Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Erbe der Azteken

Das Erbe der Azteken

Titel: Das Erbe der Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
Vom Netzwerk:
unter Verfolgungswahn leiden, aber in diesem Fall wollte ich ein wenig Deckung vor allzu neugierigen Blicken haben.«
    »Und der zweite Grund?«
    »Auf unserem Weg hatten wir den besseren Überblick.«
    Remi lächelte. »Du hattest wohl gehofft, einen Schiffsmast aus dem Wald unter uns herausragen zu sehen, nicht wahr?«
    Sam erwiderte das Lächeln. »Mehr als nur gehofft. Aber ich sehe nichts dergleichen. Du vielleicht?«
    »Nein. Aber jetzt ist vielleicht der richtige Zeitpunkt gekommen, um mir deine Theorie vorzustellen: Wie hätte die Shenandoah den pyroklastischen Strom also überstehen können?«
    »Nun, du kennst wahrscheinlich den wissenschaftlichen Ausdruck dafür, aber ich denke an den sogenannten Pompeji-Effekt.«
    Pompeji, verschüttet beim Ausbruch des Vesuv im Jahr 79 n. Chr., war berühmt für seine Mumien, weit gehend erhalten gebliebene menschliche Körper sowie Tierkadaver in den letzten Momenten ihres Lebens. Ebenso wie der Krakatau hatte der Vesuv eine Lawine aus glühender Asche, Gas und Bimsstein ausgestoßen, die die Stadt überrollte und alles verbrannte und unter sich begrub. Menschen und Tiere, die sich im Freien aufhielten, wurden in Sekundenschnelle bei lebendigem Leib gekocht und fast gleichzeitig konserviert. Während die Körper selbst verwesten, härteten die übrig gebliebenen Flüssigkeiten und Gase das Innere der steinernen Hülle.
    »Ich glaube, das ist tatsächlich der richtige Ausdruck dafür. Allerdings ist das Prinzip hier ein wenig anders.«
    »Genau darauf verlasse ich mich. Gesetzt den Fall, dass die Shenandoah hierhertransportiert wurde, müsste sie durch den Tsunami triefnass geworden und von Tonnen nasser Pflanzen und Bäume bedeckt gewesen sein. Als der pyroklastische Strom einsetzte, müsste sich die gesamte Feuchtigkeit in Dampf verwandelt haben. Und mit einigem Glück wurde nur die Hülle aus Pflanzen und Laub verbrannt und nicht das Schiff selbst.«
    Remi nickte. »Und all das wurde schließlich unter einer meterdicken Schicht aus Vulkanasche und Bimsstein begraben.«
    »So lautet meine Theorie.«
    »Warum wurde das Schiff noch nicht gefunden?«
    Sam zuckte die Achseln. »Niemand hat es gesucht. Wie viele Artefakte gibt es, die ausgerechnet wenige Schritte neben einer Stelle gefunden wurden, an der man seit Jahren gegraben hatte?«
    »Unzählige.«
    »Zudem war die Shenandoah nur achtzig Meter lang und elf Meter breit. Und diese Schlucht ist immerhin« – Sam rechnete im Kopf – »fünfundzwanzig Mal länger und vierzig Mal breiter.«
    »Du bist ja doch nicht so dumm, Sam Fargo.« Remi blickte auf den Abhang vor ihnen. »Was meinst du?«, fragte sie. »Einfach dort hinab?«
    Sam nickte. »Ich glaube, wir schaffen das.«
    Sie kamen zwar nur langsam voran, aber das Gelände barg keine wesentlichen Gefahren. Indem sie die Stämme quer zur Hangneigung wachsender Bäume als behelfsmäßige Stufen benutzten, tasteten sie sich den Abhang hinab und zurück in den dichteren Dschungel. Die Sonne wurde durch das Laubdach der hohen Bäume abgeschirmt und tauchte Sams und Remis Umgebung in ein Dämmerlicht.
    Sam legte abermals eine Trinkpause ein. Nachdem er einige Schlucke getrunken hatte, entfernte er sich mit einem »Bin gleich wieder zurück« über die Schulter. Er hielt sein Versprechen wenig später und erschien mit zwei stabilen geraden Stöcken. Den kürzeren reichte er Remi.
    »Eine Lawinenstange?«, fragte sie.
    »So könnte man es nennen. Und natürlich eine Gehhilfe. Wenn die Shenandoah wirklich hier sein sollte, haben wir noch ein ansehnliches Laufpensum vor uns. Außerdem dürfte sie mit einer dicken Schicht versteinerter Pflanzen und Asche bedeckt sein, die wahrscheinlich von Rissen und Spalten durchzogen ist. Wenn wir darin herumstochern, haben wir vielleicht Glück und finden, was wir suchen.«
    »Vorausgesetzt …«
    »Sag’s nicht.«
    Für die nächsten sechs Stunden, während der Nachmittag sich dem Abend entgegenneigte, marschierten sie nebeneinander über den Grund der Schlucht, stiegen auf jeden kleinen Hügel und stocherten mit ihren Stöcken im Erdreich herum. Dabei bemühten sie sich, einigermaßen systematisch von Norden nach Süden vorzugehen.
    »Sechs Uhr«, stellte Sam fest, als er auf die Uhr schaute. »Diese eine Bahn noch, dann machen wir für heute Feierabend.«
    Remi lachte müde. »Und ziehen uns in die heimelige Geborgenheit unserer Hängematte …« Sie stolperte vorwärts und landete mit einem unterdrückten »Umph!« auf den Knien.
    Sam

Weitere Kostenlose Bücher