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Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Titel: Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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nicht gemeint.«
    »Und ich habe nichts anderes gemeint«, sagte Johann ein wenig ruppig.
    Veit zögerte, dann meinte er freimütig: »Du solltest nicht mit ihren Gefühlen spielen, mein Freund.«
    »Von welchen Gefühlen sprichst du?« Johanns Stimme klang ablehnend.
    »Es kann dir nicht entgangen sein, dass sie dich bewundert. Und dabei spreche ich nicht nur von deinen Rechenkünsten und deinem starken Rücken.«
    »Du redest Unsinn«, sagte Johann. »Aber ich nehme es dir nicht übel, weil es dem Verlust deines Sehvermögens geschuldet ist. Hättest du dein Augenlicht noch, würdest du dich sehr wundern, wie ich im Vergleich zu früher aussehe. In meinen besten Zeiten war ich vielleicht mal ein ganz ansehnlicher Bursche, aber das ist lange her. Unlängst war ich bei einem Barbier, der einen recht ordentlichen Spiegel hat. Das einzig Gute an meinem Spiegelbild war, dass es mich nicht allzu sehr entsetzt hat, denn in Gretes Haus gab es ebenfalls einen Spiegel, und dort hatte ich schon einmal den Fehler begangen, mein Gesicht zu betrachten. Es ist eine Narbenwüste, Veit. Hinzu kommt, dass mein Schädel ziemlich kahl ist.«
    »Wirklich?« Veit schaute schockiert drein. »Willst du damit sagen, dass du in den letzten fünf Jahren zum Glatzkopf geworden bist und mir nichts davon gesagt hast?«
    »Unfug. Sie haben mir im Gefängnis den Kopf geschoren. Es wächst nach, aber es ist noch weit davon entfernt, wie ein Schopf auszusehen.«
    »Ich weiß.« Veit grinste schräg. »Es war ein Scherz, Johann.«
    Johann konnte es nicht sonderlich erheiternd finden. »Glaub mir einfach, dass ich wie ein Kerl aussehe, der unter ehrbaren Leuten nichts verloren hat.« Mit leiser Bitterkeit erinnerte er sich, wie die Leute ihn beim Kirchgang angeglotzt hatten. Zum Glück hatte Veit nichts davon bemerkt, manchmal konnte es eben auch segensreich sein, nichts zu sehen. »Wenn du wüsstest, wie Madlen aussieht, wäre dir klar, wie absurd die Vorstellung ist, sie könnte Gefühle für mich hegen. Abgesehen natürlich von Mitleid sowie vielleicht noch dem Wunsch, sich von mir Schreiben und Rechnen beibringen zu lassen.«
    »Wie sieht sie denn aus?«, wollte Veit wissen. »Weißt du, das habe ich mich heute Morgen schon gefragt, als sie nur mit einem tropfenden Badehemd direkt vor mir stand und dieser Barthel sie ganz zweifellos anstierte wie die schaumgeborene Venus.«
    »Was wollte der Kerl von ihr?«
    »Höre ich da Unmut aus deiner Stimme? Oder gar eine Spur von Eifersucht?«
    »Blödsinn. Es war eine einfache Frage.«
    »Bist du sicher?«
    »Was soll das?« Johann wurde allmählich ärgerlich. »Hat er sie nun belästigt oder nicht?«
    »Nein«, sagte Veit friedfertig. »Und wenn es dich beruhigt: Sie ist ebenfalls eifersüchtig.«
    Johann lachte ungläubig. »Du machst Witze.«
    »Kein Scherz diesmal, mein Freund. Du würdest staunen, wenn du wüsstest, wie oft sie mich schon über Grete ausgefragt hat. Sie wollte haargenau wissen, wie sie aussieht, ganz ungeachtet der Tatsache, dass ich die gute Frau nie gesehen habe. Das hat jedoch Madlens Wissensdrang nicht geschmälert. Sie fragte sogar, was in dem Gedicht steht, das Grete dir geschrieben hat.«
    »Welches Gedicht?« Johann starrte seinen Freund an. »Was hast du ihr erzählt?«
    »Nur das, was sie hören wollte. Du weißt, was für ein phantasiebegabter Geschichtenerzähler ich bin. Was kann es schaden, Grete ein wenig klüger, schöner und üppiger zu machen, wenn es dazu dient, dein Ansehen bei der kleinen Brauerin zu heben?« Veit wurde ernst. »Kann sein, dass ich etwas übertrieben habe, aber ich wollte etwas herausfinden, und das ist mir gelungen.«
    »Was denn?«, fragte Johann skeptisch. »Dass sie eifersüchtig ist?«
    »Nein, dass eure Eifersucht beiderseitig ist. Als Irmla dir so lebhaft von den Vorzügen des verblichenen Konrad vorschwärmte, konnte ich trotz meiner Blindheit den Dampf sehen, der dir darob aus den Nüstern stob, und als ich Madlen gegenüber die hervorstechenden Eigenschaften der guten Grete ins rechte Licht rückte, machte ich eine ganz ähnliche Erfahrung.«
    Johann starrte ihn an. »Und was soll mir das Ganze nun sagen?«
    Veit zuckte mit den Schultern. »Das ist eine Sache, die du schon selbst herausfinden musst. Trotzdem würde ich immer noch gern wissen, wie sie aussieht.«
    »Du weißt bestimmt recht gut, wie sie aussieht, sicher hast du die Leute darüber reden hören.«
    »Natürlich habe ich das. Ich meinte auch nicht diese Art des Aussehens.

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