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Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Titel: Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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nicht …« Sie suchte nach dem richtigen Wort.
    »Logisch?« Johann sah sie überrascht an. »Du hast recht. Darüber habe ich noch nie nachgedacht.« Er schüttelte den Kopf. »Es ist tatsächlich nicht logisch. Den Grund dafür kann ich dir aber leider nicht sagen. Vielleicht weiß Veit es, der ist ziemlich klug, er war immer eine Leuchte in Griechisch und Latein.«
    »Beherrschst du ebenfalls fremde Sprachen?«
    »Ja, Latein und etwas Griechisch, aber bei Weitem nicht so gut wie Veit. Dazu recht ordentlich Französisch, etwas Englisch, leidlich Arabisch, ein paar Brocken Kastilisch – in Outremer gab es viele Völker mit vielen Sprachen.«
    Diese Auskunft trug nicht gerade zu Madlens Selbstvertrauen bei.
    Johann drehte nachdenklich den Griffel zwischen den Händen. »Mir ist der Grund eingefallen, warum man beim Buchstabieren De sagt statt Ed . Man macht es, weil man es sonst verwechseln könnte. Man sagt nicht Ed , weil man zum Te dann auch Et sagen würde, was genauso klingen würde wie Ed .« Er schien mit sich zufrieden zu sein, weil er das entdeckt hatte. Wenig später erwies sich jedoch seine auf den ersten Blick einleuchtende Erklärung als unbrauchbar, denn als sie zum El kamen, wollte Madlen wissen, womit man es verwechseln könne, wenn man es als Le buchstabieren würde, und überhaupt könne man ja auch Me statt Em und Ne statt En sagen, die Zahlen drehe man ja auch nicht so blödsinnig um. Zu dieser nicht zu widerlegenden Sichtweise fiel Johann nichts ein.
    Es sei halt so, meinte er von oben herab. Damit müsse sie sich abfinden und sich den Regeln fügen, das müssten alle Menschen tun, die das Lesen lernen wollten.
    Madlen bekam durch diesen kleinen Beweis seiner Unvollkommenheit wieder Auftrieb. Auch er war nicht allwissend, egal, wie viele Sprachen er beherrschte.
    »Gibt es eine Möglichkeit, wie ich es schneller lernen kann?«, wollte sie wissen.
    »Üben«, sagte er lakonisch. »Man muss die Buchstaben einzeln lernen, indem man sie immer wieder aufschreibt und sie sich vorsagt. Erst dann kann man irgendwann daraus Wörter bilden.«
    Sie schob das Kinn vor. »Ich will es lieber gleich mit ganzen Wörtern üben, denn ich bin sicher, dass das schneller geht. Wenn ich sehe, welche Buchstaben darin vorkommen, kann ich es mir besser merken. Wie schreibt man zum Beispiel deinen Namen?«
    Am Ende der Stunde wusste sie, wie man Johann und Mann und alt schrieb und dass es eigentlich kleine und große Buchstaben gab, doch Johann meinte, es sei vertretbar, die kleinen zunächst außen vor zu lassen, da sie das Ganze unnötig verkomplizierten. Madlen bestand jedoch darauf, auch die kleinen zu lernen.
    »Ich will richtig lesen können, nicht nur das, was ich selbst aufschreibe, sondern auch das von anderen Leuten«, erklärte sie entschieden.
    Johann nahm den Griffel und schrieb zu jedem Buchstaben des Alphabets den passenden kleinen dazu. Manche davon sahen aus wie ihre größeren Gegenstücke, manche jedoch völlig anders und sehr viel verschlungener, und Madlen unterdrückte einen Anflug von Verzweiflung.
    Zu ihrem Erstaunen gab Johann ihr nach der Stunde Aufgaben, die sie bis zum nächsten Unterricht erledigen sollte.
    »Suche aus allen Wörtern, die wir bisher durchgenommen haben, die einzelnen Buchstaben heraus und versuche, neue Wörter daraus zu bilden, so viele, wie dir einfallen. Und die ersten fünf Buchstaben des Alphabets lernst du auswendig und schreibst sie ab, jeden davon zehn Mal. Nur wenn du zusätzlich übst, kannst du es schneller lernen.«
    Das leuchtete ihr ein. Trotzdem ging ihr das alles viel zu langsam.
    Später in der Braustube wanderten ihr dauernd die Buchstaben im Kopf herum, sie ertappte sich sogar dabei, wie sie mit der Fußspitze welche in den Staub zog. Zu ihrer Freude fielen ihr auf Anhieb jede Menge Wörter ein. Beispielsweise Name oder malen . Immer wieder sagte sie sich die Buchstaben im Geiste vor, so, wie man sie buchstabierte, und dann wieder so, wie sie im Wort klangen.
    Dummerweise lenkte sie sich damit zu sehr von der Arbeit ab. Prompt missriet ihr eine Gruitmischung, sie gab zu viel von dem Hopfen hinein, den Johann vom Markt mitgebracht hatte. Sie war drauf und dran, es wegzuschütten, doch dann ließ sie das streng riechende Kraut mitkochen und hoffte, dass es nicht allzu bitter durchschmecken würde. Die Kräuterhändler fügten für gewöhnlich getrockneten Hopfen den von ihnen gefertigten Schlaftinkturen zu, man sagte ihm beruhigende und dämpfende Wirkung

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