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Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Titel: Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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war nahezu dunkel auf dem Hof, bis auf den schwachen Widerschein der Talgleuchten, die in der Schänke brannten. Johanns Gesicht war nicht zu sehen, nur der Umriss seiner großen Gestalt und seines Kopfes, auf dem die nachsprießenden Haare einen schwarzen Schatten bildeten.
    »Du hast Pläne, was diesen Wendel Hardefust betrifft, oder? Willst du dir dein Erbe zurückholen?«
    »Mir gehen einige Überlegungen durch den Kopf.«
    Sie begriff, dass er nicht darüber reden wollte.
    »Diese Ursel«, platzte sie heraus, bevor sie an sich halten konnte. »Was will sie von dir?«
    »Ich schätze, das, was du vermutest.«
    Ingrimmig stellte Madlen fest, dass sich schon wieder der Stachel der Eifersucht in ihr Fleisch bohrte. Sie kam sich hilflos und töricht vor und hasste sich dafür.
    »Ich habe ihr nie Anlass dafür gegeben«, führte Johann aus. »Wir kannten uns als Kinder, sie hat als Mädchen für mich geschwärmt, mehr war nie. Sie war damals schon etwas seltsam, und wie es scheint, ist es in all den Jahren seither nicht besser geworden. Ich habe sie nicht heimlich getroffen und habe es auch nicht vor.«
    Madlen ärgerte sich über die Erleichterung, die seine Worte bei ihr hervorriefen. Grollend beschloss sie, gründlich in sich zu gehen und ihre unangemessen heftigen Gefühle durch Beten zu bekämpfen. Gleich nachher, wenn sie allein in ihrer Kammer war.
    Doch eins wollte sie noch wissen. »Wo warst du letzte Nacht?«
    »Das hatte nichts mit dem zu tun, was du mir so wortgewaltig unterstellt hast. Ich musste mit jemandem sprechen, aber es war keine Frau.«
    Zu ihrem Unmut konnte Madlen sich abermals einer gewissen Erleichterung nicht erwehren. Es hatte durchaus nahegelegen, dass er zu einem Stelldichein gegangen war, wenn schon nicht mit dieser Ursel, dann mit einer anderen. Ganz Köln war voll von leichtlebigen Frauen, Madlen hatte bereits von etlichen gehört, die im Alltag ein höchst ehrbares Leben führten, aber heimlich bei Nacht in eigens dafür angemieteten Kammern gegen Geld Männer empfingen, die ihrerseits aus Sorge um ihr Ansehen ihre verbotenen Gelüste nicht öffentlich ausleben konnten. Manche dieser Frauen wurden gar von ihren Ehemännern zu ihrem frevelhaften Treiben ermuntert, denn es brachte wohl gutes Geld ein.
    »Wenn dieser nächtliche Ausflug mit deinen geheimen Plänen zu tun hat, so magst du diese für dich behalten. Nach den Drohungen dieses Hardefust will ich nur eines wissen: Sind Leib und Leben der meinen in Gefahr?«
    Johann zögerte mit der Antwort, schließlich meinte er: »Ich weiß es nicht. Wendel Hardefust ist ein Mann der Gewalt, das war er schon immer. Ich erinnere mich an einen Tag in meiner Kindheit, als meine Familie noch in der Rheingasse wohnte, genau wie die Hardefusts. Mein Vater war seinerzeit nicht in Köln, er war damals mit dem Erzbischof in die Schlacht von Bonn geritten. An jenem Tag kam Hardefust an unserem Haus vorbei. Einer unserer Knechte machte eine dumme Bemerkung, ich weiß nicht einmal, ob sie sich überhaupt gegen Hardefust richtete. Aber er sah es auf sich gemünzt. Er saß ab und ging mit der Reitpeitsche auf unseren Knecht los, schlug ihn halb tot. Meine Mutter wollte dazwischengehen, und da peitschte Hardefust auch sie, er war wie von Sinnen. Ich stürzte mich auf ihn, aber ich war nur ein kleiner Knabe, er stieß mich einfach in den Staub und schlug abermals nach meiner Mutter. Wir schrien um Hilfe, die Leute liefen zusammen und hielten ihn fest. Später bat er meine Eltern um Verzeihung, er behauptete, sich im Zorn vergessen zu haben. Er musste demütig auf den Knien vor ihnen rutschen und außerdem eine sehr hohe Buße bezahlen. Aber das hat den Vorfall natürlich nicht aus der Welt geschafft und seinen Hass nur geschürt. Aus irgendwelchen Gründen hat er meine Eltern verabscheut, vor allem meine Mutter, obwohl mein Vater und er ganz früher, als beide noch junge Männer gewesen waren, angeblich befreundet waren.«
    »Was für ein grausamer Mensch!«
    »Wenn du mich nicht länger hierhaben willst, weil du um euer Leben fürchtest, packe ich mein Bündel und gehe.«
    »Nein«, widersprach sie sofort. Er sollte bleiben. Mochte es auch Unheil bringen, sei es von diesem Hardefust oder von anderer Seite – sie wollte ihn nicht ziehen lassen, obwohl sie keinen Gedanken daran wagte, warum das so war.
    »Du wüsstest ja auch gar nicht, wohin«, versuchte sie, es vernünftig zu begründen. »Er würde dich überall finden, wenn er dich wirklich töten

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