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Das Erbe der Azteken

Das Erbe der Azteken

Titel: Das Erbe der Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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befand sich am Bugspriet ebenfalls eine Schnitzerei, diese war jedoch in einem weitaus besseren Zustand als ihr Gegenstück. Genau genommen war der Bugspriet selbst eine Skulptur: eine Schlange mit geöffnetem Maul und vogelähnlichem Federkleid.
    »Sam, weißt du, wen oder was das verkörpert?«, fragte Remi.
    »Nein. Sollte ich?«
    »Wahrscheinlich nicht. Es ist zwar deutlich weniger kunstvoll und stilisiert, aber fast das genaue Ebenbild von Quetzalcoatl, dem großen gefiederten Schlangengott der Azteken.«

    »Schlau wie ein Fuchs«, murmelte Sam nach einigen Sekunden.
    »Wie bitte?«
    »Blaylock. Er ist schlau wie ein Fuchs gewesen. Er hatte die Moreau-Karte und den Kodex aus gutem Grund zusammen in seinem Gehstock versteckt. Sicherlich war er von irgendetwas besessen, aber es hatte wohl mehr mit der Shenandoah oder der El Majidi zu tun.«
    »Vielleicht hatte es damit angefangen«, stimmte ihm Remi zu, »aber irgendwann im Laufe der Zeit musste er etwas anderes gefunden oder erfahren haben, das seine Sicht der Dinge verändert haben dürfte. Die Frage ist, wie hat derjenige – wer auch immer es gewesen sein mag, der mit diesem Boot hierhergekommen ist – es in die Höhle geschafft?«
    »Falls es keinen anderen Zugang zu Kroko-Ville gibt als den, den wir kennen, müssen sie das Boot zerlegt, durch den Wasserfall hereingebracht und dort wieder zusammengebaut haben.«
    »Das ist verdammt viel Arbeit. Wir sind hier zwei Meilen vom Strand entfernt, und das Ding wiegt sicherlich ein paar tausend Pfund.«
    »Seeleute neigen dazu, eine enge Beziehung zu ihren Schiffen zu entwickeln, vor allem wenn es sie durch besonders raue Seen und zu fernen Zielen getragen hat. Wir werden vielleicht mehr wissen, wenn wir diese Proben erst einmal untersucht haben. Aber wenn wir Blaylock seine Odyssee abkaufen, dann könnte dies ein aztekisches Boot sein. Womit es … was … wäre? Mindestens sechshundert Jahre alt?«
    »Wir reden über einen völlig neuen historischen Aspekt, Sam. Es gibt keinerlei Hinweis darauf, dass die Azteken weiter gereist sind als bis in die Küstenregionen von Mexiko, geschweige denn dass sie den Pazifik überquert und das Kap der Guten Hoffnung umrundet haben.«
    »Wir denken in völlig verschiedene Richtungen, meine Liebe.«
    »Wie das?«
    »Du bewegst dich von Westen nach Osten und bist im sechzehnten Jahrhundert. Ich denke hingegen von Osten nach Westen und befinde mich in einer wesentlich früheren Zeit.«
    »Das kann nicht dein Ernst sein.«
    »Remi, du hast es doch selbst gesagt: Die Historiker sind sich nicht hundertprozentig sicher, woher die Azteken kamen. Was wäre denn, wenn wir hier vor einem uraztekischen Migrationsschiff stünden?«

32
Madagaskar, Indischer Ozean
    Darauf wollte Remi etwas erwidern und öffnete bereits den Mund, als ein Schuss durch die Höhle hallte. Sie hörten, wie links von ihnen etwas gegen einen Stalagmiten prallte. Sofort löschten sie ihre Stirnlampen und ließen sich auf den Boden fallen. Ohne sich zu rühren und flach atmend warteten sie auf weitere Schüsse. Doch nichts dergleichen geschah. In der Tunnelöffnung auf der rechten Seite wurde das Knistern der Fackel lauter, da sie fast abgebrannt war. Rote Lichtflecken tanzten über die Felswand.
    »Kannst du irgendetwas erkennen?«, fragte Remi flüsternd.
    »Ich glaube, es kam von draußen. Warte hier. Ich bin gleich zurück.«
    Sam erhob sich. Geduckt huschte er zu einer der Steinsäulen, verharrte dort und lauschte, dann bewegte er sich weiter, wechselte von Deckung zu Deckung, bis er sich neben dem Höhleneingang gegen die Felswand presste. Er zückte den Webley-Revolver und tauchte in den Eingang.
    Ein lauter Knall ertönte.
    Eine Kugel traf den Boden neben seinen Füßen und flog sirrend als Querschläger in die Höhle hinein. Er beeilte sich jetzt, rannte in die Grotte hinaus, dann schwenkte er nach links zur Felswand und eilte daran entlang bis zu der Stelle, an der sie hereingekommen waren. Er streckte sich auf dem Bauch aus, robbte zwischen zwei Felsklötze und schob sich so weit vor, dass sein Kopf durch den Wasservorhang ragte. Er kniff die Augen zusammen und ließ den Blick über seine Umgebung wandern, bis die Lagune in Sicht kam.
    Sechs Männer, jeder mit einem Sturmgewehr bewaffnet, standen am Strand. Sie waren mit zerschlissenen Jeans, schmuddeligen T-Shirts und Kampfstiefeln bekleidet. Jeder hatte ein weißes Halstuch mit rot gefärbten Zipfeln um den Unterarm geschlungen. Zwei von ihnen knieten

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