Das Erbe der Azteken
Überraschungsangriff durch den Kreuzer Königsberg gesunken war.
Miss Kilembe kam mit einer Kanne Kaffee und zwei Tassen zurück, erkundigte sich, ob sie noch etwas bräuchten, und verschwand wieder.
Remi sagte: »Wir haben Chumbe Island vergessen, Sam. Wir nehmen doch an, dass das BBC-Interview Rivera hierhergeführt hat …«
»Richtig.« Sam kombinierte die vorherigen Suchbegriffe mit Chumbe Island und landete keinen Treffer. Er versuchte es abermals mit den Begriffen tauchen, Artefakt und Entdeckung. Er ging die Treffer durch, dann stoppte er. »Hm«, murmelte er.
»Was ist?«
»Wahrscheinlich nichts, aber es ist seltsam. Vor zwei Monaten wurde die Leiche einer Engländerin namens Sylvia Radford in Stone Town gefunden, offensichtlich ermordet. Man geht von einem Raubüberfall aus, der dann eskaliert ist. Sie war hergekommen, um vor Chumbe zu tauchen. Hör dir das mal an: ›Laut Aussage der Eltern hatte Miss Radford einen wunderschönen Tauchurlaub verbracht und bereits mehrere Artefakte gefunden, darunter auch etwas, das ihrer Meinung nach Teil eines römischen Schwerts sein könnte.‹«
»Ein römisches Schwert« , wiederholte Remi. »Interessant. Was meinst du, waren das ihre Worte oder die des Reporters?«
»Keine Ahnung. So oder so ist es eine ziemlich spezifische Beschreibung. Die meisten Laien würden nur von einem Schwert sprechen.«
Remi beugte sich zum Bildschirm vor, dann notierte sie den Namen der Reporterin. »Vielleicht steht es in ihren Notizen.«
Sam ließ die Finger wieder über die Tastatur huschen, diesmal jedoch bedeutend eiliger. Ins Suchfeld trug er die Begriffe südlich, Sansibar, tauchen und Tod ein und wählte eine Zeitspanne von zehn Jahren bis zur Gegenwart. Dutzende von Treffern erschienen auf dem Bildschirm.
»Teilen wir sie auf«, schlug Remi vor, dann gab sie die Begriffe in ihr eigenes Suchfeld ein. »Fangen wir mit der ältesten Geschichte an?«
Sam nickte.
In den Jahren zehn bis acht standen vier Todesfälle mit ihren Suchbegriffen in Verbindung. In jedem Fall wurde durch Augenzeugenberichte bestätigt, dass es sich um Unfalltode handelte: eine Hai-Attacke, ein Tauchunfall und zwei Verkehrsunfälle unter Einfluss von Alkohol.
»Hier habe ich etwas«, sagte Remi. »Vor sieben Jahren. Zwei Personen, beide Tauchtouristen.«
»Wo genau?«
»Hier wird nur die Südwestküste von Sansibar genannt. Einer wurde von einem Auto angefahren, dessen Fahrer anschließend geflüchtet ist. Der andere ist in Stone Town eine Treppe hinuntergestürzt. Es war kein Alkohol im Spiel, und es gab keine Zeugen.«
Und so ging es von Jahr Nummer fünf bis zur Gegenwart weiter: Tauchtouristen, von denen die meisten ihren Urlaub auf oder in der Nähe von Chumbe Island verbrachten, hatten bei seltsamen Unfällen oder Raubüberfällen den Tod gefunden.
»Ich zähle fünf Todesfälle«, sagte Remi.
»Ich habe vier«, erwiderte Sam.
Sie schwiegen einige Sekunden.
Remi gab sich einen Ruck. »Das müssen Zufalle sein, oder?« Sam starrte nur wortlos auf seinen Bildschirm, daher meinte Remi weiter: »Welchen anderen Schluss sollten wir daraus ziehen? Dass Rivera und wer immer es sein mag, für den er arbeitet, Touristen ermordet haben, die sich für Chumbe Island interessierten?«
»Nein, das kann nicht sein. Davon gibt es doch Hunderte … ach, was sage ich – Tausende. Vielleicht sind es nur die Leute, die ihre Funde publik gemacht haben. Oder sie in einheimische Läden gebracht haben, um sie identifizieren zu lassen. Wenn wir in diesem Punkt auf dem richtigen Weg sind, müssten die Leute etwas anderes gemeinsam haben.«
»Sie haben irgendjemandem erzählt, was sie gefunden haben«, schlug Remi vor.
»Und es war jeweils die richtige Art von Fundstück, etwas, das mit der Ophelia zu tun hatte. Oder mit dem Schiff, dessen Name ausgelöscht wurde.«
»Ganz gleich wie, wenn das Schiff vor Chumbe gesunken ist, wären doch Artefakte am Strand angetrieben worden. In jeder Monsunzeit läge irgendwelcher Schutt auf dem Meeresgrund, der nur darauf wartet, dass jemand mit einem Pingpongschläger vorbeikommt und ihn freilegt.«
»Das ist richtig«, sagte Sam. »Aber es gibt viele Leute, die etwas finden und nicht darüber reden. Sie kehren nach Hause zurück und stellen ihren Fund als Souvenir auf den Kaminsims. So ist es doch mit den meisten Zufallsschatzsuchern: Sie finden etwas, geben sich nur wenig Mühe, es zu identifizieren, und wenn es nicht auf Anhieb als wertvoll zu erkennen ist, behandeln
Weitere Kostenlose Bücher