Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Erbe der Azteken

Das Erbe der Azteken

Titel: Das Erbe der Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
Vom Netzwerk:
Sam. Aus dem Augenwinkel gewahrte er, wie Remis Kopf sich bewegte, sich langsam nach hinten legte, bis ihr Gesicht himmelwärts zeigte. Sam drehte sich langsam und folgte ihrem Blick. Er starrte in ein Paar feuchter brauner Augen. Keine zwanzig Zentimeter entfernt zwinkerten die Augen einmal, dann verengten sie sich ein wenig. Sam brauchte einige Sekunden, um zu begreifen, was er sah.
    »Ein Affe«, flüsterte er Remi zu.
    »Ja, Sam. Das habe ich auch bemerkt.«
    »Ein Kapuziner?«
    »Ein Stummelaffe, glaube ich. Noch ziemlich jung.«
    Aus der Richtung des Rinkers hörten sie die Maschine wieder. Diesmal sprang sie an, hustete und lief dann rund. Über ihnen ruckte der Kopf des Stummelaffen bei dem Lärm hoch, seine winzigen Hände klammerten sich um die Äste. Er schaute nach unten auf Sam und Remi.
    Remi raunte: »Ganz ruhig, du kleiner Kerl …«
    Der Affe öffnete den Mund und begann zu kreischen und die Äste so wild zu schütteln, dass ihr Laub auf sie herabregnete.
    Sam senkte den Kopf und lugte wieder durch das dichte Astgeflecht. An Bord des Rinkers waren beide Männer aufgestanden. Sie hatten die Gewehre angelegt und zielten in ihre Richtung. Plötzlich ertönte ein Knall. Aus einer der Mündungen leckte eine Feuerzunge. Die Kugel flitzte über ihren Köpfen durch die Blätter. Der Stummelaffe schrie lauter und schlug auf die Äste ein. Sam tastete unter Wasser nach Remis Hand und drückte sie.
    Sie flüsterte: »Haben sie uns …«
    »Ich glaube nicht. Sie brauchen was zum Mittagessen.«
    Ein weiterer Knall. Mehr Schreie und herabregnende Laubblätter.
    Stille.
    Sam konnte das Rascheln und Knacken hören, als der Stummelaffe die Flucht ergriff.
    »Sie kommen in unsere Richtung«, flüsterte Sam. »Halt dich bereit zu tauchen.«
    Durch das Astgeflecht konnten sie beobachten, wie der Bug des Rinkers herumkam, bis er genau auf sie zeigte. Das Boot glitt vorwärts, und langsam schmolz der Abstand. Der zweite Mann stand neben dem Lenker und hatte den Gewehrlauf auf den Rahmen der Windschutzscheibe gelegt.
    »Warte«, sagte Sam. »Einen Moment noch …« Als das Rinker nur noch fünf Meter weit entfernt war, hauchte er: »Einatmen … und runter.«
    Sie gingen zusammen auf Tauchstation, suchten nach Handgriffen, während sie sich abwärts zogen. Als ihre Füße im Schlick versanken, blickten sie nach oben. Über ihnen schob sich das Rinker in das Astgewirr. Sam und Remi hörten gedämpfte Stimmen, dann das Knacken von Ästen. Laub flatterte auf die Wasseroberfläche herab.
    Schließlich, nach fast einer Minute, wechselte die Schraube des Bootes die Drehrichtung und steigerte die Drehzahl. Es begann langsam rückwärts zu gleiten. Sam und Remi warteten, bis der Bug herumschwang und sich das Rinker entfernte. Erst jetzt wagten sie es, wieder aufzusteigen. Sie atmeten leise und beobachteten, wie das Boot die Einfahrt in die Bucht verließ.
    »Sie haben ihn doch nicht etwa erwischt, oder?«, fragte Remi.
    Sam drehte sich um und lächelte sie an. »So liebe ich dich. Tierfreundin bis zum bitteren Ende, wenn es sein muss. Nein, er konnte flüchten. Und jetzt komm, lass uns von hier verschwinden.«

17
Sukuti Island
    »Achtung!«, rief Remi vom Bug aus. »Maschine stopp! Langsam rückwärts!«
    Während seine Sicht durch den Mast verdeckt war, schaltete Sam auf Leerlauf, ließ die Dau ein kleines Stück treiben, ging dann auf Rückwärtsfahrt und tastete sich um die Uferausbuchtung herum, der sie folgten.
    »Das ist gut«, rief sie. »Sie sind etwa eine halbe Meile vor uns. In zehn Minuten werden sie wohl auf nördlichen Kurs gehen.«
    Vierzig Minuten zuvor, nachdem sie ihre Dau in der Bucht auf den Strand gesetzt hatten, hatten sie sich beeilt, sie wieder flott zu bekommen. Sam und Remi hofften, dass das Rinker eine Route wählte, die es an der Südküste von Sukuti entlang und zurück zu Okafors Anlegesteg führen werde, da sie planten, sich ihrem Ziel von der nördlichen Seite der Insel aus zu nähern. Sie hatten es eilig, in die relative Sicherheit des Meeresarms zu gelangen, der Little Sukuti von Big Sukuti trennte – natürlich vorausgesetzt, dass das Rinker nicht ebenfalls diese Route wählte.
    Während ein direkter Kurs entlang der Südküste sie am schnellsten zum Okafor-Kai gebracht hätte, wären sie dort gleichzeitig von jedem Beobachter zu sehen und zu hören gewesen. Indem sie dem Meeresarm nach Norden folgten und sich während der Fahrt zur Westseite dicht am Ufer hielten, wären sie für jeden

Weitere Kostenlose Bücher