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Das Erbe der Apothekerin - Roman

Das Erbe der Apothekerin - Roman

Titel: Das Erbe der Apothekerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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jagen.
    Obwohl: Um diese tat es ihm irgendwie leid. Sie war ein Rasseweib und außerdem klug. Möglicherweise zu klug für den Pontifex … Seine üblichen Lustweibchen, derer er sich eifrig bediente, waren allesamt träge, dumme Geschöpfe aus dubiosen Hurenhäusern, die keine großen Ansprüche stellten.
     
    »Ich bin so glücklich, Liebste, dass es Euch wieder besser geht. Aber Ihr solltet Euch noch schonen und …«
    »Es geht mir wunderbar, Konrad«, widersprach Renata ihrem
Ehemann. »Wirklich, ich fühle mich so wohl wie schon seit langem nicht mehr. Wir sollten uns unbedingt sofort auf den Weg machen, um den Warenzug vielleicht doch noch einzuholen.«
    »Wird Euch das nicht zu beschwerlich sein, Renata? Immerhin wart Ihr vor einigen Tagen noch bettlägerig!«
    »Oh, keine Sorge! Das schaffe ich ganz gewiss«, behauptete Konrads Angetraute. Sie war fest entschlossen – und wenn sie sich aufs Pferd binden lassen müsste.
    So lehnte sie es auch vehement ab, eine Kutsche zu nehmen. Falls überhaupt Aussicht bestand, die schweren Ochsengespanne noch zu erreichen, dann nur mit einem scharfem Ritt auf flinken Gäulen.
    Da Renata sehr hartnäckig sein konnte und eloquent ihren Standpunkt zu vertreten wusste, gab Konrad schließlich nach. Natürlich war auch er froh, endlich aus dem elenden Dornbirn herauszukommen …
    So wollte es die Ironie des Schicksals, dass Konrad Grießhaber und seine Gemahlin den Ort am selben Morgen verließen, an dem eine Stunde später Rudolf Reichle und seine Base Magdalena Scheitlin dort eintrafen. Sie beabsichtigten, etwa drei Tage in einem größeren Gasthof zu logieren.
    »Länger werde ich wohl kaum brauchen, um mit meinem Bräutigam irgendwie ins Reine zu kommen«, behauptete Magdalena siegessicher. Ihrem Vetter Rolf, der sich aus gutem Grund jeden Kommentar verkniff, oblag es nun, den Wirt der Herberge geneigt zu machen, ihnen trotz der ungenauen Zeitangabe ein Zimmer zu vermieten.
    »Einzelne Kammern hab ich nicht«, behauptete der Mann. »Aber es stehen immer zwei getrennte Betten drin. Und überhaupt muss ich genau wissen, wie lange Ihr zu bleiben gedenkt!« Er schien äußerst unwillig und gereizt.

    »Vielleicht habt Ihr es schon bemerkt, Herr, aber der Zuzug ist im Augenblick kolossal, und ich möchte keinen Gast wegschicken müssen, weil ich für Euch das Zimmer reserviere und Ihr wollt es dann gar nicht mehr, weil …«
    Um den Mann zu beschwichtigen und die Verhandlung abzukürzen, bot ihm Rolf an, auf alle Fälle für fünf Tage zu bezahlen – selbst wenn sie nach drei Tagen schon wieder abreisen sollten. »Das ist ein Wort«, freute sich der Gastwirt und war gleich viel freundlicher zu den Ankömmlingen.
    Sie richteten sich also im Grünen Kranz in Dornbirn ein.
    »Soweit ich es dem Wirt entlocken konnte, wohnen Konrad und seine Frau nicht in diesem Haus. Ich werde mich gleich anschließend, sobald unser Wagen in der großen Scheune untergebracht ist und die Maultiere versorgt sind, im Ort unauffällig umhören. Es sollte ein Leichtes sein, die beiden zu entdecken – so groß ist dieses Dornbirn nun wirklich nicht.«
    »Ich danke dir von Herzen, Vetter.« Magdalena schlang dem jungen Mann ihre Arme um den Hals und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. »Du bist wirklich ein Schatz – und so uneigennützig.«
    »Mach mich nicht verlegen, norwegische Base.« Er löste vorsichtig ihre Arme von seinem Nacken und trat einen Schritt zurück. »Denk dran: Sei immer vorsichtig! Auch, wenn du mit Konrad sprichst!« Womöglich verriete der reiche Kaufmann sie, wenn sie ihm allzu lästig wurde … »Und hüte dich vor dieser Renata! Sie wird nicht gut auf dich zu sprechen sein. Ihr gehst du am besten ganz aus dem Weg. Und vergiss nicht, für alle Dornbirner – auch für unseren Wirt – bist du meine Verwandte Ragnhild Germundstochter aus dem hohen Norden, die nach Rom zum Grab des heiligen Paulus pilgert.«

    »Ja, ja, ich weiß!«, antwortete Magdalena, und ihre Stimme klang leicht ungeduldig. »Aber für meinen Konrad bin und bleibe ich sein Lenele. Oh, wenn du ihn doch nur schon gefunden hättest!«
    Rudolf wandte sich um, um ein wehmütiges Lächeln zu verbergen. »Wenn sie wüsste«, dachte er. »Von wegen uneigennützig …« Fast augenblicklich hatte er sich in das schöne Mädchen verliebt, kaum, dass er sie an jenem Morgen in seinem Haus zum ersten Mal genauer betrachtet hatte. Er wusste zwar seit Jahren, dass die Scheitlins mit Gertrude und ihm verwandt waren, aber

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