Das Erbe der Azteken
fort, und ich werde Sie irgendwann schnappen und Ihre Frau so lange foltern, bis Sie mir geben, was ich haben will.«
Sam machte einen Schritt vorwärts und blickte Rivera in die Augen. »Sie sollten endlich lernen, sich anständig zu benehmen.«
Rivera zog seine Jacke ein Stück nach hinten, um den Griff einer Pistole zu entblößen. »Und Sie müssen lernen, sich ein wenig zurückzuhalten.«
»Das sagt mir meine Frau auch immer.«
»Sie sind verdammt dickköpfig. Und zwar Sie beide. Wir werden jetzt gemeinsam von hier weggehen. Wenn Sie sich wehren oder Aufsehen erregen, erschieße ich erst Ihre Frau, dann Sie. Also gehen wir. Draußen wartet ein Boot. Wir gehen hinaus und …«
»Nein.«
»Wie bitte?«
»Sie haben mich richtig verstanden.«
»Ich bluffe nicht, Mr Fargo. Ich erschieße Sie beide.«
»Ich glaube Ihnen, dass Sie es versuchen werden. Erwarten Sie aber nicht, dass ich es Ihnen leicht mache.«
»Niemand wird mich aufhalten; ich bin längst verschwunden, ehe die Polizei eintrifft.«
»Und dann? Haben Sie wirklich angenommen, dass wir sämtliche Beweise mit uns herumtragen? Sie haben tatsächlich das Problem, dass Sie Menschen unterschätzen. Sie haben unser Hotelzimmer gefilzt und nichts gefunden, ist es so?«
»Ja.«
»Alles, was wir bei uns haben, sind ein paar Bilder, und die zeigen nichts, das Sie nicht schon gesehen haben. Wenn Sie uns hier töten, gelangt alles an die Öffentlichkeit. Wenn Sie nach Mexiko zurückkehren, wird die Meldung von jedem Nachrichtenkanal gebracht.«
»Sie wären nicht hier, wenn Sie alles hätten, das Sie brauchen. Sie haben weder Blaylock gefunden noch das, was er gesucht hat.«
»Dann sind wir schon zwei.«
»Sie vergessen aber, dass ich dieses Geheimnis schon seit zehn Jahren mit mir herumtrage. Sie dagegen beschäftigen sich erst seit ein paar Wochen damit. Was immer Sie finden und was immer Sie erzählen werden, wir drehen es in die andere Richtung. Sie wissen, für wen ich arbeite und wie mächtig er ist. Selbst wenn Sie es schaffen sollten, am Leben zu bleiben, stehen Sie, wenn wir mit Ihnen fertig sind, als profitgierige, ruhmsüchtige Schatzsucher da, die eine Riesenlüge in die Welt gesetzt haben, um daraus für sich Kapital zu schlagen.«
»Aber wir erfreuen uns dann immer noch unseres Lebens und unserer Gesundheit«, hielt Remi mit einem fröhlichen Grinsen dagegen.
»Und unseres Humors«, fügte Sam hinzu. »Wenn Sie sich Ihrer Sache so sicher sind, warum gehen Sie nicht nach Hause und lassen den Dingen ihren Lauf?«
»Das kann ich nicht. Ich bin Soldat. Ich habe meine Befehle.«
»Dann stecken wir in einer Sackgasse. Erschießen Sie uns oder gehen Sie.«
Rivera ließ sich das einen Moment lang durch den Kopf gehen, dann nickte er. »Wie Sie wollen. Mr und Mrs Fargo, ich habe Ihnen die Chance gegeben, unbeschadet aussteigen zu können. Ganz gleich, was jetzt geschieht, ich werde dafür sorgen, dass Sie in Indonesien sterben.«
43
Lampung-Bucht, Sumatra
Sam zog die Gashebel des Bootes behutsam zurück und lenkte den Bug herum, bis sie quer zum Wind lagen. Das Boot stoppte und begann hin und her zu schaukeln. Ein paar hundert Meter entfernt an Backbord lag Mutun, eine von dem Dutzend winziger bewaldeter Inseln, die beiden Küstenstränden in der Bucht vorgelagert waren; an Steuerbord, deutlich weiter entfernt, befand sich Indah Beach.
»Okay, noch einmal«, sagte er.
»Wir haben das doch schon durchgehechelt, Sam. Und zwar oft genug. Die Antwort lautet nein. Wenn du bleibst, bleibe ich auch.«
»Dann lass uns nach Hause zurückkehren.«
»Ich will aber nicht nach Hause zurück.«
»Sicher, aber …«
»Du machst mich allmählich wütend, Fargo.«
Das wusste er. Wenn Remi seinen Nachnamen benutzte, dann war es ein Zeichen dafür, dass ihre Geduld zur Neige ging.
Nach ihrem Zusammenstoß mit Rivera im Museum hatten sie die nächste Fähre zur Sol-Marbella-Anlegestelle etwa fünfzehn Meilen entfernt am Carita-Beach-Kai genommen. Während sie darauf warteten, dass die Fähre endlich ablegte, beobachtete Sam aufmerksam Riveras Schnellboot, bis er es aus den Augen verlor, als es hinter der Tanjung-Landzunge im Südwesten verschwand.
Sobald sie sich wieder auf dem javanischen Festland befanden, ließen sie sich von einem Taxi zum Four Seasons bringen, wo sie eilig packten, sich auf den Weg zum Flughafen machten und in die nächste Chartermaschine der Batavia Air einstiegen, um über die Sundastraße nach Lampung zu gelangen. Sie landeten
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