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Das Erbe der Azteken

Das Erbe der Azteken

Titel: Das Erbe der Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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die wir haben«, gab Remi ihm recht, »aber du hast eine ganze Menge dicker und möglicherweise verhängnisvoller Wenn außer Acht gelassen.«
    »Ich weiß …«
    »Zum Beispiel, wenn wir entdeckt werden? Dann sind wir waffen- und zahlenmäßig hoffnungslos unterlegen.«
    »Ich weiß …«
    »Und, natürlich, das dickste Wenn: Was ist, wenn die Glocke bereits weggeschafft wurde?«
    Sam hielt inne. »Dann ist das Spiel tatsächlich aus. Wenn wir die Glocke nicht abfangen können, ist sie für immer verschwunden. Remi, wir gehen wie immer demokratisch vor. Wenn unsere Entscheidung nicht einstimmig ist, lassen wir es bleiben.«
    »Ich bin dabei, Sam. Aber nur unter einer Bedingung.«
    »Und welche ist das?«
    »Wir schaffen uns eine Rückversicherung.«

    Als die Einfahrt in den Meeresarm in Sicht kam, ging die Sonne bereits unter. Sie war ein unregelmäßiges Oval goldgelb strahlenden Lichts am Ende des Tunnels. Als sie nur drei Meter davon entfernt waren, lenkte Remi die Dau ans rechte Ufer und spielte mit dem Gashebel, bis sie vollständig unter den überhängenden Zweigen verschwanden. Sam kletterte auf das Dach der Kajüte und drapierte die dickeren Äste um den Mast und den Baum, bis die Dau dicht am Ufer lag. Er kroch nach vorn zum Bug und peilte durch das Laubwerk.
    »Ich habe alles genau im Auge«, meldete er.
    Die Sonne war hinter Big Sukuti untergegangen und tauchte die westliche Hälfte der Insel, den Meeresarm inklusive, in ein ungewisses Dämmerlicht. Sam fügte hinzu: »Wenn sie gerade eine ihrer Rundfahrten veranstalten, müssten sie in fünfzehn oder zwanzig Minuten hier vorbeikommen.«
    »Ich packe mal unsere Ausrüstung zusammen und sehe nach, was sich sonst noch mitzunehmen lohnt.«
    Remi verschwand nach unten. Sam konnte sie in der Kabine umhergehen hören. Sie kehrte zurück ins Cockpit, setzte sich und begann Summer Wind von Frank Sinatra zu summen. Danach folgten Hotel California von den Eagles und In the Midnight Hour von Wilson Pickett. Sie befand sich mitten in Hey Jude von den Beatles, als Sam sie mit einem Handzeichen bat zu schweigen.
    Zehn Sekunden verstrichen.
    »Was ist los?«, fragte Remi.
    »Nichts, glaube ich. Nein, da ist doch etwas … Hörst du es?«
    Remi lauschte einige Sekunden lang, dann vernahm sie es tatsächlich: das ferne Dröhnen eines Bootsmotors. »Die Lautstärke und der Klang kommen genau hin«, stellte sie fest.
    »Es kommt von Nordwesten. Unser Gast könnte unterwegs sein.«
    Von den verschiedenen möglichen Szenarien, die sie zur Wahl hatten – eine verspätete zweite Patrouillenfahrt, ein Zusammentreffen mit dem Rinker an der Nordküste oder eine Patrouille, die vorbeikäme, ehe sie den Meeresarm verließen –, wäre das dritte ideal. Da sie die Route des Rinker-Bootes und seine durchschnittliche Geschwindigkeit kannten, konnten sie sich zu jedem Zeitpunkt seiner jeweiligen Position ziemlich sicher sein. Wenn nichts Unvorhergesehenes geschähe, würden sie lange vor dem Rinker den Kai erreichen. Auf dem Bauch liegend und das Fernglas vor den Augen, hatte Sam die Landzunge in einer Viertelmeile Entfernung genau im Blick. Das Brummen des Motors wurde ständig lauter, bis das Boot schließlich erschien. Wie erwartet war es mit einem Lenker und einem Beobachter besetzt. Und – ebenso wie erwartet – wandte es sich nach Südosten und folgte dem Küstenverlauf.
    Ein Spotscheinwerfer flammte auf.
    »Keine Gefahr«, sagte er halb zu sich selbst und halb zu Remi. »Sie können uns erst sehen, wenn sie fast auf Tuchfühlung sind.«
    »Wie sind unsere Chancen?«
    »Fünfundneunzig Prozent. Vielleicht auch nur neunzig.«
    »Sam …«
    »Wir sind okay. Halte den Kopf unten und drück die Daumen.«
    Das Rinker kam näher. Es war jetzt einhundert Meter vom Meeresarm entfernt und hielt genau auf sie zu, wobei der Scheinwerferstrahl über das Ufer und die Bäume strich.
    »Nun macht schon, Leute«, murmelte Sam. »Hier gibt es nichts zu sehen … zieht weiter …«
    Der Abstand schrumpfte auf fünfzig Meter.
    Vierzig.
    Dreißig Meter.
    Sam nahm eine Hand vom Fernglas, griff langsam nach hinten und angelte die H&K aus der Oberschenkeltasche seiner Cargoshorts. Er legte die Pistole neben seiner Schulter auf das Deck. Gleichzeitig entsicherte er sie.
    Das Rinker war nur noch zwanzig Meter weit entfernt.
    Sam flüsterte: »Remi, du solltest lieber nach unten gehen.«
    »Sam …«
    »Bitte, Remi.«
    Er spürte, wie die Dau leicht ins Schaukeln geriet, als sie die Leiter

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