Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin
die Tür zu. Dann deutete sie auf den Schemel. »Kannst du dich setzen?« Erklärend fügte sie hinzu: »Es ist schwer, mit jemandem zu reden, der so viel größer ist als man selbst.«
Ihr bemüht leichter Ton verfing nicht bei ihm, im Gegenteil, er versteifte sich, sein Blick wurde kühl. »Sag mir einfach, was du zu sagen hast, dann haben wir es hinter uns.«
Ihr sank das Herz, und für einen Augenblick wollte sie aufgeben. Sie mochte dem, was sie schon ertragen hatte, nicht noch die Demütigung hinzufügen, sich selbst grundlos zu erniedrigen. Er war von adliger Geburt und ein Ritter, sie dagegen bloß von einfachem Stand, und ihre Vereinbarung hatten sie nur auf Zeit geschlossen, wie konnte sie das außer Acht lassen und mehr wollen, als er zu geben bereit war? Doch dann straffte sie sich. Sie war nicht weniger wert als andere Frauen. Kampflos würde sie nicht aufgeben!
»Na gut.« Sie hob das Kinn. »Dann sage ich es eben. Du sollst mein Mann sein.« Sie blickte auf das flackernde Talglicht in ihren Händen und schluckte, denn das, was sie als Nächstes sagen wollte, fiel ihr schwer, obwohl es so wichtig war. Das Wichtigste von allem. Mit gesenkten Augen schloss sie: »Ich will nicht, dass du mich verlässt, denn … du bist mir wichtig. Ich brauche dich. Nicht nur, weil du mir hilfst, sondern weil … ich dich lieb gewonnen habe.« Jetzt war es heraus, und sie war erleichtert, dass sie es gesagt hatte. Doch das Schwerste kam erst noch. Sie musste ihn ansehen und seine Antwort abwarten. Mit einem Anflug von Verzweiflung hob sie den Blick und schaute ihn direkt an, und als sie sein Gesicht sah, war es ihr, als würde sie in ein klaftertiefes Loch stürzen. Noch nie hatte sie ihn so entgeistert gesehen.
Er starrte sie ungläubig an »Du hast was ?«
Sie merkte, wie sie glühend rot wurde. Um ihre Unsicherheit zu überspielen, wandte sie sich ab und stellte das Nachtlicht auf ihre Kleiderkiste. »Du hast mich genau verstanden, noch einmal sage ich es nicht.«
»Heißt das, du willst mich gar nicht rauswerfen?«
Verwirrt drehte sie sich zu ihm um. »Wie kommst du auf diesen dämlichen Gedanken?«
»Nun, als du mich hier hereingebeten hast, um mit mir zu sprechen … Deine ernste Miene …« Immer noch fassungslos, unterbrach er sich und schüttelte den Kopf. »Sagen wir es so: Ich habe deinen Rauswurf seit Tagen erwartet, weil du allen Grund dazu hattest. Ich allein bin schuld an Bernis Tod, denn ich habe einem Lügner geglaubt. Davon abgesehen hätte ich euch alle gar nicht erst dieser Gefahr aussetzen dürfen. Von Anfang an nicht.«
Von dem, was er da sagte, verstand sie nur, dass er sich für Bernis Tod verantwortlich fühlte.
Grollend meinte sie: »Von diesem ganzen Unsinn will ich nichts hören. Wie kannst du schuld an einem Mord sein, den andere begangen haben? Warum um alles in der Welt sollte ich dich deswegen rauswerfen? Du bist mein Mann ! Und setzt du dich nun endlich auf den Schemel?« Sie war laut geworden, sicher konnte Irmla sie unten hören, doch das war ihr egal.
Zögernd tat Johann, was sie wollte, und während er zu ihr aufblickte, stellte sie sich vor ihn hin. Nun, da er saß, war sie ein wenig größer als er, aber zu ihrem Leidwesen vermittelte ihr das nicht die erhoffte Überlegenheit.
» Willst du denn von hier weg, Johann?«
Offen blickte er sie an. Im Kerzenschein war seine Miene ernst und nachdenklich. »Ich weiß es nicht, Madlen. Das Leben eines Brauers – es ist nicht gerade das, was ich mir für meine Zukunft erhofft habe.«
Ihr Herzschlag verlangsamte sich, etwas in ihr wollte schrumpfen und sterben. Es war alles umsonst gewesen.
»Aber eins weiß ich ganz sicher«, fuhr er bedächtig fort. »Ich kann dich nicht mehr hergeben. Du gehörst zu mir. Und wenn das bedeutet, dass ich bis ans Ende meiner Tage zwischen Braukesseln leben muss, würde ich es tun.«
Sie lächelte mit zitternden Lippen, dann streckte sie beide Hände aus und legte sie um sein Gesicht. Er drückte ihre Finger gegen seine Wangen, drehte leicht den Kopf und küsste die Innenfläche einer Hand. »Wie kannst du einen Mann wie mich lieben?«
»Wie kann ich nicht?«, gab sie zurück.
»Ich bin ein hässlicher, viel zu alter, von Narben übersäter Dummkopf, der dich nicht verdient.«
»Du bist nicht hässlich.«
Er schien weitere Einwände zu erwarten, und als keine kamen, grinste er flüchtig. Sie kicherte unwillkürlich. Er zog sie auf seinen Schoß und legte die Arme um sie. Seufzend barg
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