Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Titel: Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
Vom Netzwerk:
Schreie fanden den Weg nicht mehr aus seinem Kopf heraus.
    Gott, dachte er. Wo bist du? Hat es dich je gegeben? Lachst du über unsere Narreteien, dort, wo du bist? Oder bist du nicht mehr als der Wind hinter den Hügeln, die wir für dich einnehmen sollten, so flüchtig wie der Atem jener, die in deinem Namen kämpften?
    Veit sprach zu ihm: Nein, es war nicht Gott, der uns gezwungen hat, bis zu den Knien in Blut zu waten. Nicht Gott hat diese Menschen hingeschlachtet, wir selbst waren es. Wir und unser Heer und der König und alle anderen, die es so wollten. Es war unser Wille, nicht der von Gott. Und jetzt ist es an uns, für unsere Taten um Vergebung zu bitten.
    Um Vergebung bitten. Für den Jungen, dessen Hand er abgeschlagen hatte. Für Ludwig, den armen Toren. Für all das Schreckliche, die vielen, vielen Sünden. Aber wen sollte er um Vergebung bitten? Es war niemand da. Er war allein.
    Johann erwachte mit einem keuchenden Atemzug. Sein Gesicht war nass, er hatte im Schlaf geweint. Der Traum wirkte noch nach, er fühlte die Einsamkeit wie einen dumpfen Schmerz, der ihm die Brust abdrückte. Wie leicht war es gewesen, als er noch hatte beten können, alle Last auf Gott laden konnte. Doch Gott war nicht mehr da.
    Nein, es gab niemanden mehr, den er um Vergebung anflehen konnte.
    Er drehte sich auf die andere Seite und döste wieder ein. Gerade begannen die Traumbilder ihn wieder zu umgaukeln, diesmal erfreulichere, die ihn erleben ließen, wie Juliana ihn wiedererkannte, als ein Geräusch ihn herumfahren ließ. Jemand war im Zimmer, er sah Kerzenlicht. Doch diese Erkenntnis kam zu spät, im selben Moment traf ihn ein harter Schlag an der Schulter. Johann brüllte auf, vor Schmerz und vor Schreck. Die Kerze war erloschen, in der Dunkelheit sah er nichts, und obwohl er sofort aufsprang, hatte sich der Angreifer blitzartig zurückgezogen und war bereits wieder auf der Stiege. Johann stürzte ihm mit Riesensätzen hinterdrein, er nahm die Stufen mit zwei gewaltigen Sprüngen. Dabei wurde ihm seine Größe zum Verhängnis, er krachte mit der Stirn gegen die Treppeneinfassung und sah Sterne. Am Fuß der Stiege kämpfte er torkelnd um sein Gleichgewicht, und als er sich in der Finsternis orientiert hatte, knarrte die Hintertür. Johann war mit einem einzigen Sprung dort. Er kriegte jemanden zu fassen und rang ihn mit ganzer Kraft nieder. Der Mann schrie unter seinem harten Griff um Gnade, und es dauerte einen Moment, bis Johann begriff, dass es Caspar war.
    »Er ist weg!«, schrie der Knecht. Er schluchzte auf, weil Johann ihm fast den Arm ausgerenkt hatte. »Er ist weg!«, wiederholte er. »Ich habe ihn durch den Garten fliehen sehen!«
    Ein Licht glomm in der Dunkelheit auf, der alte Cuntz kam aus seiner Kammer gestolpert, das Gesicht starr vor Schreck. Die Hand, mit der er die kleine Unschlittlampe hielt, zitterte so heftig, dass die Flamme auszugehen drohte.
    »Was ist?«, schrie er. »Wo ist Madlen?«
    »Ich bin hier«, kam es von oben. Der Alte fing an zu weinen und stammelte ein Dankgebet. Johann ging zu ihm und nahm ihm die Leuchte ab. Madlen kam im Hemd die Treppe herunter, das Haar aufgelöst bis zur Hüfte hängend, die Augen vor Furcht und Entsetzen aufgerissen. Irmla kroch unter der Treppe heraus, sie war nackt und hatte notdürftig ihre Cotte um sich gewickelt.
    »Der Mörder!«, stieß sie hervor. »Er war wieder da!«
    Alle starrten Johann an, und für einen absurden Augenblick war er davon überzeugt, dass sie ihn für den Mörder hielten, doch dann merkte er, dass sie auf seine Schulter blickten. Blut floss von dort herab, rann über seinen unbekleideten Körper und tropfte auf den Boden. Er sah es sich kurz an und entschied dann, dass ein Verband warten konnte. Es war nur eine oberflächliche Fleischwunde und fühlte sich nicht danach an, als seien Gelenk oder Knochen beschädigt.
    »Wir suchen nach dem Kerl«, befahl er knapp. »Vielleicht ist er noch in der Nähe und versteckt sich.«
    »Ihr seid nackt«, sagte Irmla missbilligend, doch der Blick, mit dem sie seinen Körper bedachte, war alles andere als abschätzig.
    Johann schob Madlen zur Seite und eilte nach oben, um sich etwas überzuziehen. »Caspar, hol Berni und Willi«, rief er, während er sich eilig Hemd und Beinlinge überstreifte und in die Stiefel stieg. »Sie sollen suchen helfen! Ihr könnt zu dritt gehen!«
    Als er wieder nach unten kam, hielt Madlen ihn am Arm fest. »Tu das nicht, Johann.«
    »Was?«, fragte er ungeduldig.
    »Geh

Weitere Kostenlose Bücher