletzte Reise antreten musste.
    »Geb’s Gott, dass Kaspar jetzt im Engelschor mitsingen und fiedeln darf«, sagte Rolf, und die anderen nickten stumm. »Amen«, fügte er noch hinzu, »und jetzt lasst ihn uns begraben.«
    Als die Männer die Grube am Wegesrand ausgehoben hatten, kamen auf einmal wieder Leute herbeigeströmt.
»Weiß der Himmel, wo die jetzt plötzlich alle herkommen«, brummte Matthis. »Wären sie früher dagewesen, hätten sie den Überfall vielleicht verhindern können.«
    Rolf Reichle zuckte die Schultern. »Oder es hätte noch mehr Tote gegeben. Auf alle Fälle ist jetzt auch die Obrigkeit da.« Er deutete auf etliche Soldaten, welche die Farben Habsburgs trugen. »Dann können die sich um die getöteten Wegelagerer kümmern und ihre Gäule einfangen. Der Zwischenfall hat uns auch so schon eine Menge Zeit gekostet.«
    Alles in allem verloren sie einen ganzen Tag. Bis sie den Vorfall wieder und wieder vor dem Hauptmann der Soldaten, dem Vogt sowie dem Burgherrn des nahegelegenen Schloss Achberg geschildert hatten, dauerte es bis in den Abend hinein.
    »Ihr habt uns einen großen Gefallen getan! Dieses Diebesgesindel sucht bereits seit Jahresbeginn die Gegend heim. Sie waren aber immer so schnell wieder verschwunden, dass jede Verfolgung durch meine Knechte vergebens war. Jetzt, wo sie ihren Anführer und noch zwei Strolche durch Euch eingebüßt haben, wird der Rest hoffentlich wieder dahin zurückkehren, woher sie gekommen sind.«
    Der Schlossherr fand nur Worte des Lobes über seine Gäste. Magdalena und ihr Vetter waren so frei gewesen, sein Angebot, eine Nacht unter seinem Dach zu verbringen, anzunehmen.
    Sie schliefen in ordentlichen Federbetten mit guter Matratze und einem hübschen Betthimmel mit geblümten Vorhängen. Die Maultiere waren im freiherrlichen Stall bei den Pferden untergebracht worden, und die zwei Knechte Utz und Matthis nächtigten im Heu.
    Da es dem Besitzer von Schloss Achberg offenbar peinlich war, dass ehrbaren Reisenden durch sein Gebiet dieses Ungemach
durch Räuber zugestoßen war, ließ er sie erst ziehen, nachdem er ihnen noch eine stärkende Frühmahlzeit, bestehend aus süßem Haferbrei mit brauner Butter, Rühreiern und Speck und dazu eine warme Weinsuppe, aufgenötigt hatte. Auch die Knechte wurden gut versorgt.
    Unterwegs, gut ausgeschlafen und satt gegessen, bemerkten trotzdem alle vier, wie traurig sie waren über den Verlust ihres liebenswerten Mitreisenden Kaspar.
    »In den wenigen Tagen ist mir der Bursche richtig ans Herz gewachsen«, drückte es Rolf ganz im Sinne seiner Gefährten aus. Und Magdalena wurden durch den Zwischenfall erstmals die Gefahren der Reise in vollem Ausmaße bewusst. Glücklicherweise ahnte sie nichts von dem, was ihr noch bevorstand …

KAPITEL 14
    ETWA ZUR GLEICHEN Zeit begann man auch in Pisa mit umfangreichen Vorbereitungen. Der Heilige Vater, Johannes XXIII., der so gar nichts an sich hatte, was man gemeinhin von einem Kirchenfürsten oder gar Stellvertreter Christi erwartete – manche behaupteten sogar, er glaube nicht einmal an Gott –, machte Anstalten, sich auf eine längere Reise zu begeben.
    Er tat es mit ausgesprochenem Widerwillen und nur auf gewaltigen Druck des deutschen Königs Sigismund hin, der – zu allem Überfluss – auch römischer König war … Johannes ahnte, dass es letztlich darauf hinauslaufen sollte, dass er selbst dazu beitrüge, sich sein eigenes Grab zu schaufeln – wozu er wenig Neigung zeigte.

    Seine beiden Mitpäpste, Gregor XII. in Rom und Benedikt XIII. in Avignon, waren allerdings ebenso wenig bereit, auf ihr einträgliches Amt zu verzichten. Der Pisaner Papst wusste, dass vor

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