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Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Titel: Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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Acht nehmen und ein paar Vorsichtsmaßnahmen treffen.«
    »Welche denn?«
    »Das entscheiden wir morgen. Heute Nacht bist du für unsere Sicherheit zuständig. Du hast morgen bis zum Mittag frei, wenn du bis Sonnenaufgang Wache hältst. Schaffst du das?«
    »Sicher«, sagte Caspar wegwerfend. Sein schmales junges Gesicht nahm einen besorgten Ausdruck an. »Geht es Madlen gut?«
    »Nicht sehr. Aber ich werde heute Nacht auf sie aufpassen.«
    »Du kannst ruhig schlafen, ich passe auf.«
    »Vielleicht hältst du besser einfach mal das Maul«, kam es missgelaunt aus der Dunkelheit hinter Caspar. »Damit überhaupt irgendwer schlafen kann.« Willi fügte noch etwas hinzu, das nicht zu verstehen war, doch dem Tonfall nach war es nichts Nettes.
    Johann fand, dass der Worte genug gewechselt waren. Er nickte Caspar zu und kehrte zum Haus zurück. Bevor er zu Bett ging, sah er kurz in Madlens Kammer. Sie hatte sich unter der Decke zu einer Kugel zusammengerollt und rührte sich nicht. Leise zog er sich auf sein Zimmer zurück und legte sich hin. Seine Schulter tat weh, und in seinem Inneren herrschte Aufruhr. Er machte sich Sorgen und hatte Angst, aber da war auch noch ein anderes Gefühl, das er zuerst nicht richtig einordnen konnte, nicht nur, weil er es so lange nicht gespürt hatte, sondern auch, weil es der Situation nicht unbedingt angemessen war. Im Grunde passte es überhaupt nicht, dass er so empfand, aber er tat es, tief in seinem Herzen. Es hatte damit zu tun, wie Madlen ihre Hände auf seine Schulter gelegt hatte. Es dauerte jedoch eine Weile, bis es ihm gelungen war, einen Zusammenhang zwischen ihren Händen auf seiner Schulter und diesem seltsamen Gefühl herzustellen, für das er endlich den Namen fand.
    Es war Hoffnung.
    Eine Woche später, Ende März 1260
    Der junge Hund tollte über den Hof, blieb an jeder Ecke, stehen und beschnüffelte ausgiebig alle Gegenstände, die ihm vor die Nase kamen. Ab und zu hob er das Bein und markierte das, was er für seinen neuen Besitz hielt. Den alten Spitz umrundete er mit fragendem Gebell, bevor er zögernd zu ihm hintapste und ihn aus der Nähe beroch. Der vermeintliche Widersacher hob kaum den Kopf, und bis auf ein kurzes, nicht unfreundliches Knurren gab er keinen Laut von sich. Es war lange her, dass er das letzte Mal gebellt hatte.
    »Scheint so, als hätten sie sich angefreundet«, sagte Johann, der auf der Brunneneinfassung saß und den neuen Hund aufmerksam beobachtete.
    Cuntz hockte ein paar Schritte entfernt auf einem leeren Fass, er schien erleichtert. »Es sieht tatsächlich so aus«, meinte er. »Anderenfalls hätte es Ärger geben können. Madlen hätte Spitz niemals dem Hundeschläger gegeben, sie hängt viel zu sehr an ihm. Schon als der letzte Hund starb, war sie wochenlang verzweifelt. Damals war sie sechs. Sie bestand darauf, das tote Tier auf den Friedhof zu bringen, und sie wollte nicht begreifen, dass Hunde dort nichts verloren haben. Sie schrie wie von Sinnen, als der Abdecker den Kadaver holte.«
    Johann begriff, dass diese Geschichte etwas damit zu tun hatte, dass der Spitz keinen Namen bekommen hatte, ebenso wenig wie der Kater und das Pferd. Madlen hatte Angst, allzu vertraut mit den Tieren zu werden, weil sie irgendwann starben und sie untröstlich zurückließen.
    Der neue Hund hatte jedoch bereits einen Namen, Johann hatte ihn Hannibal genannt und ihm beigebracht, darauf zu hören. Davon abgesehen war Hannibal schon leidlich gut erzogen. Johann hatte ihn bei einem Bauern mitgenommen, der ihn bisher mit durchgefüttert hatte und froh war, ihn los zu sein. Die meisten Welpen wurden gleich nach der Geburt ertränkt, die übrigen verjagt. Nur gelegentlich wurden welche am Leben gelassen und zum Wachhund abgerichtet. Mit acht Monaten war Hannibal noch nicht ausgewachsen, aber er war an die Kette gewöhnt und vor allem mit der angestammten Aufgabe eines Hofhunds vertraut – nämlich unbefugte Eindringlinge zu verbellen und vertreiben. Jeder, der die Hofeinfahrt betrat, löste sofort ein ohrenbetäubendes Gekläff aus. Am längsten hatte es gedauert, bis Hannibal sich an den alten Spitz gewöhnt hatte, doch inzwischen hatte er die Anwesenheit eines älteren Rüden akzeptiert, zumal dieser kaum noch genug Kraft hatte, sich vor seine Hütte zu schleppen und wenigstens ein paar Bissen von den Schlachtabfällen zu fressen, die ihm täglich hingeworfen wurden. Johann hatte für Hannibal einen eigenen Verschlag gebaut, näher zum Stall hin, von wo aus

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